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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in ihm blieben Zweifel.
    Und dann begriff er, warum das so war, und sein Hass auf Loki wurde noch einmal stärker.
    »Er hat gewusst, dass wir kommen, und irgendwie hat er auch gewusst, dass ich dich treffen werde«, vermutete er.
    Frederic nickte schüchtern.
    »Und dein Name ist auch nicht Frederic oder Fred, habe ich recht?«, fügte Abu Dun hinzu.
    »Ich ... ich heiße Ben«, gestand der Junge. »Aber er ... er hat gesagt, ich soll mich so nennen. Ich weiß nicht warum.«
    »Aber ich«, flüsterte Andrej bitter. Beinahe hätte er Loki für diesen Schachzug bewundert, wäre er nicht so grausam gew e sen. Er zeigte nicht nur, wie viel der Unsterbliche über ihn wusste. Indem er dem Jungen aufgetragen hatte, diesen Namen zu benutzen, hatte er es ihm sowohl unmöglich gemacht, ihm zu vertrauen, als auch, ihn zu ignorieren.
    »Wann war das?«, fragte Abu Dun.
    »Vor einer Woche«, antwortete Frederic. »Er und die and e ren sind am Sonntag vor einer Woche gekommen.«
    »Welche anderen?«, fragte Abu Dun.
    »Die anderen, die ... die wie er sind«, antwortete der Junge. Plötzlich war es sein Blick, der den Andrejs zu bannen schien, und eine andere Furcht erschien in seinen Augen. »Sie sind keine Menschen, oder?«
    Andrej schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er »Das sind sie nicht.«
    »Und ... ihr?«, fragte Frederic mit leiser, bebender Stimme.
    »Wir sind jedenfalls nicht wie sie«, sagte Abu Dun, als A n drej den Jungen nur anstarrte. Andrej sah, wie wenig ihn diese Antwort beruhigte. Vielleicht machte sie ihm sogar nur noch mehr Angst.
    »Erzähl uns von den anderen«, bat er. »Wer sind sie und wie viele? Und was wollen sie?«
    Frederic schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht«, sagte er. »Sie reden in einer Sprache miteinander; die ich nicht kenne. Manchmal schicken sie uns los, um etwas für sie zu holen oder zu erledigen. Einen Botengang. Sie machen mir Angst.«
    »Und dieser Mann, der sich Smith nennt.« Abu Duns Lippen verzogen sich bei diesen Worten zu einem knappen, abfälligen Lächeln. »Er hat gewusst, dass wir kommen?«
    »Schon am ersten Tag«, bestätigte Frederic. »Er hat es uns gleich gesagt. Am Anfang war er sehr freundlich, aber dann ...« Er hob die Schultern, wohl um klarzumachen, dass das nicht so geblieben war, und Andrej nickte nur wortlos. Am Sonntag vor einer Woche waren Abu Dun und er noch nicht in dieser Stadt gewesen, ja, noch nicht einmal in diesem Land. Die Erkenntnis verwirrte ihn, aber sie erfüllte ihn auch erneut mit tiefem Schrecken. Loki hatte g e wusst, dass sie auf dem Wege hierher waren? Warum maßten sich Abu Dun und er an, tatsächlich zu glauben, sie könnten einen G eg n er b esi egen, der wus ste, was sie tun würden, noch bevor sie selbst es wussten?
    Er ließ nic ht zu, dass dieser Gedanke weitere Zweifel in i hm n ä hrt e , sondern nahm die Hand von Frederics S c hult er und stand auf. »Und heute Morgen?«, fragte er .
    » Sie hat nur getan, was er ihr befohlen hat«, sagte Frederic schüchtern. »Ich weiß nicht warum.«
    »Vielleicht ist das seine ganz spezielle Art von Humor«, grollte Abu Dun. »Wenn wir ihn treffen, dann werden wir g e meinsam darüber lachen. Er erwartet uns um Mitternacht, sagst du?«
    »Bei der Adresse, die ich euch gegeben habe«, bestätigte Frederic. Er starrte wieder die Tote an.
    »Wo ist das Mädchen jetzt?«, fragte Andrej, vornehmlich, um den Jungen auf andere Gedanken zu bringen, und vielleicht auch sich selbst.
    Frederic zuckte zwar mit den Achseln, antwortete aber trotzdem. »In unserem Versteck. Es gibt ein altes Haus auf der a n deren Seite des Flusses, von dem sie nichts wissen.«
    »Dann solltest du auch dorthin gehen«, sagte Andrej. »Und nimm so viel von deinen Freunden mit, wie du kannst, ohne dass Loki es merkt.« Doch noch bevor er die Worte ganz au s gesprochen hatte, wurde ihm klar, wie unsinnig seine Anwe i sung war Und er musste an das denken, was Meruhe gesagt hatte. Viele werden sterben. Und ich will nicht, dass du dazu gehörst.
    »Nein«, verbesserte er sich. Er griff in die Tasche, zog seinen wieder wohlgefüllten Beutel mit Münzen hervor und gab ihn Frederic. Der Junge wirkte verunsichert. »Das gebe ich dir«, sagte Andrej, »wenn du mir versprichst, dass du es nimmst und mit Bess aus der Stadt verschwindest. Geht irgendwohin, weit weg von London, und bleibt dort, bis alles vorbei ist.«
    Abu Dun sah ihn leicht missbilligend an, und Frederic war jetzt endgültig fassungslos. »Bis was vorbei

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