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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alarmiert.
    »Es ist nichts, Inspektor«, polterte Bludworth. »Nur das Ü b liche. Anscheinend besteht diese ganze Stadt nur aus unfähigen Idioten!«
    Nur wenn sie versuchen, sich denen anzupassen, die über sie herrschen, dachte Andrej spöttisch, hütete sich aber, sich etwas anmerken zu lassen oder den Gedanken gar laut auszusprechen. Marcus war ihm noch immer ein Buch mit sieben Siegeln, aber er vermutete dennoch, dass er sich mit ihm würde arrangieren können, sobald sie allein waren, denn er hielt ihn trotz allem für einen vernünftigen Mann. Umso weniger angeraten erschien es ihm dafür, auch nur ein einziges weiteres Wort zu sagen, s o lange Bludworth noch anwesend war.
    »Mylord?«, fragte Marcus noch einmal.
    »Nichts als unfähige Dummköpfe!«, schimpfte Bludworth. »Ich bin sicher, Sie kennen das alte Sprichwort, Inspektor: Wenn du willst, dass etwas wirklich erledigt wird, dann tu es selbst.« Er seufzte. »Wie es aussieht, sind diese Narren nicht einmal in der Lage, ein kleines Feuer zu löschen! Ein Wunder, dass sie ihre eigenen Nasen finden, wenn sie darin bohren wo l len! Ich fürchte, ich muss noch einmal dorthin, um die Angel e genheit persönlich in die Hand zu nehmen.« Er machte ein ve r ärgertes Gesicht sowie einen einzelnen Schritt in Richtung der Tür und blieb dann noch einmal stehen, um sich halb zu Marcus umz u drehen.
    »Und was diese unerfreuliche Angelegenheit angeht«, sagte er mit einer Geste auf Andrej, »so verlasse ich mich darauf, ein paar Antworten von diesem verstockten Gentleman zu hören, mein lieber Inspektor.« Damit ging er - allerdings nicht, ohne seinen Zylinder mit einer komplizierten Bewegung wieder au f zusetzen, die so affektiert aussah, als hätte er dafür monatelang vor dem Spiegel geübt. Während er den Raum verließ, zog er ein Paar weißer Handschuhe aus d em Mantel und begann sie überzu streifen.
    »In der Tat, euer Bürgermeister weiß Prioritäten zu setzen«, sagte Andrej, als sie endlich allein waren. »Er hat sogar immer die passende Kleidung dabei, um eine brennende Straße zu l ö schen.«
    Marcus zog nur eine Grimasse, deren Bedeutung er sich vermutlich nach Belieben aussuchen konnte, und sah ihn auf eine Art an, die ihm wenig gefiel. Prüfend zog er an seinen Fesseln und stellte fest, dass sie stabil genug waren, um selbst seinen Kräften standzuhalten. Er war nicht überrascht.
    »Das Feuer brennt also noch«, murmelte Marcus schließlich. »Dabei bin ich sicher, dass wir es bis auf den letzten Funken gelöscht haben. Ich habe es selbst überprüft.«
    »Vielleicht haben Sie einen kleinen Brandherd übersehen«, antwortete Andrej, wobei er sehr darauf bedacht war, nicht einmal den Hauch eines Vorwurfs in seiner Stimme zuzulassen. »Feuer ist eine heimtückische Sache.«
    »Ja«, sagte Marcus nachdenklich. »In der Tat. Vielleicht h a ben meine Männer und ich tatsächlich etwas übersehen, und das Feuer ist wieder ausgebrachen, nachdem wir fort waren ... oder jemand hat es wieder angezündet.«
    »Und wer sollte das gewesen sein?«, fragte Andrej. »Nur falls es Ihnen entgangen ist, Inspektor - ich habe seither die vielgerühmte englische Gastfreundschaft genossen.«
    »Das ist wahr«, sagte Marcus. »Aber Ihr großer Freund ist entkommen, Mister Delany .«
    »Abu Dun?« Andrej lachte. »Warum sollte er so etwas tun?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Marcus gelassen. »Aber Sie werden es mir verraten, Mister Delany . So wie alles andere, was ich noch von Ihnen wissen möchte. Sie haben seine Exze l lenz gehört. Er wird wiederkommen, sobald das Feuer gelöscht ist, und dann wird er Antworten von mir hören wollen ... was wiederum bedeutet, dass ich diese zuvor von Ihnen hören muss. Sie sehen also, ich befinde mich in einer höchst unangenehmen Zwickmühle. Aber ich denke, dass mir eine Lösung einfallen wird, noch bevor diese Nacht zu Ende ist.«
    Es dauerte eine Weile, bis Andrej begriff, was Marcus damit meinte, doch dann reagierte er sofort und mit all seiner Kraft. Wie er es erwartet hatte, hielten die Fesseln ihm stand.
    Der Stuhl, an den ihn diese Fesseln banden, jedoch nicht.
    Das Möbelstück zersprang mit einem peitschenden Knall, und Andrej war mit einem einzigen Satz auf den Beinen und jagte auf Marcus zu. Der Inspektor stand einfach da und rührte sich nicht, anscheinend vollkommen überrascht und gelähmt vor Schrecken. Doch als Andrej den nächsten Schritt auf Ma r cus zumachte, um ihm die Gelegenheit zu geben, aus eigener

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