Gluecksstern mit Schwips
„Nur noch ein winzig kleines Schlückchen.“
„Ich denke, du hast genug für heute Abend gehabt“, widerspricht Jim und nimmt mir das Glas aus der Hand.
„Komm, ich bringe dich ins Bett.“
Ehe ich protestieren kann, werde ich von zwei starken Armen hochgehoben. Sofort habe ich seinen Duft in der Nase. Herrlich. Es riecht, als ob ich mich kopfüber in Beeren mit Zimt gestürzt hätte. Ich schmiege meinen Kopf an Jims Brust und spüre den weichen Stoff seines T-Shirts auf meiner Haut.
„Du bist so stark“, murmele ich. Oh je, meine Hormonausschüttung muss enorm sein.
Jim lacht heiser. Sein Herz schlägt gegen seine Brust, genau unterhalb der Stelle, wo mein Kopf liegt. Bumm. Bumm. Bumm. Ich schließe meine Augen und genieße das Gefühl der Geborgenheit.
Sanft fährt mir Jim mit seiner Hand über das Gesicht. „Wir sind da.“
„Schon?“ Ich blinzele. Jims Arme halten mich noch immer umschlungen. Seine Augen ruhen auf mir. Sie sind eine Nuance dunkler geworden. Ich schlucke trocken. Seine Lippen sind ganz nah. Plötzlich bläst er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Instinktiv halte ich die Luft an. Mein Gott, dieser Mann ist so schön! Ich möchte ewig in seinen Armen liegen.
Es herrscht atemlose Stille zwischen uns. Jims Augen verengen sich zu Schlitzen. Dann beugt er sich zu mir herunter. Sein Dreitagebart berührt mein Gesicht und elektrisiert mich. Als sich seine Lippen auf meine legen, fühlt es sich an wie ein Stromschlag. Mein Herz setzt einen Atemzug lang aus. Die Welt um mich herum scheint stillzustehen. Es gibt nur noch mich und ihn. Jim. Seine Lippen fühlen sich genauso an, wie ich es mir immer vorgestellt habe, warm und weich. Sie schmecken exotisch und wild. Jede Zelle meines Körpers ist in Aufruhr, als seine Zunge meine Lippen teilt. Jim mag vielleicht ein Hinterwäldler sein, aber das ist definitiv der beste Kuss meines Lebens. Meine Hormone tanzen Samba, während ich versuche, nicht vor Verzückung in Ohnmacht zu fallen. Sein Bart fühlt sich viel weicher an, als ich es mir vorgestellt habe. Minutenlang hält er mich so in seinen Armen. Als sich seine Lippen von den meinen lösen, bleibe ich atemlos zurück.
Blinzelnd versuche ich , meine Umwelt wahrzunehmen. Jims Augen glühen wie zwei Kohlestücke. Sein Atem geht stoßweise, als er mich aus seinen Armen auf mein Bett entlässt. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Ziehe ihn zu mir herunter. Ich will mehr. Ich möchte diesen köstlichen Mann ganz für mich haben.
„Sara!“, reißt mich Jims raue Stimme aus meinen Gedanken. „Wir müssen damit aufhören!“
„Was?!“ Das war der wunderbarste Kuss meines Lebens. Ich will nicht aufhören!
Jim schüttelt traurig den Kopf.
„Aber warum?“
„Ich kann nicht“, sagt Jim gequält. Schlagartig bin ich wieder nüchtern. Mein Hormonspiegel purzelt gerade in den Keller und mein Hochgefühl ebenfalls.
„Verstehe“, flüstere ich. Ich hatte in meinem Liebestaumel völlig vergessen, dass Jim ja schwul ist! Vielleicht …
Er steht auf. Seine Haare fallen ihm wirr ins Gesicht. Ich balle meine Hand zur Faust , um der Versuchung zu widerstehen, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Stattdessen sage ich: „Entschuldige. Das war meine Schuld. Ich hätte dich nicht verführen dürfen.“
Jim beugt sich zu mir nach vorne und legt mir seine Fingerspitze auf den Mund. „Pssst, meine Wüstenblume. Mach dir keine Gedanken um mich. Schlaf jetzt.“
Ich öffne den Mund, um zu protestieren. Als ich sein gequältes Gesicht sehe, schließe ich ihn jedoch wieder.
Wie ein Schatten gleitet Jim aus meinem Schlafzimmer. Mein Herz klopft noch immer wie verrückt und mir ist schwindelig. Was habe ich nur getan?
Mit einem Schlag bin ich hellwach. Mein Kopf schmerzt als Folge meines übermäßigen Alkoholgenusses, und mein Körper fühlt sich irgendwie taub an, als ob er nicht zu mir gehöre. Was ist nur mit mir los? Jim!
Wenn ich meine Augen schließe, spüre ich noch immer seine Lippen. Was für ein Kuss! Sara! Der Mann ist schwul, schimpfe ich mich selbst. Und ein Hinterwäldler noch dazu. Das darf doch alles nicht wahr sein. Hätte mir jemand vor knapp einer Woche erzählt, dass ich einen fremden Mann bei mir beherbergen würde, hätte ich ihn für total verrückt erklärt. Das ergibt alles keinen Sinn! Also hier ist der Plan ... Ich werde einfach zur Tagesordnung übergehen, und so tun, als sei alles in Ordnung. Einfach so ...
Mist! Nichts ist in Ordnung. In meinem Kopf
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