GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
Wohnbereichs vereinnahmt.
Heute ist der dritte Advent. Draußen fallen dicke Schneeflocken vom Himmel. Es duftet nach Stollen und Weihnachtsplätzchen, die Marlene natürlich gebacken hat. Wir sitzen alle gemeinsam im Wohnzimmer. Auf dem Tisch flackern Adventkerzen. Der Kamin knistert und verbreitet eine behagliche Atmosphäre. Puschel und Puscheline haben sich an meinen Körper geschmiegt und dösen friedlich vor sich hin. Erich liegt auf der Couch. Er muss noch eine Halskrause tragen, seine Bewegungsfreiheit ist noch sehr eingeschränkt. Meine allerbeste Freundin sitzt mir gegenüber. „Eins, zwei links, zwei rechts“, flüstert sie vor sich hin.
Ich beobachte sie lächelnd. Marlene strickt, und zwar einen Pullover für Erich. Ich kann nicht stricken, kann nicht backen und nur ein einziges Gericht wirklich gut kochen.
„Schmeckt’s?“, frage ich meinen Liebsten, der mit großem Appetit sein e Leibspeise verschlingt. Königsberger Klopse!
Übrigens führe ich keine Strichliste mehr. Ich fand es irgendwann albern. Die Tatsache, dass Marlene nun mal viel weniger den sexuellen Genüssen zugetan ist als ich, verleiht mir nicht das Gefühl der Überlegenheit. Sie hat andere Qualitäten, die sie mir gottlob nicht in Form einer Strichliste unter die Nase hält, denn dann läge ich verdammt im Hintertreffen.
Bin ich ein Glücksweib? Bin ich glücklich?
„Wollt ihr glücklich sein?“, hat uns damals Erich am Strand gefragt, als wir alle drei barfuß im Sand standen und unsere Partnerschaft in Form einer kleinen Zeremonie besiegelten. Erich hatte das kleine Fest heimlich, einen Tag vor unserer Fahrt auf die Nachbarinsel, zu Lilli, organisiert. Für einen Tag nahm er das gesamte Resort für uns allein in Miete. Gustl und seine Frau hatten das Anwesen in eine romantische Kulisse verwandelt. Ein weißes Zelt errichtet, unter dem sich eine festlich gedeckte Tafel mit feinem Porzellan, Kristallgläsern und bunten Blumenbuketts befand.
Marlene und ich trugen beide , wie von Erich gewünscht, ein weißes Kleid, während wir mit feuchten Augen seinen Worten lauschten:
„ Liebe Tosca, liebe Marlene, ich möchte diesen feierlichen Anlass nutzen, um mich bei euch zu bedanken, dass ihr mir verziehen habt und bereit seid, mit mir ein neues Leben zu beginnen. Dieses Leben ist eine Mutprobe für uns alle. Ich verspreche euch, dass ich euch lieben, achten und auf euch aufpassen werde. Ich möchte, dass wir alle gemeinsam glücklich werden. Glück ist aber kein Gefühl, das vom Himmel fällt, sondern Willenskraft erfordert. Ich kann euch nicht glücklich machen, wenn ihr es nicht selbst wollt.“
„Ja, wir wollen!“, haben wir gesagt . Anschließend haben wir uns gegenseitig die Ringe übergestreift.
Epilog
Zwei Monate nach unserer Thailandreise feierten Marlene, Erich und ich also unser erstes Weihnachtsfest. Wir hatten ein en prächtigen Weihnachtsbaum aufgestellt. Endlich! Wegen meiner früheren Wohnverhältnisse hatte ich seit Jahren keinen Weihnachtsbaum mehr schmücken dürfen. Marlene und ich stritten uns wegen dem Weihnachtsschmuck. Ich wollte es bunt, Marlene dezent. Erich musste schlichtend eingreifen, sonst hätten wir uns mit Kugeln und Tannenzapfen beworfen. Vor dem Kamin lag ein plüschiges Fell, das bei genauerem Betrachten zu frivolen Wünschen anstachelte, die leider erst mal auf Eis gelegt werden mussten. Dafür lasen wir unserem invaliden Herzblatt jeden Wunsch von den Augen ab. Erich wurde von uns gehegt und gepflegt wie der Weihnachtsmann.
Die Werkstatt hatte er zwischen den Weihnachtsfeiertagen geschlossen. Seine Auftragslage für das neue Jahr war grandios – wegen der niedrigen Zinsen für ihre Sparguthaben waren vermögende Leute fleißig dabei, auf seine Leistungen zuzugreifen und ein Stück ihres Vermögens in noblen Möbelhölzern anzulegen.
Das neue Jahr klang also vielversprechend, das alte hingegen, hatte noch eine Überraschung in petto, eine, die nicht auf dem Wunschzettel stand.
Das Klingeln am 2. Weihnachtsfeiertag, viel zu früh für einen Tag, an dem doch alle Welt nur eines will: Ausschlafen.
Ich rieb mir die Müdigkeit aus den Augen und öffnete die schwere Holztür. Wer stand da im Schnee vor unserer Liebesmühle und trieb mir spontan mehr Schweiß ins kaltumwehte Gesicht als die frivolste Phantasie vor dem Ofen? Ich hörte gedanklich das Sturmläuten der Kirchturmglocken. Eine alte, korpulente Frau, deren Haare genau so weiß waren wie der jungfräulich
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