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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wurde er von seinem Onkel, dem Rom Baro , verprügelt. Es gab keine Mutter, die sich für ihn hätte einsetzen, keinen Vater, der bei den drakonischen Strafen des Rom Baro hätte eingreifen können. Er wurde nur berührt, wenn ihm Gewalt angetan wurde. Er existierte nur, um zu prügeln, zu stehlen und sich gegen die Gadjos aufzulehnen.
    Die meisten Zigeuner hassten die blassen, aufgeschwemmten Engländer nicht, die in sauberen Häusern wohnten, Taschenuhren trugen und am Kaminfeuer Bücher lasen. Sie misstrauten ihnen lediglich. Aber Kevs Sippe verachtete die Gadjos aus tiefster Seele, vor allem deshalb, weil der Rom Baro es tat. Und egal, welche Launen, Ansichten oder Wünsche der Anführer vorbrachte, sie wurden willenlos übernommen.
    Da die Sippe des Rom Baro überall dort viel Schaden und Leid angerichtet hatte, wo sie ihr Lager aufschlug, hatten sich die Gadjos schließlich entschieden, sie von ihrem Land zu vertreiben.
    Die Engländer waren auf Pferden gekommen und waren bewaffnet gewesen. Es hatte Schüsse und
Knüppelschläge gehagelt. Die schlafenden Roma waren in ihren Betten angegriffen worden, Frauen und Kinder hatten geschrien und geweint. Die Gadjos hatten das Lager zerstört, alle Zigeuner davongejagt, die Vardos – die Wagen – in Brand gesetzt und viele Pferde gestohlen.
    Kev versuchte, sie zu bekämpfen, die Vitsa zu verteidigen, wurde jedoch von einem schweren Gewehrkolben am Kopf getroffen. Ein anderer Engländer rammte ihm ein Bajonett in den Rücken. Seine Sippe ließ ihn sterbend zurück. In der Nacht lag er allein und halb bewusstlos am Fluss, lauschte dem Rauschen des dunklen Wassers und spürte die eisige Kälte der harten, feuchten Erde unter sich, während ihm das Blut in einem warmen Rinnsal aus dem Körper sickerte. Furchtlos wartete er darauf, dass sich die mächtige Dunkelheit über ihn legen würde. Er hatte keinen Grund oder auch nur den geringsten Wunsch weiterzuleben.
    Doch gerade in dem Moment, als die Nacht ihrer Schwester, der Morgendämmerung, wich, wurde Kev auf einmal hochgehoben und auf einem kleinen, rostigen Karren weggefahren. Ein Gadjo hatte ihn gefunden und einen Dorfjungen gebeten, ihm zu helfen, den sterbenden Rom in sein Haus zu tragen.
    Es war das erste Mal, dass Kev unter einem anderen Dach als dem eines Vardo gewesen war. Er war hin- und hergerissen zwischen seiner Neugierde angesichts der ihm fremden Umgebung und seiner entrüsteten Wut, im Innern eines Gadjo -Hauses sterben zu müssen. Doch Kev war zu schwach und hatte zu große Schmerzen, um Widerstand zu leisten.
    Das Zimmer, in dem er lag, war nicht viel größer
als ein Pferdeverschlag und mit nichts weiter als einem Bett und einem Stuhl eingerichtet. Es gab kleine Läufer, eingerahmte Stickereien und eine Lampe mit Fransen an der Wand. Wäre er nicht so krank gewesen, hätte ihn der überfüllte Raum in den Wahnsinn getrieben.
    Der Gadjo , der ihn hierhergebracht hatte … Hathaway … war ein großer, schlanker Mann mit flachsblonden Haaren. Seine freundliche Art und seine Zurückhaltung brachten Kev in Rage. Warum hatte dieser Hathaway ihn gerettet? Was mochte er von einem Roma-Jungen wollen? Kev weigerte sich, mit dem Gadjo zu reden oder seine Medizin einzunehmen. Er widersetzte sich jeglicher höflicher Annäherung. Diesem Hathaway schuldete er nichts. Er hatte nicht gerettet werden wollen, hatte nicht leben wollen. Deshalb lag er reglos und schweigend da, wann immer der Mann den Verband an seinem Rücken wechselte.
    Nur ein einziges Mal machte Kev den Mund auf, und zwar als Hathaway ihn zu der Tätowierung befragte.
    »Was bedeutet dieses Zeichen?«
    »Es ist ein Fluch«, sagte Kev durch zusammengepresste Zähne. »Rede mit niemandem darüber, oder der Fluch wird dich ebenfalls treffen.«
    »Ich verstehe.« Die Stimme des Mannes war sanft. »Ich werde dein Geheimnis für mich behalten. Aber als Mann der Wissenschaft muss ich dir gestehen, dass ich an solche Ammenmärchen nicht glaube. Ein Fluch hat nur so viel Macht, wie der Mensch ihm einräumt.«
    Dummer Gadjo , hatte Kev gedacht. Jeder wusste,
dass es großes Pech brachte, einen Fluch zu leugnen.
    Es war ein lauter Haushalt, voller lärmender Kinder. Kev konnte sie hinter seiner geschlossenen Zimmertür hören. Doch da war noch etwas anderes … eine schwache, süße Präsenz in seiner Nähe. Er spürte sie draußen vor dem Raum schweben, genau außerhalb seiner Reichweite. Und er sehnte sich nach ihr, lechzte regelrecht danach, der Dunkelheit

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