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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich vor fünf oder sechs Generationen in seinen Stammbaum gemogelt haben musste. »Ja. Die halbe Pudding Lane steht in Flammen«, sagte er, machte aber auch eine wegwerfende Bewegung. »Eine La p palie, wenn Sie mich fragen! Wahrscheinlich hat irgendein dummer Bäcker vergessen, seinen Backofen zu löschen, aber machen sie sich keine Sorgen. Dieses Feuer ist nicht der Rede wert. Jedes kleine Mädchen könnte es auspissen. Also, Inspe k tor Marcus - warum lassen Sie den Bürgermeister von London mitten in der Nacht wecken und an diesen abscheulichen Ort rufen?«
    Den Bürgermeister von London? Andrej sah den Bärtigen überrascht an - was Marcus keineswegs entging.
    »In der Tat, Mister Delany , das ist Sir Thomas Bludworth, der Bürgermeister von London. Und um Ihre Frage zu bean t worten, Sir«, wandte er sich wieder direkt an Bludworth, »das ist einer der beiden Männer, von denen ich Ihnen berichtet h a be. Sie erinnern sich. Sie hatten mir aufgetragen, Sie zu b e nachrichtigen, sobald ich sie in Gewahrsam habe.«
    »Das ist ...?« Bludworth wirkte von einem Atemzug auf den anderen ganz und gar nicht mehr müde, sondern hellwach. Se i ne Augen wurden schmal. »Was ist mit dem anderen?«
    »Er konnte entkommen, Sir«, antwortete Marcus. »Aber meine Männer sind ihm auf der Spur. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er verhaftet wird. Nicht einmal London ist groß genug, dass sich ein so auffälliger Mann auf Dauer verstecken könnte.«
    Andrej verstand mittlerweile nicht mehr, worum sich das Gespräch drehte. »Darf ich fragen, was ...?«
    »Schweigen Sie!«, unterbrach ihn Bludworth und wandte sich wieder an Marcus. »Warum haben Sie ihn verhaftet, I n spektor?«
    »Er hat ein Mädchen getötet, Sir«, antwortete Marcus. »Und einen Bäcker. Er streitet beides ab, aber es gibt einen Zeugen.«
    »Und dieser... Schwarze?«
    »Zwei meiner Männer wurden bei dem Versuch verletzt, ihn zu verhaften«, antwortete Marcus. »Einer davon so schwer, dass noch nicht ganz sicher ist, ob er die Nacht überlebt.«
    »Das wird reichen, um ihn festzunehmen«, sagte Bludworth. »Und vielleicht auch, um ihn an den Galgen zu bringen ... aber zurück zu diesem Burschen da. Er hat ein Mädchen getötet, s a gen Sie? Wie? So wie ... die anderen?«
    »Nein.« Marcus schüttelte den Kopf. »Mit einem Messen Und wie es aussieht, hat er sich zuvor an ihr ... vergangen.«
    Bludworth verzog angewidert das Gesicht. »Wie vera b scheuungswürdig. Aber was ist mit den anderen Toten? Hat er es zugegeben?«
    »Noch nicht«, antwortete Marcus. »Aber das wird er noch, seien Sie versichert, Sir.«
    »Das will ich hoffen, Inspektor«, sagte Bludworth. Er ging um den Schreibtisch herum, nahm in dem ledernen Sessel Platz, aus dem Marcus gerade aufgestanden war, und legte Hut und Gehstock vor sich auf die Schreibtischplatte. »Man beginnt im Unterhaus bereits, Fragen zu stellen. Die Leute sind beunr u higt wegen dieser schrecklichen Morde, das muss ich Ihnen nicht sagen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn sich dieses Gesindel in Whitechapel gegenseitig umbringt, aber es geht nicht an, dass auch anständige Bürger ihres Lebens nicht mehr sicher sind! Großer Gott, das letzte Opfer war die Tochter eines Abgeordneten!«
    Ganz allmählich nur begann Andrej zu begreifen - auch wenn ihm der Gedanke selbst jetzt noch so absurd vorkam, dass er am liebsten laut gelacht hätte.
    Allerdings wäre ihm dieses Lachen wohl spätestens im Hals stecken geblieben, als er wieder in Marcus' Gesicht sah.
    »Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass Abu Dun und ich etwas damit zu tun haben!«, sagte er.
    Bludworth zog nur die linke Augenbraue hoch und schwieg, aber Marcus zuckte gespielt gleichmütig die Achseln. »Es spielt keine Rolle, was wir glauben, Mister Delany . Es gibt Hinweise, gewisse Indizien und Zeugenaussagen. Sie werden das alles vor Gericht hören und sich dazu äußern können, aber im Auge n blick interessiert uns vor allem eins: Wo finden wir Ihren Freund?«
    »Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen«, antwortete Andrej. Er sparte sich den Hinweis darauf, dass Marcus Abu Dun vielleicht schneller sehen würde, als ihm lieb war, aber Marcus schien es irgendwie in seinen Augen zu lesen, denn für einen ganz kurzen Moment wirkte er unsicher, vie l leicht sogar erschrocken. Dann hatte er sich wieder in der G e walt und sah ihn weiter ausdruckslos an.
    »Sie erweisen Ihrem Freund keinen Gefallen, wenn Sie schweigen, Mister

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