Glut der Herzen - Roman
behalten.«
Sie kniff kaum merklich die Augen zusammen. »Mit anderen Worten, Sie folgten mir.«
»Natürlich. Im Moment liegen mir Gesundheit und Wohlbefinden Ihrer Person sehr am Herzen.« Er sagte es ganz ruhig. »Stieße Ihnen etwas Schlimmes zu, wäre es für mich eine Katastrophe. Wie schon erwähnt findet man jemanden mit Ihrem Talent nur selten. Für Sie Ersatz zu finden wäre ein großes Problem.«
»Ich verstehe«, sagte sie steif. »Wie schön zu wissen, dass man Wertschätzung genießt.«
»Adelaide, Sie können versichert sein, dass Sie im Moment für mich von allergrößtem Wert sind. Ich werde Sie wie meinen Augapfel hüten.«
»Bis ich die Lampe für Sie aktivieren kann.«
»Machen Sie sich keine Gedanken um die Zukunft. Für Ihre Sicherheit wird auch gesorgt, nachdem Sie die Lampe für mich aktiviert haben. Es ist das Mindeste, was ich als Gegenleistung erbringen kann.«
Ihre Mundwinkel verkniffen sich. »Haben Sie eine Ahnung, wer es vor dem Theater auf mich abgesehen hatte?«
»Noch nicht. Da ich mich jetzt schon viel besser fühle, werde ich auf der Straße die Parole ausgeben, dass ich Antworten
auf diese Frage möchte. Es wird nicht lange dauern, und wir werden mehr wissen.«
Sie seufzte. »Es muss einer der Bordellbesitzer gewesen sein, deren Etablissements ich überfiel.«
»Sehr wahrscheinlich. Sieht aus, als hätten Sie und ich etwas gemeinsam, Adelaide. Wir beide brachten es fertig, uns etliche Feinde zu machen. Aber in diesem Haus sind Sie sicher.«
Sie lächelte. »Weil keiner Ihrer Feinde weiß, dass der berüchtigte Direktor inmitten der Ruinen der St. Clare Street Abbey lebt?«
»Ich argwöhne, dass beispielsweise Luttrell meine Adresse sehr wohl kennt, so wie ich seine kenne, doch ich bezweifle sehr, ob einer meiner Konkurrenten, Luttrell eingeschlossen, es wagen würde, Sie aus diesem Haus zu entführen. Hier stehen Sie unter meinem Schutz.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Mit anderen Worten, wer mich ausschalten wollte, wird nicht riskieren, Griffin Winters’ Zorn zu erregen, um dieses Ziel zu erreichen.«
»So ist es.«
»Nicht einmal Luttrell.«
Griffin schüttelte mit Entschiedenheit den Kopf. »Dazu ist er zu sehr Pragmatiker. Er wird die Waffenruhe nicht brechen, nur um eine lästige Sozialreformerin aus dem Weg zu schaffen. Er weiß, dass dies erneut Krieg bedeuten würde. Überdies kann er sicher sein, dass ich ihm keinen zweiten Waffenstillstand anbieten würde. Der Kampf würde erst enden, wenn einer von uns den anderen umgelegt hat.«
Sie erstarrte. »So weit würden Sie gehen?«
»In meiner Welt ist mein Ruf das Einzige, was ich habe. Es kostete mich zwanzig Jahre, um ihn zu schaffen. Ich kann nicht zulassen, dass ein Rivale ihn vernichtet.«
»Nein, natürlich nicht«, murmelte sie. Sie griff nach ihrer Kaffeetasse. Sein Ruf war es also, der ihm am Herzen lag. Persönliche Gefühle spielten keine Rolle. Ich habe keinen Grund, mich so niedergeschlagen zu fühlen, ermahnte sie sich. Welche Antwort hatte sie denn erwartet?
»Wie gesagt, hier sind Sie sicher, Adelaide.« Griffin nahm einen Schluck Kaffee und senkte die Tasse. »Ich kann Sie beschützen, falls ich nicht vorher zum Zerberus werde. Sobald ich von diesem Problem befreit bin, kann ich mich wieder auf andere Probleme konzentrieren.«
»Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen«, sagte sie, »ich bezweifle sehr, dass Sie Gefahr laufen, ein Ungeheuer zu werden.«
»Leider gibt es keinen gangbaren Weg, die Arcane Society, speziell die Familie Jones, von der Weisheit Ihrer Meinung zu überzeugen.«
Erschrocken hielt sie mit ihrer Tasse auf halbem Weg zum Mund inne. »Was um Himmels willen hat die Arcane Society mit dieser Situation zu tun?«
»Sollte die Familie Jones entdecken, dass ich den Fluch der Winters erbte, wird sie alles unternehmen, um mich zu vernichten.«
Plötzlich hatte sie das Gefühl, aus dem Raum wäre die Luft entwichen, und musste zweimal ansetzen, bis sie ein Wort herausbrachte.
»Ich... ich verstehe wohl nicht«, stieß sie hervor. »Was meinen Sie damit?«
»Nicholas Winters war überzeugt, stark genug zu sein, um alle drei Talente handhaben zu können.«
»Ja. Das sagten Sie bereits.«
»Er glaubte, einige seiner Nachfahren würde diese Fähigkeit erben. Die Society steht dieser Theorie sehr ablehnend gegenüber. Sollten die Jones auch nur den leisesten Verdacht schöpfen, dass ich Anzeichen zeige, ein Zerberus zu werden, werden sie mich wie den tollwütigen Hund
Weitere Kostenlose Bücher