Glut der Herzen - Roman
ihn.
»Woher wussten Sie dann, dass ich träumte?«
»Zwischen unseren Zimmern gibt es eine Verbindungstür«, rief sie ihm in Erinnerung. »Ich spürte Ihre Traumlicht-Energie.«
»Verdammt, in diesem Haus ist kein Privatleben mehr möglich.«
Sie fasste seine Schulter an. »Sie zittern, und doch ist Ihre Haut kalt. War der Albtraum von der Sorte, wie Sie ihn mit dem Einsetzen Ihres zweiten Talents erlebten?«
»Es ist eigentlich ein alter Traum. In jüngeren Jahren suchte er mich oft heim, verblasste aber mit der Zeit. Ich dachte schon, ich wäre ihn endgültig losgeworden, aber seit meine neue Kraft einsetzte, kam er mit aller Gewalt wieder.«
»Psychischer Stress verzögert den Heilungsprozess. Hören Sie auf zu grollen und lassen Sie zu, dass ich Sie einschläfere.«
»Nein.«
»Bitte«, schmeichelte sie. »Sie wollen doch rasch wieder gesund werden. Ich kann Ihnen dabei helfen.«
»Ich sagte Nein.«
»Griffin, Sie sind in diesem Punkt richtig stur und das wissen Sie.«
»Sie glauben, dass meine Weigerung, mich einschläfern zu lassen, purem Eigensinn entspringt, aber da irren Sie sich«, entgegnete er matt. »Das schwöre ich.«
»Warum wollen Sie sich denn nicht von mir helfen lassen?«
»Weil alle meine Sinne schlafen, wenn ich im Tiefschlaf liege.«
»Ich verstehe.« Ihr Ton wurde weicher. »Sie spüren, dass Sie die Kontrolle verlieren. Sie befürchten, nicht rechtzeitig zu erwachen, sollte etwas passieren.«
»Ich bin es nicht gewöhnt, so fest zu schlafen, Adelaide. Es ist, als wäre ich bewusstlos.«
»Nun, in gewissem Sinn sind Sie tatsächlich bewusstlos«, gab sie zu. »Aber ich wüsste eine Lösung.«
Er sah sie wachsam an. »Und die wäre?«
»Sie benötigen zur Förderung der Wundheilung nur zwei Stunden tiefen Heilschlaf pro Nacht. Wenn Sie sich einschläfern lassen, verspreche ich, dass ich in genau zwei Stunden komme und Sie wecke. Genügt Ihnen das?«
Er überlegte. »Die Heilung wird durch den Tiefschlaf tatsächlich beschleunigt?«
»Ja.«
»Ich brauche meine Kraft«, sagte er.
»Wenn Sie sich täglich zwei Stunden in Heilschlaf versetzen lassen, wird Ihre Genesung doppelt so schnell vonstattengehen.« Sie hielt inne. »Dass die Zustimmung zu dieser Therapie Vertrauen voraussetzt, sehe ich ein.«
Sein Entschluss stand fest. Er ließ sich tief in die Kissen sinken.
»Schläfern Sie mich ein«, befahl er.
Sie legte ihre Fingerspitzen auf seine Stirn, und er spürte ihre Energie knisternd in seinen Sinnen.
Er schlief ein.
15. KAPITEL
Just als Basil Hulsey einen kleinen Wedel der Amelia amazonensis abriss, wurde die Tür des Labors geöffnet. Luttrell und einer seiner Gorillas, ein auffallend muskulöser Mann mit den Bewegungen eines Raubtieres, traten ein.
»Guten Morgen, Dr. Hulsey«, sagte Luttrell. »Was macht die Traumforschung?«
Hulsey fasste sich mit Mühe. Der Gorilla machte ihn nervös, doch es war Luttrell, der ihm echte Angst einflößte.
Auf den ersten Blick hätte man Luttrell niemals den mächtigen Unterweltboss angesehen, dem eine Kette von Bordellen, Opiumhöhlen und anderen anrüchigen Unternehmen gehörten. Er sah so gar nicht aus, wie man sich einen Meisterverbrecher vorstellte.
Luttrell war Ende dreißig, ein gut aussehender, stattlicher, stets elegant gekleideter Mann. Erst wenn er den Mund aufmachte, verriet seine Sprache andeutungsweise den Tonfall der Straße.
In der Atmosphäre, die ihn umgab, lag die kalte Aura der Macht. Sie spricht auch aus seinem eiskalten Blick, dachte Hulsey. Luttrells Augen waren die einer Viper - wenn es blauäugige Schlangen gegeben hätte.
»Die Arbeit geht gut voran, Sir«, sagte Hulsey. »Dank
Ihrer Großzügigkeit und Ihrer Wertschätzung der komplexen Natur wissenschaftlicher Forschung. Ich denke, dass wir in wenigen Tagen das erste Experiment mit einem menschlichen Versuchsobjekt machen können.«
Er legte das Blatt behutsam auf den Labortisch. Bislang waren die Experimente mit dem zarten Farn, den er gestohlen hatte, enttäuschend verlaufen. Er hatte eine oder zwei interessante chemische Verbindungen gewinnen können, seine Intuition aber sagte ihm, dass die Pflanze sehr viel intensiver wirken konnte.
»Das freut mich zu hören«, sagte Luttrell, den das Thema sichtlich langweilte. »Jetzt möchte ich sehen, ob die neuen Geräte fertig sind. Sie sagten, sie wären bald einsatzbereit.«
»Ja, natürlich, Sir«, murmelte Hulsey mit unterdrücktem Seufzen. Ein neuer Monat, ein neuer Chef. In letzter Zeit
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