Gluecksstern mit Schwips
herrscht totales Chaos. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Jim. Jim. Jim. Immer wieder kreist der Name in meinem Kopf. Wenn ich meine Augen schließe, taucht sofort sein Bild hinter meinen verschlossenen Lidern auf. Jim, wie er lächelt. Jim, wie er mich ansieht. Jim, wie er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustet. Jim, wie er mich küsst!
Nicht an Jim denken, ermahne ich mich selbst. Was natürlich nicht funktioniert. Das ist genau das Gleiche wie mit dem Spruch „Und jetzt nicht an rosa Elefanten denken!“. Kaum ausgesprochen, schon schwebt das Bild eines rosa Elefanten durch meinen Kopf.
Ich stecke bis zum Hals in Schwierigkeiten. Eine Träne läuft mir die Wange herunter, getrieben von einer Mischung aus Wut über mich selbst und Schuldgefühlen darüber, Jim geküsst zu haben. Jetzt habe ich das Problem, von dem jede Singlefrau nur träumen kann. Ich bin in zwei Männer verliebt. Und davon ist auch noch einer schwul! Wie schlimm kann es bitte noch werden?! Stöhnend richte ich mich auf. Warum kommen solche Probleme immer, wenn man sie am wenigstens gebrauchen kann?
Das Telefon klingelt. Ein Blick auf das Display genügt. Florian! Mist. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen. Mein Magen zieht sich krampfhaft zusammen. Es war nur ein klitzekleiner Kuss. Mehr nicht ... nur ein Kuss.
Wo ich wieder bei einem Thema wäre, dass Anna und mich schon seit langem beschä ftigt. Wann fängt der Betrug an? Ich vertrete ja die Ansicht, dass der Betrug an dem Partner bereits im Kopf anfängt. Dann nämlich, wenn du dich für einen anderen Mann, als den an deiner Seite interessiert. Anna hingegen vertritt die Ansicht, dass man seinen Freund erst betrügt, wenn man mit einem anderen Mann schläft. Wobei sie auch da noch einmal unterscheidet zwischen: ob der Mann in ihr gekommen ist oder nicht. Wenn ja, ist es eine eindeutige Form des Betruges, wenn nein, ein Fast-Betrug. Heute ziehe ich es vor mich an Annas Theorie festzuhalten.
„Hallo!“ Ich räuspere mich verlegen.
„Guten Morgen , Schnuppelchen“, ertönt es gut gelaunt durch den Hörer. „Hast du gut geschlafen?“
Nein , habe ich nicht! Aber das behalte ich lieber für mich. „Ja, leider nur zu kurz.“
„ Zu kurz, warum?“
„Äh, ich habe gefeiert.“ Das ist nicht gelogen!
„Gefeiert?“ Die Freude ist aus Florians Stimme verschwunden und hat Misstrauen Platz gemacht.
„Ja, mit Anna! Stell dir vor, ich habe die Frostbeulen -Kampagne zusammen mit Melanie bekommen!“, verkünde ich schnell. „Und Jim wird unser männliches Model.“ Im gleichen Moment, als ich es gesagt habe, bereue ich meinen letzten Satz bereits.
„Herzlichen Glückwunsch! Wieso Jim?“, kommt es prompt zurück.
„Das war Annas Idee“, verteidige ich mich. „Sie findet, Jim sei einfach perfekt für die Rolle des Piraten.“
„ Mhm!“
„Und wie ist es bei dir?“, versuche ich , ihn vom Thema abzulenken.
„Sehr anstrengend. Ich bin den ganzen Tag unterwegs und hetze von einem Meeting zum nächsten. Aber am Sonntag komme ich definitiv zurück.“
„Sonntag erst? Ich dachte, du kämst schon morgen?“, frage ich, ein klein wenig erleichtert. Das gibt mir noch einen Tag Zeit, die ganze Sache mit Jim wieder ins Reine zu bringen.
„Ja, ich wäre auch lieber bei dir, aber ich bin vom Chef der Kanzlei noch zu einem Golfturnier eingeladen worden, was ich unmöglich absagen konnte.“
„Kein Problem“, sage ich. „Dann kann ich ja ohne schlechtes Gewissen zu meinen Eltern fahren.“
„Kommt Jim mit?“, fragt Florian.
„Äh, ja. Warum?“
„Ich finde, du verbringst ziemlich viel Zeit mit dem Kerl.“
Ich spüre, wie ich rot werde. Gott sei Dank kann Florian mich nicht sehen. „Ich würde lieber mehr Zeit mit dir verbringen“, sage ich schnell.
„Schnuppelchen, du weißt genau, dass ich das alles nur für dich tue. Schließlich sollst du stolz auf mich sein.“
„Von der Seite habe ich ein Golfturnier noch nie gesehen. Mir wäre es lieber, du wärst hier.“
Schweigen.
„Du, ich muss dann mal los. Bitte, fahr vorsichtig. Hörst du?“, sagt Florian.
„Ja, mache ich“, verspreche ich. „Du ...“
„Was?“
„Ich liebe dich!“
Schweigen.
„Ich hab dich auch lieb“, sagt Florian.
„Ich habe meinen Hamster lieb und mein Kleid ...“, schmolle ich.
„Du weißt genau, was ich meine !“
„Wieso kannst du mir nicht sagen, dass du mich liebst ?“
„Tue ich doch“, antwortet Florian.
„Ich liebe dich und ich hab dich lieb, das
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