Glückskekse
einzige Möglichkeit genommen, am Wochenende in einen Schwulenclub zu gehen. Den nächsten gibt es erst wieder in der Stadt und bis dahin musst du fast zwei Stunden fahren“, rede ich leise mit mir selber und bemerke gar nicht, wie sich jemand neben mich setzt. Erst als Hans leise aufbellt und ein näselndes „Hallo“ mich anspricht, schrecke ich aus meinem Selbstgespräch hoch. Und als wenn der heutige Tag noch nicht genug Schrecken gebracht hat, sitzt jetzt Gabriel neben mir. Und trotz des Gipses um seine Nase und den leichten Blaufärbungen um seine Augen, sieht er für mich noch immer wunderschön aus. Aber das will ich nicht denken.
„Hallo“, gebe ich zurück und will aufstehen. Doch er hält mich zurück.
„Bleib … bitte“, fordert er mich auf. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Aber anscheinend nimmt Hans mir die Antwort ab. Schwanz wedelnd legt er seinen Kopf auf Gabriels Oberschenkel und lässt sich von ihm kraulen. Alter Verräter. So bleibt mir nichts anderen übrig, als hier neben ihm sitzen zu bleiben. Allerdings werde ich mich nicht mit ihm unterhalten. Würde ja doch zu nichts führen.
„Du hast mir gestern die Nase gebrochen, Leo“, stellt Gabriel fest. Als wenn ich das nicht sehen würde, denke ich bei mir. Gebe aber keine Antwort.
„Und ich habe es verdient“, redet der Blonde weiter. Und obwohl ich nicht will, kommt doch ein leises, „hast du!“, über meine Lippen.
Minutenlang sagt keiner von uns was. Nur ein leises, zufriedenes Winseln kommt von Hans.
„Du willst nicht mit mir reden, oder?“, fragt Gabriel leise und zur Bestätigung nicke ich nur.
„Warum nicht?“
Wie soll ich denn auf solch eine Frage nicht antworten? „Weil, jedes Mal, wenn ich denke, dass ich mich normal mit dir unterhalten kann, ein Dämpfer kommt. Du tust mir weh. Ich kann einfach nicht mehr.“
Wieder herrscht eine bedrückende Stille zwischen uns. Die jedoch abermals von Gabriel unterbrochen wird.
„Tut mir leid. Ich wollte das nicht. Aber ich kann nicht anders. Wenn ich dich sehe, dann … ich kann einfach nicht anders.“
„Du kannst nichts anderes, als mir Schmerzen zu bereiten? Wie soll ich das denn verstehen?“
„Ich kann es dir nicht erklären. Du bist einfach so … Scheiße. Ich glaub, ich sollte lieber gehen. Und du mich vergessen“, seufzt der Blonde verzweifelt auf und will aufstehen. Doch diesmal bin ich derjenige, der ihn aufhält.
„Du kannst nicht einfach sagen, dass ich Scheiße bin und dann verschwinden! Rede mit mir, sag, was du so schlimm an mir findest“, fordere ich ihn mit scharfer Stimme auf.
Wieder ist es leise um uns herum. Während Gabriel Hans hinter den Ohren krault, sieht er mich die ganze Zeit von der Seite an. Langsam werde ich nervös.
Doch dann räuspert sich mein Gegenüber.
„Du bist alles andere als Scheiße, Leo. Im Gegenteil. Du bist süß, überaus gut aussehend, bist nicht dumm … denk ich auf jeden Fall. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte … das war in der Woche, bevor ich dich auf dem Klo … du weißt schon, da hab ich gedacht, dass du ein ganz besonderer Mensch sein musst. Ich hab Michael von dir erzählt. Und auch nach unserem nächsten, nicht ganz so erfolgreichen Treffen. Und ich hab ihm auch erzählt, dass du noch nie … ach Leo, das ist alles so schwer zu sagen. Und überhaupt, ich komme mir hier immer beobachtet vor. Können wir nicht woanders hingehen? Wo wir ungestört sind? Ich verspreche dir auch, dass ich genau da weiterrede, wo ich aufgehört habe. Bitte?“, fleht er fast und ich kann ihm diese Bitte einfach nicht abschlagen.
„Also gut. Lass uns zu mir fahren. Dann kann ich Hans auch gleich wieder abliefern. Und wenn wir nachher noch Lust haben, können wir uns ja eine Pizza bestellen. Okay?“
Lächelnd nickt Gabriel und zusammen gehen wir zu meinem Wagen.
„Wow, ein Jeep. Ein richtig kleines … oder besser, großes Schwulenauto. Ich hab schon an eurem Haus gemerkt, dass ihr nicht am Hungertuch nagt“, grinst er mich an.
„Tun wir nicht. Aber dein Porsche ist ja auch nicht von schlechten Eltern, oder?“
„Das ist nicht meiner. Gehört Michael. Ich darf ihn nur fahren, wenn er ihn nicht braucht. Ich selber habe kein Auto. Brauch ich auch nicht. Ich wohne ziemlich zentral und kann alles mit dem Bus erreichen“, erklärt er mir.
„Ach so. Was machst du eigentlich, außer nachts zu tanzen?“, frage ich neugierig.
„Ich studiere. Grafikdesign. Und wenn ich alles schaffe, dann bin ich zum
Weitere Kostenlose Bücher