Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
geradem Rücken. Sie sah ruhig und gelassen aus, bis auf ein paar vereinzelte Haarsträhnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. Bei ihrem engelsgleichen Anblick käme niemand auf den Gedanken, dass sie imstande war, einen Kleiderschrank in Brand zu stecken, in dem sich Dr. Harrow befand. Leo hatte zwar angemerkt, dass es keine besonders kluge Idee gewesen war, aber immerhin konnte man ihr einen gewissen entschlossenen Mut nicht absprechen. Und es hatte sie an das gewünschte Ziel geführt.
Kev hatte es beinahe leidgetan, dass Leo Dr. Harrow völlig unversehrt aus dem Schrank geholt hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kündigte Amelia an, dass der Besuch nun ein Ende nehmen musste, da Cam Ruhe brauchte. Der Wachtmeister verabschiedete sich, ebenso wie Noah und die Dienerschaft, bis nur noch die engsten Familienmitglieder anwesend waren.
»Ich glaube, Dodger ist unters Bett geschlüpft.« Beatrix bückte sich und hielt nach ihm Ausschau.
»Ich will mein Strumpfband zurück«, sagte Miss Marks übelgelaunt und kniete neben Beatrix auf dem Teppich nieder. Leo beobachtete Miss Marks mit heimlichem Interesse.
Währenddessen überdachte Kev seine Beziehung zu Win.
Anscheinend war seine Liebe zu ihr erbarmungslos, exotischer und süßer und verstörender als Roh-Opium. So lebensnotwendig wie der Sauerstoff in der Luft. Er hatte es so schrecklich satt, dagegen anzukämpfen.
Cam hatte Recht. Man konnte nie mit Gewissheit vorhersagen, was einem die Zukunft brachte. Aber er konnte eines tun, und das war, Win zu lieben.
Also schön.
Er würde diese Liebe zulassen, würde Win in sein Leben lassen, ohne Zögern und Zaudern. Er gäbe sich geschlagen. Würde endlich aus den Schatten treten. Er atmete tief ein und ließ die Luft langsam entweichen.
Ich liebe dich , dachte er und sah Win an. Ich liebe jeden Teil von dir, jeden Gedanken und jedes Wort … das ganze faszinierende Sammelsurium an Dingen, die dich ausmachen. Ich brauche dich, will dich, begehre dich. Ich liebe dich in allen Stadien deines Lebens, wie du warst, wie du jetzt bist
und wie du sein wirst. Du bist die Antwort auf jede Frage, die mein Herz zu stellen vermag .
Und es schien so einfach zu sein, nun da er endlich aufhörte, gegen seine Gefühle anzukämpfen. Es schien völlig natürlich und genau das Richtige zu sein.
Kev war nicht sicher, ob er vor Win oder seiner eigenen Leidenschaft für sie kapitulierte. Er wusste nur, dass es kein Zurück mehr gab. Er hatte sich für sie entschieden. Und er würde ihr alles geben, was er besaß, jeden Teil seiner Seele, selbst den zerrüttetsten Scherbenhaufen.
Ohne ein einziges Mal zu blinzeln, starrte er sie eindringlich an. Er fürchtete, dass jede noch so kleine Bewegung seinerseits zu einer Kettenreaktion führen könnte, die nicht mehr zu kontrollieren war. Womöglich würde er sich auf sie stürzen und sie aus dem Zimmer zerren. Die Vorfreude war köstlich, wo er nun doch wusste, dass sie bald ihm gehörte.
Angezogen von seinem Blick sah Win zu ihm. Was auch immer sie in seinem Gesicht las, ließ sie erröten. Ihre Finger flogen an ihre Kehle, als wolle sie ihren eigenen rasenden Puls beruhigen. Das verzweifelte Verlangen, sie in seinen Armen zu halten, war beinahe unerträglich. Kev wollte von der Röte auf ihrer Haut kosten, ihre Hitze mit den Lippen und der Zunge in sich aufnehmen. Seine Begierde steigerte sich ins schier Unermessliche, und mit bloßer Willensstärke versuchte er, Win zu überreden, das Zimmer zu verlassen.
»Entschuldigt mich«, murmelte Win und erhob sich derart anmutig von ihrem Stuhl, dass Kev sein Verlangen kaum zügeln konnte. Ihre Finger zitterten
wieder leicht, diesmal in der Nähe ihrer Hüfte, als seien ihre Nerven zum Reißen gespannt, und am liebsten hätte er ihre Hand gepackt und liebevoll an den Mund geführt. »Ich lasse dir jetzt deine wohlverdiente Ruhe«, sagte sie mit bebender Stimme zu Cam.
»Vielen Dank«, murmelte Cam vom Bett aus. »Kleine Schwester … vielen Dank für …«
Als er zögerte, sagte Win mit einem raschen Grinsen: »Ich verstehe schon. Schlaf gut!«
Ihr Lächeln verschwand, als sie einen Blick auf Kev riskierte. Hastig verließ sie den Raum.
Noch bevor eine weitere Sekunde verstrichen war, hatte sich Kev ebenfalls erhoben.
»Wohin wollen die beiden nur so überstürzt?«, erklang Beatrix‘Stimme unter dem Bett.
»Sie wollen Backgammon spielen«, erwiderte Miss Marks eilends. »Ich glaube, sie hatten erwähnt, ab und an eine Runde
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