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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geben.« Seine Hand glitt in die Tasche und kam mit e i nem kleinen, zu einem schmuddeligen Kügelchen zusamme n gedrückten Stück Papier wieder zum Vorschein, das er Andrej reichte.
    Stirnrunzelnd nahm Andrej es entgegen, faltete es auseina n der und blickte verständnislos auf drei Zeilen in derselben pr ä zise ausgeführten winzigen Handschrift, die er bereits kannte. Er reichte das Blatt an Abu Dun weiter, der es genauso flüchtig betrachtete. Dann hob er mit einem angedeuteten Grinsen die Schultern.
    »Er hat gesagt, dass ihr wahrscheinlich darüber lachen we r det«, sagte Frederic. »Aber die Straße heißt nun einmal so. Ihr sollt euch heute um Mitternacht mit ihm dort treffen.«
    Andrej streckte die Hand aus, aber Abu Dun machte keine Anstalten, ihm den Zettel zurückzugeben, sondern ließ ihn in einer der zahllosen Taschen seines Mantels verschwinden und sank wieder in die Hocke hinab, damit sich sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem des Jungen befand. »Wann hat er dir das geg e ben?«
    »Gerade als ihr drüben in der Gerberei gewesen seid«, an t wortete Frederic.
    Abu Dun tauschte einen alarmierten Blick mit Andrej, kam dessen Frage aber zuvor, indem er Frederic jetzt mit beiden Händen an den Schultern packte und ihn zwang, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Andrej sah auch, dass sein Griff fest genug war, um dem Jungen wehzutun, und musste sich mit aller Macht beherrschen, Abu Duns Hände nicht zur Seite zu schl a gen. »Als wir in der Gerberei gewesen sind? Soll das heißen, er hat es gewusst?«
    Frederic nickte und fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. Sein Blick wollte wieder zum Gesicht der t o ten Vampyrin wandern, doch das ließ Abu Dun nicht zu. »Ja«, antwortete er. »Alle haben es gewusst. Aber Mister Smith wollte euch gehen lassen, und er... er hat es schon befohlen, bevor ihr gekommen seid.«
    So viel, dachte Andrej missmutig, zu ihrer Arroganz, sich tatsächlich einzubilden, sie wären unbemerkt geblieben.
    »Warum?«, wollte Abu Dun wissen.
    »Das weiß ich nicht«, beteuerte Frederic. »Aber er ...« Seine Stimme versagte. Er begann noch heftiger zu zittern, riss seinen Blick mit großer Mühe von Abu Duns Gesicht los und sah A n drej an. Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich ... es tut mir leid, Sir«, stammelte er. »Ich wollte Sie nicht belügen, aber Mister Smith hat es mir befohlen. Ich wollte wirklich nicht...«
    Andrej brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, die deu t lich rüder ausfiel, als es in seiner Absicht gelegen hatte, ve r suchte ein beruhigendes Lächeln und griff nach Abu Duns Arm, um ihn zur Seite zu schieben. Er ließ sich ebenfalls auf ein Knie herabsinken und legte nun seinerseits die Hand auf Frederics Schulter, aber nicht, um ihm wehzutun, sondern leicht und b e sänftigend. »Ganz ruhig, mein Junge«, sagte er »Du musst ke i ne Angst haben. Was immer du getan hast, ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist.«
    Er hatte so sanft und in so verständnisvollem Ton gespr o chen, wie es ihm nur möglich war, doch es schien, als hätte er mit seinen Worten das genaue Gegenteil dessen erreicht, was er wollte. Frederic zitterte nur noch heftiger; und jetzt war es echte Todesangst, die Andrej in seinem Blick las. »Ich konnte nichts dafür!«, beteuerte er. »Er... er hat mir gesagt, dass ich das alles tun soll. Er hat uns Geld dafür versprochen, aber bisher keines gegeben, aber er hat auch gesagt, dass er uns alle umbringen wird, wenn wir nicht tun, was er von uns verlangt, und dann … « »Und du hast gut daran getan, ihm zu gehorchen«, sagte A n drej, als Frederics Stimme abermals versagte. »Er hätte euch getötet oder euch etwas noch viel Schlimmeres angetan.«
    »Ich wollte das wirklich nicht, Sir«, stammelte Frederic.
    Er kämpfte mühsam mit den Tränen, und Andrej sah, dass er diesen Kampf verlieren würde.
    »Erzähl uns einfach alles«, sagte er mit einem aufmunter n den Lächeln. »Du wirst sehen, es erleichtert dich. Und du musst keine Angst haben. Was immer du getan hast, wir wissen, dass es nicht deine Schuld ist.«
    Aber wusste er das wirklich? Er versuchte, den Blick des Jungen festzuhalten und tiefer als in seine Augen zu sehen. Er sah und spürte nichts als Angst, ein Entsetzen, das weit über reine Todesangst hinauszugehen schien und ihn anrührte kein Mensch, egal, was er getan hatte und wer er war, sollte solche Angst erleiden müssen. Da waren kein Verrat und keine Lüge mehr, nur noch Furcht.
    Und doch ... tief

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