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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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grausam sein, selbst die assyrischen? Es war doch eben erst geschehen, dass Schanherib sie so zart und dann mit solcher Inbrunst geliebt hatte, dass sie glaubte, vor Glück zu vergehen. »Er kommt zurück. Zurück!«
    »Dann stirbt er, was ändert das also? Besser, du musst nicht noch dabei zusehen, wie es ihn erwischt.«
    »Gütige Isis …« Sie wollte Asarhaddon anflehen, dass er von ihr abließ und sie zurück zu ihrem Bruder brachte. Rechtzeitig biss sie sich auf die Unterlippe. Kein Flehen. Sie würde diesen Mann überstehen. Sie musste nur daran denken, dass Schanherib der erste gewesen war, der sie besessen hatte. Er war noch in ihr, er erfüllte sie noch ganz und gar, ihren Leib, ihren Ka, ihr ganzes Sinnen. Asarhaddon konnte ihr nur noch Schmerzen zufügen. Was bedeuteten Schmerzen?
    Er richtete sich wieder auf und warf den Mantel ab. Stramm stand sein Penis vor seinem Bauch.
    »Du kannst mir nichts antun«, sprach sie ihre Gedanken aus. »Magst du dich König der vier Weltgegenden nennen, du bist nichts gegen ihn . Ich werde dich überhaupt nicht spüren. Er hat mir erzählt, warum du zusehen musstest, wie deine Frau sich an Nefertem vergeht: weil deine Männlichkeit sonst keine mehr ist.« Sie ballte die gebundenen Fäuste vor der Brust. »Geh schon,hol deine Frau, damit du nicht wieder scheiterst!«
    »Das sollte ich wirklich tun. Sie versteht es, selbst in einem toten Fisch noch die Lust zu wecken. Auch bei dir! Willst du, dass du dich unter ihr windest und ich dabei zusehe, wie du sie anflehst, ihre Zunge in dir spielen zu lassen? Aber vielleicht fallen ihr ja auch Dinge ein, die dir nicht so gefallen werden? Glaub mir, sie kann brutaler sein als ich. Du wirst noch darum flehen, dass nur ich dich nehme.«
    »Ganz gewiss, denn von dir bekäme ich ja nichts zu spüren, nicht wahr? Du drohst mir mit etwas, das bereits am Verdorren ist.«
    War wirklich sie es, die es wagte, derart einen Mann zu verhöhnen, vor dem sie schutzlos dalag? Erstaunt sah sie zu, wie er seinen Mantel wieder aufhob und rasch überwarf, damit sein Glied wieder bedeckt war. Er ging zu dem Tischchen, griff nach der Karaffe und schüttete roten Wein in einen Becher. Hastig trank er und wischte sich die rötlichen Weinperlen aus dem gelockten Bart. An seinem Hals spielten die Adern, sein Gesicht war erhitzt vor mühsam unterdrücktem Zorn.
    »Du wirst dich wundern, du kleine Giftschlange«, knurrte er. »Ich werde dich rammen, bis du einsiehst, wie stark mein Schwanz ist, und du danach den Verstand verlierst. Ich werde …«
    »Kannst du das auch mit Taten und nicht mit Worten?«, höhnte sie.
    Er schleuderte den Becher auf sie. »Halt den lästerlichen Mund!«
    »Bei jedem deiner schwächlichen Stöße werde ich Schanherib in dein Ohr schreien, damit du weißt, wem du niemals ebenbürtig sein wirst!«
    »Schweig, oder ich lasse dich auspeitschen und …«
    Die Rufe der Soldaten unterbrachen ihn. Merits Brustkorb schien unter den Schlägen ihres Herzens zu zerspringen, als sie darunter Schanheribs Stimme vernahm. Doch sogleich rann ihr kalter Angstschweiß über die Schläfen. War er freiwillig zurückgekehrt, um einen letzten sinnlosen Befreiungsversuch zu wagen? Oder hatten sie ihn gefangen?
    Asarhaddon eilte durch einen Spalt des Vorhangs. Draußen fluchte er lauthals. Merit rutschte mit dem Gesäß zur unteren Bettkante und streckte sich nach einer der Lederfesseln. Ihre Nägel splitterten, als sie am Knoten riss. Gab es hier nichts, mit dem sich das Leder durchschneiden ließ? Suchend ruckte ihr Kopf herum. Da war das Kästchen. Sie warf sich zurück, rollte auf die Seite, so weit es möglich war, und zog es zu sich heran. Aber auch darin war kein Messer, kein Dolch.
    Sie wollte nach der Karaffe greifen, um sie an der Tischkante zu zerschlagen – da brachen Licht und Lärm über sie herein. Verwirrt blinzelte sie. Schanherib stand nur wenige Schritte entfernt, in der Faust den Vorhang, den er mit einem Ruck heruntergerissen hatte. Seine Augen glühten wie die eines bis aufs Blut gereizten Raubtieres. In der anderen Hand hielt er einen Dolch erhoben, die Spitze wies auf seinen König. Auf seiner finster gekrausten Stirn stand die Frage, ob Asarhaddon bei ihr zu weit gegangen war. Merit schüttelte den Kopf.
    Er warf den Vorhang auf ihren Schoß. Dankbar hob sie den Stoff vor ihre Blöße.
    Asarhaddon redete auf ihn ein. Merit verstand nichts, aber es konnte sich nur um den Befehl handeln, sich zu ergeben.
    Schanherib wich zur

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