Glut der Herzen - Roman
Sensationspresse sie als berüchtigte
Giftmischerin. Sie glauben, Sie hätte Ihre Identität gekannt, ehe sie einen Fuß in dieses Haus setzte.«
»Angesichts des Pechs, das mich verfolgt, bin ich dessen fast sicher.«
»Wäre es so, und würden die Jones Ihren Tod wollen, hätte sie die ideale Gelegenheit gehabt, Sie zu vergiften, als sie mir die Wundsalbe und die Kräutermischung gab. Aber Sie erholen sich bemerkenswert gut.«
Sekundenlang verharrte Griffin reglos, dann nickte er knapp.
»Eine sehr interessante Beobachtung.« Seine Neugierde schien geweckt.
Ermutigt fuhr sie fort: »Überlegen Sie doch, Sir. Die Jones’ sind entweder über Ihre Identität nicht so gut informiert, wie Sie befürchten, oder aber sie sind nicht überzeugt, dass es Ihr Schicksal ist, zum Zerberus zu werden.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Griffin. »Das hätte mir schon eher einfallen müssen.«
Sein kalter, berechnender Ton war ihr unheimlich.
»Und die wäre?«, fragte sie.
»Ich kenne die Geschichte der Arcane Society so gut wie die Jones’. Mein Vater sorgte dafür, dass ich die alten Legenden kennen lernte, nur für den Fall, dass mich oder einen meiner Nachfahren der Fluch träfe.«
»Und?«
Griffin nahm seine Wanderung durch den Raum wieder auf. »Vor zweihundert Jahren war Sylvester Jones von seiner Formel zur Steigerung seiner psychischen Kraft so besessen wie Nicholas von seiner brennenden Lampe.«
»Und?«
»Von meinem Vater weiß ich, dass die alten Geschichten berichten, Sylvester hätte bei der Steigerung seiner Talente einen Teilerfolg erzielt. Doch seine Formel wies fatale Eigenschaften auf. Letztendlich wird jede Version seiner Formel zu einem langsam wirkenden Gift.«
»Und was folgt daraus?«
Wieder hielt er inne, diesmal vor dem Kamin. »Vielleicht halten die Jones’ sich mit Absicht zurück und warten ab, ob Nicholas wirklich der erfolgreichere Alchemist war.«
»Guter Gott«, sagte sie nur. Seine Schlussfolgerung verschlug ihr die Sprache, ehe sie zögernd fortfuhr: »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Mein Vater sagte, die Jones’ würden nicht wagen, die Formel des Gründers anzuwenden, weil diese so gefährlich wäre, doch vielleicht sind sie neugierig, ob die Lampe zur Steigerung von Talenten gefahrlos angewendet werden kann.«
»Glauben Sie wirklich, die Jones’ wären entschlossen, einen Selbstversuch Ihrerseits abzuwarten?«
»Warum nicht? Sollte die Lampe mich in ein menschliches Monstrum verwandeln, bliebe ihnen noch immer die Möglichkeit, mich zu vernichten. Wenn das Experiment aber klappt und ich ein stabiles Multitalent werde, können sie mich aus dem Weg räumen, sich die Lampe aneignen und versuchen, sie für sich selbst zu nutzen. Sicher werden sie problemlos eine Traumlicht-Deuterin finden. Immerhin haben sie Zugang zu allen Unterlagen der Arcane Society.«
»Um Himmels willen, Sie hätten zur Bühne gehen sollen,
Sir. Ihre argwöhnische Natur steigert alles ins Hochdramatische. Also gut, nehmen wir theoretisch an, Sie hätten recht. Wohin führen uns Ihre Folgerungen?«
»Leider werden Sie vorübergehend sozusagen als Gefangene in diesem Haus leben müssen.«
»Das hatte ich befürchtet.«
14. KAPITEL
Der grässliche Traum setzte ein wie immer.
Er steht am Fuße der Treppe und blickt in die Finsternis hinauf. Das Haus ist so ruhig und still wie ein Grab.
Er weiß, dass er zu spät kommt, doch er hat keine andere Wahl. Er steigt die Stufen hinauf, Angst und Verzweiflung lassen sein Blut in den Adern gefrieren. Die gespenstische Szene, die ihn erwartet, wird seine Welt in Stücke schlagen.
Er wird zu ihrer Rettung zu spät kommen.
»Aufwachen, Griffin. Sie träumen wieder.«
Adelaides Stimme riss ihn aus dem Albtraum. Er schlug die Augen auf und sah, dass sie sich über ihn beugte. Im fahlen Licht konnte er sehen, dass sie einen Morgenmantel aus Chintz und ein kleines Spitzenhäubchen trug. Haarsträhnen ringelten sich um ihre Schultern wie am Nachmittag, als er sie geküsst hatte. In ihrer Linken hielt sie eine Kerze in einem eisernen Halter.
»Sieh an, Florence Nightingale persönlich.« Er setzte sich an die Kissen gelehnt auf. Er wusste, dass er sich ungehalten anhörte. Er konnte nicht anders. Er schwitzte wie im Fieber, und sein Herz pochte noch immer heftig. Er
hasste es, dass sie ihn wieder in diesem Zustand sah. Ein beunruhigender Gedanke erfasste ihn. »Habe ich aufgeschrien oder gejammert?«
»Nein«, beruhigte sie
Weitere Kostenlose Bücher