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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seine Furcht. Aber schon im nächsten Moment zeichnete sich Erschrecken in seinem Gesicht ab, als hätte er erst im Nachhinein wirklich begriffen, was er gesagt hatte. »Aber es ist schon gut«, stammelte er hastig. »Ich will kein ...«
    Erneut brachte Andrej ihn mit einer raschen Geste zum Schweigen, griff unter seinen Mantel und kramte eine Handvoll Münzen hervor, von denen er, ohne hinsehen zu müssen, sicher war, dass sie nicht einmal annähernd der versprochenen Summe entsprachen. Er war aber auch sehr sicher, dass Pauly nicht nachzählen würde. Wortlos gab er sie ihm, und der Mann steckte sie ein, ohne auch nur einen Blick darauf geworfen zu haben.
    »Dann ... dann kann ich jetzt ... gehen?«, vergewisserte er sich ängstlich.
    »Du wirst niemandem sagen, dass du uns getroffen hast«, sagte Andrej. »Wenn man dich fragt, behauptest du einfach, ins Wasser gefallen und abgetrieben worden zu sein.«
    »Sicher!«, beteuerte Pauly. »Die Männer des Sheriffs würden mir sowieso nicht glauben. Ich habe keine Lust, ins Gefängnis zu ...«
    Abu Dun hob beiläufig die Hand und versetzte ihm eine Kopfnuss, die ihn wie vom Blitz gefällt nach vorne sinken und b e wusstlos auf dem Vordach zusammenbrechen ließ.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte Andrej. »Er hätte nichts gesagt. Dazu hatte er viel zu große Angst.«
    »Und jetzt hat er nicht einmal mehr dazu Gelegenheit«, e r widerte Abu Dun lakonisch. »Rege dich nicht auf, o großer B e schützer der Armen und ungerecht Behandelten. Er wird in e i ner Stunde aufwachen und einen schrecklichen Brummschädel haben, aber auch nicht mehr wie nach einer durchzechten Nacht, und wenn man ihn verhört und er die Beule vorzeigen kann, dann beweist das noch seine Unschuld. Außerdem«, fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu, »hast du ihn gut bezahlt. Und wir...«
    Abu Dun verstummte mitten im Wort und fuhr so heftig z u sammen, dass das baufällige Vordach zitterte, und auch Andrej fühlte es sofort.
    Sie waren nicht mehr allein.
    Ein Wesen ihrer Art war in ihrer Nähe.
    Andrej hatte es stets gespürt, wenn sich ihm ein anderer Vampyr näherte. Er spürte auch die Nähe Abu Duns, eine ruh i ge, warme Präsenz, die Stärke und Sicherheit ausstrahlte, doch was er nun empfand, das war etwas ganz anderes - etwas Wi l des, Bösartiges und Lauerndes, das sich näherte und unsichtbare Fühler auf der Suche nach Beute ausstreckte.
    Abu Dun und er tauschten einen raschen Blick, dann erhoben sie sich lautlos. Abu Dun huschte so geschwind wie ein Scha t ten durch das Fenster zurück, durch das sie auf das Vordach hin ausgestiegen waren, während Andrej noch einmal kehrtmachte und sich Paulys reglosen Körper über die Schulter warf. Einige der Münzen, die er dem Mann gegeben hatte, fielen aus seiner Tasche und klimpernd auf das Vordach. Andrej erstarrte mitten in der Bewegung und lauschte angespannt. Nichts geschah. Sehr viel vorsichtiger bewegte er sich weiter, legte den Mann in dem Raum voll Schutt und Trümmer hinter dem Fenster ab und winkte nur ärgerlich ab, als er sah, dass Abu Dun schon wieder zu einer spöttischen Bemerkung ansetzte. Er wusste selbst, dass das, was er gerade getan hatte, dumm war und (wie sich gerade herausgestellt hatte) möglicherweise sogar gefährlich. Aber es gab Dinge, bei denen er nicht danach fragte, ob sie nützlich waren, sondern einfach seinem Gefühl folgte, das ihm sagte, sie wären richtig.
    Sie verließen das Zimmer, schlichen über eine baufällige Treppe nach unten und blieben noch einmal stehen, um zu la u schen, bevor sie das Haus verließen. Nichts war zu hören, doch Andrej spürte das Näherkommen eines anderen Vampyrs jetzt immer deutlicher und fast im gleichen Augenblick auch das eines zweiten. Es war kein angenehmes Gefühl. In den ung e zählten Jahren, die Abu Dun und er jetzt schon gemeinsam auf Wanderschaft waren, waren sie nur sehr wenigen anderen Vampyren begegnet. Die meisten hatten sie getötet, mit ma n chen waren sie kurze Zeit zusammengeblieben, um dann wieder ihrer eigenen Wege zu gehen, und vor einigen wenigen waren sie geflohen. Die zwei, deren Nähe er jetzt spürte - er verbe s serte sich in Gedanken: Es waren drei -, gehörten ganz einde u tig zur letzten Gruppe. Sie waren keine Unsterblichen wie Abu Dun und er, die ruhelos durch die Welt zogen (und sicherlich den meisten Menschen, denen sie begegneten, schieres Entse t zen eingeflößt hätten, hätten diese gewusst, was sie wirklich waren), sondern Jäger,

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