Glückskind
komme.“ Er stand auf und stiefelte von dannen.
„Ich habe es falsch gemacht“, begann Darcy. Weiter kam sie nicht.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich spät abends nicht allein hier herumtreiben sollst?“
„Das ist doch albern. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich den ganzen Abend in meinem Zimmer sitze. Ich war doch nur …“
„Ganz genau. Du sitzt zehn Minuten an einem Automaten, und schon wirst du angemacht.“
„Er hat mich nicht angemacht. Er hat mir nur erklärt, wie man spielt.“
„Hör auf, mich zu beschimpfen“, verlangte Darcy aufgebracht.
Er zog sie vom Stuhl. „Dieser Cowboy wollte dir doch nicht aus purer Großzügigkeit einen Drink spendieren. Der wollte dich betrunken machen, und glaub mir, das wäre ihm bei dir nicht schwer gefallen.“
„Und selbst wenn, geht das nur mich allein etwas an“, erwiderte sie trotzig.
„Irrtum. Es ist mein Kasino, also geht es mich auch etwas an.“
Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. „Lass mich sofort los. Das brauche ich nicht. Wenn ich einen Mann wollte, der mich herumkommandiert, hätte ich gleich in Kansas bleiben können.“
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du bist aber nicht mehr in Kansas.“
„Mac?“ Serena, die genug gesehen hatte, kam einen Schritt näher und setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Möchtest du mich nicht vorstellen?“
Er wandte den Kopf und starrte seine Mutter an. Er hatte sie völlig vergessen.
„Natürlich. Serena MacGregor Blade, Darcy Wallace. Darcy, meine Mutter.“
„Oh.“ Längst nicht so geschickt wie Mac versuchte Darcy zu überspielen, wie peinlich ihr die Situation war. „Mrs. Blade. Wie geht es Ihnen?“
„Ich freue mich ja so, Sie kennen zu lernen. Ich habe Mac Ihretwegen schon ein Loch in den Bauch gefragt.“ Noch immer lächelnd, legte sie Darcy einen Arm um die Schultern. „Aber jetzt kann ich Sie ja selbst fragen. Wir nehmen einen Drink, Mac“, fügte sie hinzu, während sie Darcy mit sich zog. „Wir sind in der Silverlounge. Sag deinem Vater Bescheid, wo ich bin, ja?“ bat sie ihren Sohn.
In einer ruhigen Ecke der Cocktaillounge mit glänzenden Silbertischen und tiefschwarzen Polstersesseln fuhr Darcy mit den Fingern nervös über den Stiel ihres Weinglases. Sie wagte nicht, davon zu trinken.
„Mrs. Blade, es tut mir schrecklich Leid.“
„Wirklich?“ Serena lehnte sich entspannt zurück und musterte die junge Frau, die ihr gegenüber saß. Aus der Nähe sah sie noch hübscher aus. Große unschuldige Augen, ein Puppenmund, nervöse Hände.
Nicht der Typ, den ihr Sohn überhaupt anschaute. Sie wusste, dass er normalerweise große, schlanke Frauen bevorzugte. Sie kannte ihn außerdem gut genug, um zu wissen, i dass er ganz bestimmt selten, äußerst selten wegen einer Frau die Fassung verloren hatte.
„Mac hatte mich gebeten, heute Abend nicht allein ins Kasino zu gehen.“
Serena hob eine Augenbraue. „Ich wüsste nicht, was er für ein Recht dazu hätte.“
„Nein, schon … aber … Er fühlt sich verantwortlich für mich.“
Sie sagte es in einem so traurig bedrückten Ton, dass Serena sich ein Lachen verkneifen musste. Ihr schwante, dass ihr Sohn ein bisschen mehr als nur diese Verantwortung fühlte. „Er ist ein sehr verantwortungsbewusster Mensch. Aber jetzt müssen Sie mir alles erzählen.“ Sie lehnte sich vertraulich vor. „Ich möchte die ganze Geschichte hören, von Anfang an.“
„Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll.“
„Oh, am Anfang.“
„Also.“ Darcy betrachtete ihr Weinglas, dann riskierte sie doch einen Schluck. „Es kam alles nur, weil ich Gerald nicht heiraten wollte.“
„Wirklich?“ Erfreut rückte Serena näher. „Und wer ist Gerald?“
Eine Stunde später war Serena von Darcy vollends verzaubert und spürte, dass sich mütterliche Gefühle in ihr regten. Sie beschloss, ihre Stippvisite um ein paar Tage zu verlängern. „Ich finde Sie ungeheuer mutig.“
„Ich komme mir gar nicht mutig vor, Mrs. Blade …“
„Nennen Sie mich Serena“, fiel Macs Mutter ihr ins Wort. „Vor allem, weil ich vorhabe, ihnen einen unerbetenen Rat zu geben.“
„Ich weiß jeden Rat zu schätzen.“
„Verändern Sie nichts.“ Jetzt drückte Serena Darcys Hand. „Mac wird damit schon klarkommen, das verspreche ich Ihnen. Sie sind genau auf dem richtigen Weg.“
„Ich fühle mich von ihm angezogen.“ Darcy zuckte zusammen, dann schaute sie peinlich berührt in ihr leeres Glas.
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