Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
bestimmte Beschwichtigungen. Als er zu taumeln begann, musste ihn Amelia fester umarmen, während Kev ihn an den Schultern packte, damit er das Gleichgewicht nicht verlor.
Cam hob den Kopf und sah zu seiner Frau. »Ich habe heute Morgen Kaffee getrunken«, erklärte er ihr. »Der ist mir wohl nicht bekommen.«
»Das habe ich schon gehört«, sagte Amelia und legte ihm zärtlich die Hand auf die Brust. Sie warf Kev einen besorgten Blick zu. »Seine Augen huschen so unruhig hin und her.«
»Er ist vollgepumpt mit Rauschmitteln«, sagte
Kev. »Wir haben ihm gegen das Herzrasen Roh-Opium gegeben, bevor Win das Gegengift brachte.«
»Wir sollten ihn nach oben schaffen«, sagte Amelia, die sich mit dem Ärmel über die nassen Augen fuhr. Mit lauter Stimme wandte sie sich an den älteren Mann mit Bart, der außerhalb der Gruppe stand. »Dr. Martin, begleitet uns bitte hinauf, damit Ihr den Gesundheitszustand meines Gatten in Ruhe beurteilen könnt.«
»Ich brauche keinen Arzt«, protestierte Cam.
»An deiner Stelle würde ich mich nicht beschweren«, belehrte ihn Amelia. »Ich bin versucht, mindestens ein halbes Dutzend Spezialisten aus London kommen zu lassen.« Sie machte eine Pause und blickte zu Noah. »Seid Ihr der Gentleman, der Mr Rohan geholfen hat? Wir stehen tief in Eurer Schuld, Sir.«
»Ich würde alles für meinen Cousin tun«, erwiderte Noah.
»Cousin?«, wiederholte Amelia mit aufgerissenen Augen.
»Das erkläre ich später«, sagte Cam und machte einen torkelnden Schritt. Augenblicklich waren Noah und Merripen an seiner Seite und brachten ihn halb ziehend, halb tragend den großen Treppenaufgang hinauf. Die wild durcheinander redende Familie folgte ihnen auf den Fersen.
»Das sind die lautesten Gadjos , die ich je getroffen habe«, bemerkte Noah.
»Das hier ist noch gar nichts«, sagte Cam schwer keuchend. »Normalerweise sind sie viel schlimmer.«
»Moshto!«, rief Noah kopfschüttelnd.
Cams Privatsphäre wurde völlig missachtet, als er
ins Bett gelegt wurde und Dr. Martin mit seinen Untersuchungen begann. Amelia unternahm ein paar halbherzige Versuche, sämtliche Verwandte aus dem Zimmer zu scheuchen, aber sie ließen sich nicht so leicht abschütteln. Nachdem der Arzt Cams Puls, die Größe seiner Pupillen, Atemgeräusche, Hautfarbe und die Reflexe überprüft hatte, erklärte er, dass sich der Patient seiner Meinung nach vollständig erholen werde. Falls es nachts irgendwelche Nachwirkungen wie etwa Herzrasen geben sollte, könnten sie mit einem in Wasser aufgelösten Tropfen Laudanum gelindert werden.
Der Arzt sagte außerdem, dass Cam viel Flüssigkeit trinken, einfache Nahrung zu sich nehmen und die nächsten zwei bis drei Tage ruhen sollte. Womöglich würde er an Appetitlosigkeit leiden und mit großer Wahrscheinlichkeit Kopfschmerzen haben, aber sobald die letzten Spuren des Fingerhuts ausgeschwemmt seien, wäre er wieder ganz der Alte.
Erleichtert über den stabilen Zustand seines Bruders ging Kev in die Ecke des Zimmers, in der Leo stand, und fragte im Flüsterton: »Wo ist Harrow?«
»Außer Reichweite«, sagte Leo. »Sie haben ihn kurz vor eurer Ankunft ins Gefängnis gesteckt. Und versuch ja nicht, ihn auslösen zu wollen. Ich habe den Wachtmeister bereits angewiesen, dich unter keinen Umständen in seine Nähe zu lassen.«
»Ich hätte gedacht, dass du ihn dir zuerst vorknöpfst«, sagte Merripen. »Du verachtest ihn genauso wie ich.«
»Das stimmt. Aber ich glaube an das englische Rechtssystem. Und ich möchte Beatrix nicht enttäuschen. Sie hofft auf eine Gerichtsverhandlung.«
»Warum?«
»Sie will Dodger als Zeugen aufrufen lassen.«
Mit gen Himmel gerichtetem Blick ging Kev in die andere Zimmerecke und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Er lauschte, während die Hathaways die jeweilige Version ihres Tages austauschten und der Wachtmeister Fragen stellte. Selbst Noah wurde verhört, was dazu führte, dass Kevs und Cams gemeinsame Vergangenheit zur Sprache kam. Der Fluss an Informationen wollte nicht versiegen.
Cam hingegen schien es geradezu zu genießen, einfach auf dem Bett zu liegen und sich von Amelia verwöhnen zu lassen. Sie streichelte ihm durchs Haar, gab ihm Wasser zu trinken, klopfte die Decken aus und küsste ihn ununterbrochen. Er gähnte, versuchte mit aller Gewalt, die Augen offen zu halten, und schmiegte sich dann in die Kissen.
Kev wandte seine Aufmerksamkeit Win zu, die auf einem Stuhl in der Nähe des Bettes saß, wie immer mit völlig
Weitere Kostenlose Bücher