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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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Bordwand zurück, wo die Ruderbänke endeten, und ließ den Dolch abwehrend vor sich kreisen. Fünf, sechs Krieger waren in seiner Nähe, den Geräuschen an Deck nach zu urteilen, war das ganze Schiff voll von ihnen. »Was du mit mir machst, ist mir egal«, erwiderte er auf Ägyptisch – sie sollte verstehen, was vor sich ging. »Lass die Gefangenen frei, dann ergebe ich mich.«
    Verächtlich schnalzte der König mit der Zunge. »Du bist nicht gerade in der Lage, Bedingungen zu stellen, hm? Ein Befehl nur, und du bist mit Pfeilen gespickt.«
    Ein kaltes Lächeln umspielte Schanheribs Mund. »Und wo bleibt dieser Befehl? Ich kann’s dir sagen, der steckt im Mund deines Weibes. Aber dort wird sie ihn auch behalten, weil sie mich lebend will. Sicherlich hat sie sich bereits tausend hübsche Strafen für mich ausgedacht. Wenn du ihr nicht wenigstens zwei oder drei davon zugestehst, bist du das nächste Opfer ihres Zorns.«
    Zakutu, von der vorderen Kajütenwand Merits Blicken verborgen, bedachte ihn mit einem Schwall assyrischer Hassworte. Asarhaddon trat rückwärtsgehend in die Kajüte zurück. »Du irrst dich, Schanherib, wenn du denkst, ich scherte mich immer um ihre Wünsche.« Befehlend hob er eine Hand. Was er den Männern in seiner Sprache zurief, begriff Merit auch so: Tötet ihn .
    Sie glaubte ohnmächtig zu werden. Fest den Blick auf den Liebsten geheftet, hielt sie sich an einem der Bettpfosten fest, um nicht niederzusinken. Sie würde sich nicht abwenden, wenn er im Tod ihren Blick suchte; das schuldete sie ihm. Doch Schanherib beachtete sie nicht. So schnell, dass keiner begriff, was geschah, sprang er zur Seite, reckte sich nach jemandem, und als erwieder an der Bordwand stand, hatte er Zakutu in der Gewalt. Er wirbelte sie herum, so dass er ihren Rücken vor sich hatte, packte mit der linken Hand ihren Arm und hielt ihr mit der Rechten den Dolch an die Kehle.
    »Ich habe mit dem Töten auch keine Probleme«, warf er Asarhaddon heiser hin. »Also lass die Gefangenen frei!«
    Zakutu schien noch nicht begriffen zu haben, was ihr geschehen war. Unruhig bewegte sie sich und schüttelte die Schultern. Erst als die Klinge ihren Hals berührte, rannen Schweißperlen an ihren Schläfen hinunter, und ihre Haut wurde blass. Sie stand still.
    Asarhaddons ausgestreckter Finger deutete auf Merit. Er sprach einen Befehl. Einer der Krieger zog sein Schwert aus der Scheide und eilte auf sie zu. Furchtsam zog sie den Vorhang bis ans Kinn hoch. Er riss ihn ihr aus den Händen. Zweimal sauste das Schwert nieder, dann waren ihre Füße frei. Am Oberarm zog der Mann sie vom Bett herunter. Es gelang ihr gerade noch, das Kästchen an sich zu nehmen; sie wollte den Eroberern das Beutestück nicht lassen. Niemand hinderte sie daran. Während sie zur Bordwand gestoßen wurde, drehte sie den Kopf nach Schanherib, aus dessen Miene Bitterkeit sprach.
    Man zwang sie, über die Bordwand zu steigen, was ihr mit den gefesselten Händen nicht leichtfiel. Einen Herzschlag später fand sie sich im Fluss wieder. Noch viel zu benommen, schaffte sie es kaum, den Kopf über Wasser zu halten.
    »Ich hab dich, Mädchen, nicht strampeln!«, rief Mardak dicht bei ihr. Er trug sie ans Ufer, hielt sie einen Augenblick länger als nötig in den Armen und riebwohlig brummend den triefenden Bart an ihrer Wange, bevor er sie absetzte.
    »Und da ist schon die nächste.« Er schwamm zurück zum Schiff, um Tani in Empfang zu nehmen. Tani schrie ängstlich und wollte sich nicht von ihm helfen lassen, aber dann hatte er sie auf die Sandbank getragen und neben Merit zu Boden gelegt. Tani weinte und schlotterte. Aus einem Stoffbündel reckte Kawit ihren Kopf, zwang sich aus der Umarmung und schüttelte den triefnassen Leib. Erleichtert erkannte Merit ihr Kleid. Mit gefesselten Händen ließ es sich nicht anziehen, aber sie drückte es schützend an sich. Sie stand auf, reckte den Kopf nach Schanherib.
    Sollte sie ihn wirklich gleich nicht mehr wiedersehen? Das hatte sie vorhin auch geglaubt, und doch war er gekommen. Sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass er einfach nicht von ihr getrennt werden konnte.

    Ihr Anblick, so entblößt und auf entwürdigende Art gefesselt, hatte ihm fast den Atem genommen. Nicht viel hätte gefehlt, und er wäre blindwütig mit dem Dolch unter die Männer gefahren. Aber dann sagte er sich, dass ihr noch nichts Schlimmeres geschehen war; andernfalls hätte er es von ihrem Gesicht abgelesen. Zwei Männer zogen auf Asarhaddons

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