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GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

Titel: GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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Irritationen. Trotzdem war ich noch in der Schule ihre allerbeste Freundin. Ich war so stolz darauf, in ihrem kapriziösen Dunstkreis verweilen zu dürfen, dass ich manchmal versehentlich die Nase höher trug als sie selbst. Die vage Hoffnung, dass Schönheit ansteckend sein könnte und sie mich mit diesem Beautyvirus infizieren könnte, ließen mich nicht von ihrer Seite weichen. Vor allem die unruhigen Zeiten der Geschlechtsreife veranlassten mich, mit einer Ansteckung zu spekulieren. Mein Wunsch, bald todkrank vor Schönheit durchs Leben zu ziehen, erfüllte sich nicht. Ich blieb gesund, im Sinne von unscheinbar. Beim Völkerball war ich stets die Erste, die das Leder an die Birne bekam. Beim Handball war ich stets die Letzte, die in eine Mannschaft gewählt wurde. Das Märchen „König Drosselbart“ ist auch heute noch mein Lieblingsmärchen, weil der gute König jenes Mädchen zur Braut erwählt hat, das seine Leibspeise „Königsberger Klopse“ kochen konnte. Seitdem mich meine Mutter in die Küche ließ, ist diese Mahlzeit das einzige Gericht, das ich sensationell gut hinbekomme.
    Zutaten:
    Eine Frau, die an Märchen glaubt.
    5 00 g Kalbsgehacktes
    500 g Rinderhack
    2 Stück Brötchen alt
    1 Stück Zwiebel
    2 Stück Eier
    1 Prise Salz
    1 Prise Pfeffer
    3 Blatt Lorbeer
    5 Stück Pimentkörner
    1 EL Kapern
     
    Soße
    3 EL Butter
    2 EL Mehl
    80 g Kapern und Kapernwasser
    200 ml Sahne
    1 Prise Muskat
    2 EL Limettensaft Brühe der gekochten Klopse
     
    Guten Appetit!
     

6. Kapitel
     
    „Ja, die Kindergarten- und Schulfreundschaft ist schon sehr lange her“, sinniere ich, wobei ich Marlene unauffällig von der Kasse aus beobachte und so tue, als würde ich im Terminkalender herumblättern, wobei ich ein Lied, das im Radio gespielt wird, aufmerksam mitsumme: „Marlene, eine von uns beiden muss nun gehn…“
    „ Sie wirkt beneidenswert ungezwungen“, denke ich. Als wäre nichts geschehen. Als wäre ihr alles gleichgültig. Als hätte sie Markus nie geliebt. Als hätte sie die Enttäuschung mit dem Fön weggeblasen. Die Erinnerung mit dem Zopf abgeschnitten. Die Sehnsucht mit dem Blondierpinsel übermalt und die Zweifel, zusammen mit den Haaren, in den Abfall gefegt. Aber ich kenne Marlene einfach zu gut, als dass ich auf ihre Unbefangenheit hereinfallen könnte. Wenn ich nur daran denke, wie sie damals vor zwei Jahren die Nerven behalten hat, als wir den Laden besichtigten, in dem wir heute arbeiten. Wir hatten beide den Friseurmeister in der Tasche und nun beschlossen, auf eigenes Risiko zu arbeiten. Unser Laden liegt in einer gut frequentierten Einkaufspassage. Weit und breit gibt es keine Konkurrenz. Nur Cafés und Boutiquen, von deren geschäftigen Treiben wir profitieren. Wir wussten damals natürlich genau, dass es für uns kaum etwas Genialeres geben würde, und nun hofften wir, bei der Besichtigung den Zuschlag zu bekommen. Der Makler nannte uns den Preis. Der war zu hoch, aber aufgrund der guten Lage durchaus zu erwirtschaften. Ich hätte am liebsten losgejubelt, aber beherrschte mich, weil Marlene meinen Eifer offenbar nicht teilte. Sie stolzierte selbstbewusst in den Räumen herum und kritisierte die minimalen Bauschäden, dabei trat sie dem Makler gegenüber so auf, als hätten wir noch viel bessere Angebote. Mir schlotterten die Knie, weil ich befürchtete, dass der Makler uns gleich an die frische Luft setzt, und vor allem, weil mir keine weiteren Angebote bekannt waren.
    „Nein“, sagte sie : „Der Laden ist viel zu teuer. Wenn Sie darauf bedacht sind, Ihre Miete auch zu bekommen, dann müssen Sie uns schon etwas entgegenkommen.“
    Der Makler ging nicht darauf ein, sondern verwies zu Recht auf die Lage und die Größe des Geschäfts. Aber Marlene ließ sich nicht beirren und beharrte auf einer Reduzierung, ohne dabei zu vergessen, den Makler bedeutsam anzulächeln. Der zuckte trotzdem mit den Schultern und komplimentierte uns freundlich aus den Räumlichkeiten hinaus. Ich schäumte vor Wut und sah meinen beruflichen Traum rasiermesserscharf an mir vorbeischrammen. Ich war bereits im Begriff, ins gegenüberliegende Café zu stürmen, um meinen Ärger mit einem Magenbitter zu betäuben, da rief der Makler Marlene plötzlich zu sich. Ich blieb stehen und beobachtete von weitem, wie sie diskutierten. Wie sie sich ihre langen Haare gestenreich aus dem Gesicht strich, auffallend laut lachte, ihm dann freundschaftlich die Hand reichte und er sie leicht an sich zog. Danach winkte sie mir

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