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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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erkennbare Anstrengung, aber ich als sein bester Freund wußte, wie sehr er sich im stillen um den Standard sorgte. Er verlangte viel. Seine kleine, aber äußerst kompetente Truppe gab der Öffentlichkeit den Schutz, für den sie bezahlte, und hielt die Verbrecher auf Trab.
    Auch sein Privatleben hatte er unauffällig im Griff. Als guter Römer hatte er drei Kinder gezeugt. Er hatte eine kleine, scharfzüngige Frau, die sich sehr wohl durchzusetzen wußte, und drei quirlige Töchter. Mit Arria Silvias aufbrausendem Temperament wußte er gut umzugehen. Die Kinder vergötterten ihn. Selbst seine Frau beschwerte sich nur verhalten, sie wußte, daß ihre Ehe aus einem einfachen Grund glücklicher war als die meisten: Petronius war da, weil er da sein wollte. Als Familienvater wie auch als Staatsdiener wirkte er gelassen und unbekümmert, war aber äußerst zuverlässig.
    »Balbinus Pius …«, sagte er leise und genoß seinen Triumph.
    »Absurder Name«, meinte ich. »Balbinus der Pflichtbewußte! Soweit ich weiß, sieht er seine einzige Pflicht darin, sich selbst zu dienen. Gehört dem Dreckskerl nicht auch dieses schmierige Bordell, das ›Platons Akademie‹ genannt wird? Und die Diebsküche am Fluß hinter dem Tempel des Portunus?«
    »Hör mir bloß auf mit ›Platons Akademie‹. Ich krieg Gallensteine, wenn ich nur daran denke. Jupiter weiß, auf wessen Namen das Ding offiziell läuft, aber du hast recht, dahinter steckte Balbinus. Er nahm sich einen Anteil von allem, was da in den Betten abging, dazu von den gestohlenen Geldbeuteln und dem Verkauf ›vergessener‹ Stiefel und Gürtel. Außerdem gehörte ihm eine hübsche Goldschmiedewerkstatt, wo gestohlene Becher in Minuten eingeschmolzen werden konnten; mehrere Nähereien, die darauf spezialisiert waren, neue Borden an von Wäscheleinen gefallene Tuniken zu nähen; eine Reihe von Trödelbuden, die immer den Platz wechselten, wenn ich gerade einen Mann zur Beobachtung im Portikus plaziert hatte; und zwei Fälscherwerkstätten. Wenn etwas stank, dann gehörte es ihm«, bestätigte Petro. »Gehörte, Falco. Vergangenheit. Jetzt muß er der bedauerlichen Tatsache ins Auge sehen, daß er durch die Verurteilung wegen eines Kapitalverbrechens seinen gesamten Besitz verliert.«
    »Mir kommen die Tränen.«
    »Übertreib’s nicht gleich – ich bin immer noch nicht sicher, ob wir all seine Besitztümer aufstöbern werden. Manches davon ist bestimmt gut versteckt.«
    »Worauf du dich verlassen kannst! Hat er damit gerechnet, verbannt zu werden?«
    »Er hatte noch nicht mal damit gerechnet, vor Gericht zu kommen! Ich habe die Sache monatelang geplant, Falco. Mir war klar, daß ich nur eine einzige Chance haben würde, weil er sonst sofort ›Drangsalierung eines römischen Bürgers!‹ geschrien hätte und ich meinen Posten losgewesen wäre. Aber er hat nicht geglaubt, daß ich jemanden finden könnte, der Anklage gegen ihn erhebt.«
    »Und wie ist dir das gelungen, Lucius Petronius?«
    »Da gab es nur einen Weg, Marcus Didius. Ich habe jemanden gefunden, der noch habgieriger und noch verkommener ist als er!«

III
    Lächelnd strich sich Petro mit seiner großen Hand über das Haar. Sein Haarschnitt wirkte flotter. (Na ja, er trug es kürzer; das höchste an Kreativität, wozu sein Friseur fähig war.) Seine andere Pranke ruhte leicht auf seiner Hüfte, wo der Stab seines Amtes in einem breiten, runzeligen Ledergürtel steckte, den er, wie ich mich erinnerte, einem zwielichtigen Kelten in Londinium abgekauft hatte. Doch abgesehen von seiner schmissigen Frisur machte er sich nicht die Mühe, schick auszusehen. Im Dienst war es besser, durch eine Lederweste geschützt zu sein, an der ein Messer abgleiten mochte, und einen dicken Wollumhang zu tragen, dem Schlamm und Dreck nichts anhaben konnten, wenn Petro einen Flüchtigen zu Boden warf. Seine Stiefel hatten, so wie sie aussahen, ebenfalls eine Menge Türen aufgetreten.
    »Und wer war nun dieser prinzipienfeste, auf das öffentliche Wohl bedachte Bürger, der Balbinus ans Messer geliefert hat?« fragte ich.
    »Ein Eselfurz namens Nonnius.«
    »Doch nicht etwa Nonnius Albius? Ich dachte, der sei selbst ein Gauner.«
    »War er auch. Er hat sogar für Balbinus gearbeitet, war sein oberster Schutzgeldeintreiber. Das hat mich ja so an ihm gereizt.«
    »Klar! Du brauchtest einen Insider.«
    »Kein anderer hätte das hingekriegt. Nonnius war ideal.«
    »Aber er war Balbinus’ Mann. Wie hast du ihn rumgekriegt?«
    »Eine

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