Gluecksstern mit Schwips
gekommen und nicht zum Abendessen. “
Mein Vater schmunzelt.
„Wie ist er denn geworden?“, frage ich misstrauisch. Ich bin, was die Kochkünste meiner Mutter angeht, ein gebranntes Kind. Seit meine Mutter beschlossen hat, dass vegetarisches Essen das Beste für den Körper ist, gibt es nur noch Karottenpampe in verschiedenen Gewürzvariationen. Mal mit Curry, mal mit Kräutern, mal ganz pur und nur gekocht.
„Zumindest ist der Auflauf nicht angebrannt.“
Ich nicke.
„Was hältst du davon : Ich decke den Tisch, und du holst deine Mutter, einverstanden?“
„Ist es okay für dich, wenn ich schnell alleine nach meiner Mutter schaue?“, frage ich Jim .
„Ich freue mich darauf, mich mit deinem Vater ein bisschen zu unterhalten.“ Jim macht seine übliche Verbeugung, ganz zur Belustigung meines Vaters.
„Na gut, dann bis gleich.“ Ich drücke meinem Vater einen Kuss auf die Wange. Jim zwinkere ich im Vorbeigehen zu, was er mit einem Augenzwinkern seinerseits erwidert.
Das Gewächshaus meiner Mutter war früher mal der Hühnerstall und liegt etwas abseits vom Haupthaus. Als ich die kleine Holztür öffne, schlägt mir ein eigenartiger Geruch entgegen. Irgendwie gammelig-süßlich. Ich rümpfe die Nase.
Am Eingang stehen ein paar vertrocknete Tomatenpflanzen. Mitleidig betrachte ich die hängenden Triebe. Na, so weit kann es mit der Begeisterung für Pflanzen ja nicht sein! Im Hintergrund läuft lautstark Bob Marley. Das ist typisch. Ohne Bob Marley geht bei meiner Mutter gar nichts. Andere Kinder bekamen deutsches Liedgut zum Einschlafen vorgesungen, ich einen Song von Bob Marley. Insofern hat die Musik etwas Vertrautes für mich.
„Mama?“, rufe ich. Keine Antwort, was bei der Lautstärke nicht sonderlich verwunderlich ist. Also gehe ich den kleinen Weg, vorbei an einigen armseligen Rosenbüschen, bis ich schließlich meine Mutter inmitten von seltsam geformten Pflanzen finde. Mhm? Irgendwie kommen mir die Blätter bekannt vor. Über den Pflanzen befinden sich große Neonlampen. Im Gegensatz zu den übrigen Pflanzen im Gewächshaus scheinen diese hier prächtig zu gedeihen. Inmitten dieser Pflanzenpracht sitzt meine Mutter in ihrem Schaukelstuhl. Ein Erbstück meiner Uroma. Meine Mutter zieht kräftig an einer Zigarette. Meine Güte, das Ding ist ja so groß wie eine Kindertrompete! Ein süßlicher Duft zieht kurz darauf durch das ganze Gewächshaus. Süßlich. Irgendwoher kenne ich diesen Geruch. Plötzlich macht es Klick in meinem Kopf. Das letzte Mal, dass ich diesen Geruch in der Nase hatte, war in Südfrankreich. Damals hatten sich einige der Kerle einen ... ahhhhhhh ...
„Mama. Ist das Cannabis?“ Meine Mutter fällt fast aus ihrem Schaukelstuhl. „Mein Gott, Saraswati! Musst du mich denn so erschrecken?“ Sie kommt mit offenen Armen auf mich zugelaufen. Sofort bin ich von einer schweren Patschuli wolke eingenebelt.
„Mama, du weißt schon, dass Besitz und Anbau von Cannabis in Deutschland verboten sind!“
„Was?“ Meine Mutter sieht mich mit verständnislosem, leicht glasigem Blick an. „Die Musik ...“ Ich deute auf meine Ohren.
Meine Mutter nickt und wiegt die Hüften im Takt. Bob Marley schreit gerade:
Herb is healing of Nation, alcohol is the destruction ...
Wie passend! Kurz entschlossen befreie ich mich aus den Armen meiner Mutter und ziehe dem Schreihals den Stecker. Ah!
„Saraswati ! Was fällt dir eigentlich ein?“ Meine Mutter baut sich wie ein Mahnmal vor mir auf, die Hände in die Hüften gestemmt. „Du platzt hier in mein privates Reich und stöpselt mir einfach die Musik aus. Dabei hat Bob gerade so schön gesungen ...“ Sie nimmt einen Zug aus der Monsterzigarette. Die Spitze glüht dunkelrot. „Willst du auch einen Zug?“
Das ist echt zu viel für mich! „Mama, jetzt bietest du deinem Kind auch noch Drogen an!“, schreie ich.
„Saraswati, Pummelchen. Jetzt reg dich doch nicht so auf.“ Sie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht. „Du hast eine ganz schlechte Aura. Wirklich ganz schlecht.“
„Und du ... du spinnst und bist kriminell!“
„Sag mal, wie redest du eigentlich mit deiner Mutter?“
„Wie man eben mit einer Drogenabhängigen redet“, schimpfe ich. „Weiß Papa davon?“
„Ich habe deinem Vater erzählt, das s ich Heilpflanzen anbaue. Aus rein medizinischen Gründen.“ Sie zuckt mit den Achseln.
„Soso. Und das hat Papa geglaubt?“
„Also deine Schwester ist da deutlich toleranter als du.“
„Waaas?“ Ich
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