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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besser auf ihn aufpassen. Ja, in der Tat, eine hervorragende Idee.
    Immerhin verzichteten sie dieses Mal darauf, ihn mit Schl ä gen und Kolbenstößen zu größerer Eile anzutreiben - was aber wohl an Marcus' Gegenwart lag.
    Er wurde in dasselbe Zimmer gebracht wie vorhin, doch b e vor sie es betraten, blieb Marcus noch einmal stehen und wan d te sich an einen seiner Begleiter. »Ich dachte, ich hätte befo h len, den Gefangenen in Zelle Nummer fünf zu bringen?«
    »Schon, Sir«, antwortete der Angesprochene nervös. Es war der Bursche, der Andrej vor einer Stunde noch so unverschämt a n gegrinst hatte, »aber ich dachte ...«
    »Darüber reden wir noch«, unterbrach ihn Marcus kühl. »Sie melden sich bei mir, sobald Ihr Dienst vorüber ist.«
    »Aber Sir, ich ...«
    »Und nun gehen Sie, und holen Sie Sir Bludworth hierher Falls Sie sich diesen komplizierten Auftrag merken können, heißt das.«
    Der Mann wurde blass, setzte dazu an zu widersprechen und besann sich dann im letzten Moment doch noch eines Besseren und fuhr auf dem Absatz herum, um davonzueilen. Marcus sah Ihm stirnrunzelnd nach.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Mister Delany «, sagte Marcus. »Manche meiner Männer sind etwas ... überei f rig, fürchte Ich.«
    Andrej war überrascht. Die Empörung In Marcus' Stimme klang durchaus echt. »Sie wollten mich gar nicht mit diesen freundl i chen Herren zusammen einsperren?«
    »Wo denken Sie hin?«, fragte Marcus. »Ich weiß, ich habe etwas In dieser Art angedeutet. Aber das war keineswegs ernst gemeint. Dieser Dummkopf muss mich falsch verstanden h a ben. Ich kann mich nur noch einmal In aller Form bei Ihnen entschuldigen, Mister Delany . Bitte schließen Sie nicht von diesem einen übereifrigen Narren auf uns alle. England Ist ein zivilisiertes Land. Die Folter wurde schon vor mehr als einem Jahrhundert abgeschafft.«
    Andrej war In diesem Punkt etwas anderer Meinung, behielt sie aber für sich und sah Marcus nur nachdenklich an. Die schon fast übertriebene Höflichkeit des Mannes täuschte Ihn keine Sekunde. Ganz Im Gegenteil. Marcus glaubte nach wie vor an seine Schuld, und er hatte nicht vor, Ihm auch nur den Hauch einer Chance zu lassen. Andrej konnte Ihn sogar verst e hen.
    Marcus machte eine einladende Geste, betrat sein Büro und nahm hinter dem Schreibtisch Platz, während Andrej wieder auf dieselbe entwürdigende Art auf dem Stuhl davor gefesselt wu r de. Er wartete vergeblich darauf, dass Marcus etwas sagte oder die Befragung fortsetzte. Marcus starrte ihn nur an, und Andrej hätte eine Menge darum gegeben, einen Blick hinter seine Stirn werfen zu können.
    Anders als Meruhe und diejenigen Ihrer Art konnte er nicht die Gedanken anderer lesen, aber er beobachtete die Menschen nun schon so lange, dass das Ergebnis dem recht nahe kam.
    Alles, was er bei Marcus spürte, waren Ehrlichkeit und Hä r te. Er hatte von diesem Mann keine Gnade zu erwarten. Zum er s ten Mal fragte er sich, ob es vielleicht ein Fehler gewesen war, sich widerstandslos festnehmen zu lassen. Er war davon ausgegangen, dass sein Aufenthalt hier so oder so nur von ku r zer Dauer sein würde. Andrej hatte längst aufgehört, die G e fängnisse zu zählen, aus denen Abu Dun und er schon ausg e brochen waren, und bis zu diesem Tag war er - ernsthaft - der Meinung gewesen, dass die Mauern noch nicht gebaut worden waren, die ihn gegen seinen Willen halten konnten.
    Vielleicht hatte er sie jetzt gefunden. Oder zumindest den Mann, der dazu In der Lage war, sie zu errichten.
    Einige wenige, aber endlos scheinende Minuten verstrichen, dann wurde die Tür aufgestoßen und ein vielleicht sechzig jä h riger, übergewichtiger Mann In teurer Kleidung stapfte herein. Er trug Hut und Cape und schwenkte ein albernes Spazi e r stöckchen mit einem silbernen Knauf. Das ungekämmte graue Haar fiel auf seinen Mantelkragen herab und war schütten D a für hatte er einen umso gewaltigeren Backenbart, der Ihm z u sammen mit seinen winzigen Schweinsäuglein etwas von einem missgelaunten Walross gab. Einem ziemlich übermüdeten Walross noch dazu.
    Marcus sprang hastig von seinem Stuhl hoch und wollte e t was sagen, aber er kam nicht dazu, denn der Bärtige fuhr Ihn auf der Stelle an: »Ich hoffe, es i st wirklich wichtig, Inspektor! Ich habe einen langen und anstrengenden Tag hinter und einen noch anstrengenderen vor mir! Und dazu noch dieses ve r dammte Feuer!«
    »Feuer?«, fragte Marcus.
    Der Bärtige schnaubte wie das Walross, das

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