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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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Befehl hin den Ankerstein herauf. Die Ruderer hockten sich an die Riemen und machten sich bereit, sie auszuhaken.
    »Das ist noch nicht genug«, sagte Schanherib. »Lass auch den Sohn des Tajti frei. Als Köder für mich hat er ja nun ausgedient.«
    In angemessener Entfernung schritt Asarhaddon mit wehendem Mantel auf und ab. Immer wieder blickte er in die Runde, als könne einer seiner Krieger ihm erklären,wie sich diese Situation bereinigen ließe. »Was kümmert dich der?«
    »Was kümmert er dich ?«
    »Aus allen vier Weltgegenden habe ich Geiseln an meinem Hof. Da er dich so dauert«, seine Stimme schlug höhnische Wellen, »versichere ich dir, dass er gut behandelt wird, wie alle anderen auch.«
    »Sollte Taharqa wahnsinnig genug sein, die Rückkehr zu wagen, wird ihn auch das Wissen um eine Geisel nicht abhalten. Aber dir geht es nicht um Taharqa. Auch nicht um den Wesir, der nicht die Art Mann ist, einen Aufstand anzuzetteln. Es ist allein der Wunsch deines Weibes, ihren Bettgefährten nicht zu verlieren.«
    »Genug davon!«
    Ich habe auch genug, dachte Schanherib. All die Anstrengungen begannen sich bemerkbar zu machen. Er hatte Mühe, seine Blicke wachsam wandern zu lassen, damit es keiner wagte, eine Waffe auf ihn zu richten. Jeder einzelne dieser Männer war geschickt genug im Umgang mit dem Bogen, um ihm einen Pfeil in den Kopf zu jagen, ohne Zakutu zu gefährden. Aber ihnen war auch klar, dass er im Sterben noch Kraft haben würde, die Frau zu töten. Er durfte keine Schwäche zeigen. Er drückte die Klinge fester an ihren Hals, so dass sie den Kopf recken musste, und bog zugleich den Arm in ihrem Rücken weiter hinauf. Zakutu japste und atmete schwer.
    »Wenn er frei ist, ergebe ich mich«, fügte er hinzu. Selbst noch entkommen zu wollen, war ohnehin sinnlos. Dies war ihm gelungen, als sich einige der Männer von Merits Toben hatten ablenken lassen. Aber jetzt nahte die Helligkeit des Tages. Jetzt konnte er sich nicht erneut im Schilf verstecken, mit nichts als demGesicht aus dem Wasser, während die Fackeln der dicht vorbeilaufenden Männer mehr blendeten, als dass sie die Gegend erhellten. Er würde es nicht einmal ans Ufer schaffen – unten warteten zwei bemannte Binsennachen. Einer hatte ihn hergebracht. Es war gewagt gewesen, sich am Ufer zu ergeben: Dass man ihn erschoss, war so wahrscheinlich, wie es nicht zu tun.
    »Lass ihn frei«, wiederholte er. »Es ging dir ohnehin nur um mich.«
    Zakutus Handgelenk war schlüpfrig von kaltem Schweiß. Ihre Knie bogen sich, und er musste noch fester zupacken. Sie schlug mit dem Hinterkopf gegen seine Brust und stieß einen schrillen Laut aus.
    »Du reißt ihr den Arm aus dem Gelenk!«, schrie Asarhaddon.
    »Wenn ich nicht Schlimmeres tue!«, gab Schanherib zurück. »Hatte sie nicht gesagt, ich hätte ihr Gewalt angetan? War es nicht so? Und du hast das geglaubt – damit fing doch das Elend an! Lass ihn frei! «
    »Nicht Nefertem«, heulte Zakutu, doch Asarhaddon beachtete sie nicht.
    »Assur möge dir sämtliche Dämonen der Unterwelt auf den Hals hetzen, Schanherib.« Er rief in Richtung des Zeltes: »Holt den Jungen heraus und lasst ihn gehen!«
    Das geschah schnell, Schanherib hörte das Metall brechen. Nefertem trat heraus. Und so benommen wie zuvor die Frauen ließ er sich zur Bordwand schieben. Er schwang ein Bein hinüber, und dann war er verschwunden.
    »Jetzt hast du deinen Willen. Ergib dich. Ergib dich, bevor du sie umbringst.«
    »Ja, das tue ich. Eines noch …« Schanherib blinzelteden Schweiß aus den Augen, sah auf Zakutu hernieder, die am ganzen Leib zu zittern begonnen hatte. Lange würde sie das nicht mehr durchstehen und er sie nicht mehr halten können. »Sag ihm, dass ich dir nichts antat. Dass es eine Lüge war.«
    Sie warf den Kopf herum. Ihre Lippen formten Worte, versprühten aber nur Schweiß. Als er sicher war, dass nichts sie dazu bewegen konnte, knickten ihre Knie ein. Er ließ sie los, um sie nicht tatsächlich zu verletzen. Was hätte es ihm noch gebracht? Er machte sich bereit, den Dolch auf die Planken zu werfen.
    »Es – es war eine Lüge«, hörte er die gekrümmte Gestalt zu seinen Füßen hervorstoßen. Der Rest ihres Gestammels verlor sich in Weinen. Es schien eine Rechtfertigung zu sein, aber er machte sich nicht die Mühe, hinzuhören. Er wandte sich der Bordwand zu, um sich abzustützen. Ihn schwindelte.
    Asarhaddon trat näher. Schanherib hob den Kopf. Aus schmalen Augen musterte der König ihn, heftete

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