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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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Bediensteten. Und Nefertem!
    Merit löste sich von Tani und schlug die Hände vors Gesicht. Verzweiflung überkam sie. Fahrig versuchte sie mit dem Stoff ihres Kleides die Tränenflut zu trocknen. Tanis hilflos streichelnden Händen gelang es kaum, sie zu trösten.
    »Was machen wir jetzt?«, wisperte Tani.
    Merit schniefte in den Kleidsaum. Er war feucht, schmutzig und aufgerissen. »Wir müssen zurück.«
    Ein Zittern ging durch die Dienerin. »Das ist viel zu gefährlich!«
    »Eine andere Wahl haben wir nicht. Ich bin die Tochter des Tajti. Man wird uns nichts tun. Nefertem haben sie ja auch nichts getan. Ich meine, nichts wirklich Schlimmes, er lebt immerhin noch.«
    »Sie haben ihm die Hände gefesselt und ihn geschlagen! Herrin, das mag ja auszuhalten sein, aber sieh uns doch an. Wer soll uns denn glauben, dass du des HerrnMentuhoteps Tochter bist und ich deine Leibdienerin?« Sie strich über Merits Haare, die sicher nicht anders aussahen als der von der Nässe verklebte und zerzauste Schopf der Dienerin. »Du hast deinen Reif und deinen Halskragen verloren. Man wird uns für irgendwelche hergelaufenen Frauen halten. Niemand wird davor zurückschrecken, uns … uns …«, ihre Stimme brach.
    »Vater hätte uns früher wegschicken müssen«, klagte Merit. »Oder gar nicht mehr. Ich wünschte, wir wären jetzt bei ihm und könnten sehen, wie es ihm geht. Und Nefertem! Was geschieht bloß mit Nefertem? Ich muss es wissen!«
    Sie sprang auf, zerrte Tani mit sich und hastete durch den Schilfwald hinauf bis zum Saum des Ackerlandes. Das Schilf und das harte Gras hatten ihre Waden zerkratzt. Der Riemen einer der Sandalen war gelöst und sie musste ihn knoten. Deutlich waren die Hufabdrücke der assyrischen Pferde in der feuchten Erde zu sehen. Merit war nun fest entschlossen.
    Sie blickte noch einmal an sich hinunter und verschob das Leinen über dem Brustschal, so dass es beide Brüste bedeckte. Dann richtete sie ein Gebet an Ptah, den Schutzherrn der Stadt, und an ihren eigenen Schutzgott, dessen in Gold eingefasstes Emaillebildchen sie noch um den Hals trug. Sie hob es an die Lippen – Sobek, schütze uns!, flehte sie – und begann, in nördliche Richtung auszuschreiten, den Spuren der Assyrer hinterher.

3 . K APITEL
    Nefertem war überzeugt, dass keine schlimmeren Qualen auf ihn zukommen konnten. Sein Hintern brannte von dem zweistündigen Ritt, und seine Knochen und Muskeln taten weh, als habe man unablässig auf ihn eingeprügelt. Krämpfe erschütterten seine Schenkel, da er sie beständig anspannen musste, um nicht vom Pferd zu rutschen. Seine Peiniger hatten ihm nicht die Hände losgebunden oder wenigstens vorne gefesselt, damit er sich am Sattel festhalten konnte. Nein, sie hatten einen Gürtel um seine Mitte gelegt und daran ein Lederband, das ihn am Sattel hielt. Er wusste nicht, was er mehr hasste: das Pferd, die verrohten Männer oder ihren Anführer Schanherib, der zwar dafür sorgte, dass man ihn nicht schlug, aber von unerträglichem Stolz war.
    In der Nähe der Stadt ritten sie vorsichtiger. Der Hafen war voll von riesigen Schiffen, an deren Masten das assyrische Hoheitszeichen flatterte, die geflügelte Sonne. Memphis, die Waage der Länder Ober- und Unterägypten, die uralte Residenzstadt, berühmt für ihre Tempel, den weißummauerten Palast und die in der Ferne ans Himmelsgewölbe reichenden Pyramiden, war besiegt. Schanherib hatte seinen Speer gezogen und preschte mit durchgedrücktem Rücken in die Straße seitlich des Hathortempels, dass der Staub hinter ihm hochwirbelte. Das Tor des Pylons stand offen.

    Nefertem sah im Vorbeireiten, wie Sklaven unter der Aufsicht assyrischer Krieger die Tempelschätze herausschleppten und auf die Rücken von Eseln luden. Eine Priesterin war in die Knie gegangen. Sie reckte sich nach einer goldenen Statue der kuhohrigen Göttin der Liebe, die ein Mann auf seinem Rücken an ihr vorbeitrug. Über das geschminkte Gesicht der Priesterin liefen Tränen. Nefertem hoffte, nicht selbst weinen zu müssen.
    Immer tiefer tauchte die Kavalkade in das Gewirr der Straßen, die längst von assyrischen Truppen beherrscht wurden. Aus den Häusern erklangen Wehgeschrei, das tiefe zufriedene Stöhnen siegreicher Männer, das Klatschen von Händen und Gürteln auf die nackte Haut jener, die sich noch wehrten. Überall wurden vollgepackte Truhen und pralle Säcke herausgetragen. Was wertlos war – Körbe, Kleider, Tongeschirr –, zerbrach unter den Tritten der Assyrer

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