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Glühende Lust

Glühende Lust

Titel: Glühende Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Simon
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die Waffe an. Durch den dünnen Vorhang suchte sie die Brust des Mannes. Aber es gelang ihr nicht, richtig zu zielen. Es war, als hüpfe ihr Ka in ihrem Innern hin und her und ließ ihre Arme zittern.
    Eine Hand legte sich auf ihren Mund, ein kräftiger Arm zog sie vom Fenster weg. Nefertem stand vor ihr.
    »Bruder, du lebst«, hauchte sie. »Ich hatte schon befürchtet …«
    »Schhh.« Er hob einen Finger an die Lippen. »Kommt, rasch.«
    Am Arm zog er sie mit sich durch den kleinen Seiteneingang. Der Fackelschein reichte nicht bis hierher, und die Assyrer waren noch damit beschäftigt, zu prüfen, ob die reglosen Männer wirklich tot waren, wie Merit mit einem raschen Blick über die Schulter feststellte. Ihre und Tanis nackte Sohlen verursachten keinen Laut, als sie hinter Nefertem zum Bug des Schiffes huschten.
    »Springt und versteckt euch im Schilf«, befahl er.
    »Und du?«
    »Ich kämpfe.«
    »Nefertem, bist du wahnsinnig?« Mehr vermochte Merit nicht zu sagen, denn er verschloss wieder ihren Mund. Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn, hob sie hoch und warf sie mit der Kraft seiner jungen Jahre über die Bordwand.

    Merit strampelte in der Schwärze des Flusses. Ihre Füße berührten den Sand des Grundes und stießen sich davon ab. Trotz ihres Schreckens war ihr bewusst, dass sie so unauffällig wie möglich auftauchen musste. Nach einigen kräftigen Stößen ließ sie sich hinaufgleiten. IhrKopf gelangte ins Freie. Leise versuchte sie, zu Atem zu kommen. Doch ihr Keuchen erschien ihr so laut wie das Röhren eines aufgescheuchten Nilpferdes.
    Am liebsten wäre Merit wieder aufs Schiff geklettert, um ihrem Bruder beizustehen. Wenn er nur nichts Unbedachtes tat! Dann würde er leben. Sie würden den Sohn des Tajti nicht einfangen, nur um ihn zu töten.
    Merit entdeckte Tani neben sich. Erleichtert fasste sie ihre Hand, gemeinsam bewegten sie sich vorwärts. Die Strömung war hier nicht stark, auch wenn das Ufer noch ein gutes Stück entfernt war. Im Schatten der Barke waren sie unsichtbar. Das Rot des dämmernden Morgens spiegelte sich in den Kegelhelmen der Assyrer. Es bereitete den vier Männern keine Mühe, das Schiff ans Ufer zu bringen, auch wenn sie dazu einiges an Zeit benötigten.
    »Ich muss sehen, was sie tun«, flüsterte Merit. Tani und sie glitten unter dem Papyrusbündelsteven hinweg und verbargen sich lautlos im Schilf. Hier war das Wasser so flach, dass sie sich niederkauern mussten. Merit erschrak, als vor ihr die Fackel ins Wasser fiel und zischend erlöschte. Nacheinander sprangen die Männer von der Barke. Das Wasser spritzte unter ihren Füßen auf. Nefertem war mitten unter ihnen. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt, so dass er nur mühsam sein Gleichgewicht halten konnte. Merit glaubte zu bemerken, wie er sich rasch umschaute, aber er war klug genug, es unauffällig zu tun. Die Männer stapften die Böschung hinauf. Dort warteten Pferde.
    Der Große, der einzige ohne Helm – offenbar der Anführer –, richtete das Wort an Nefertem. Merit verstand nicht, was er sagte, und auch nicht ihres Bruders Antwort, die den Wilden nicht zufriedenzustellenschien. Der Assyrer schwang sich auf sein Pferd und ließ es um Nefertem herumschreiten. Seine Gestalt war ein schwarzer Schatten im fahlen Morgengrau. Als er seine Frage wiederholte, war seine Stimme gefährlich laut.
    »Wo ist deine Schwester?«
    »Sie ist – in Memphis geblieben«, antwortete Nefertem sofort, aber seine stockende Stimme hatte ihn verraten.

    Schanherib schüttelte die nassen Haare und strich sie sich aus der Stirn. Sie rochen erdig, wie der Fluss, der an Größe und Gewalt sogar den Tigris übertraf, an dessen Ufern sich die Mauern der Stadt Assur erhoben. Der Nil war tückisch. Die Ägypter hatten es nicht gewagt, in der Nacht zu segeln. Es lag an den Sandbänken, soweit er wusste. Oder an ihren feigen Herzen? An ihrer Überheblichkeit, die sie nicht hatte glauben lassen, dass sie wirklich in Gefahr waren? Dennoch hatten er und seine Männer Glück gehabt, dass alles so glatt verlaufen war. Die Ägypter hätten nur irgendwo weiter draußen ihre Barke festmachen müssen, schon wäre es ungleich schwieriger geworden, Asarhaddons Auftrag auszuführen.
    Schanherib lächelte in sich hinein. Er hätte es trotzdem geschafft. Der Großkönig und Beherrscher der vier Weltgegenden, der Hohe Priester des Assur, der heute noch Pharao sein würde, wusste, was er an seinem besten Krieger hatte.
    Er legte den Unterarm auf den

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