Gnadenfrist
Einige ehrbare Bürger
Balbinus Pius
ein großer Boss, der die Stadt verläßt
Flaccida
sein Weib, eine hartherzige Frau in schwierigen Verhältnissen
Milvia
ihre Tochter, ein weichherziges Mädchen, das ein leichtes Leben führt
Florius
ihr Ehemann, ein Wurm kurz vor dem Krümmen
Nonnius Albius
ein kränklicher Zeuge
Alexander
sein pessimistischer Arzt (privater Sektor)
Der Müller &
Klein-Ikarus
starke Männer, an Erziehung interessiert
Lalage
kultivierte Besitzerin der »Laube der Venus«
Macra
eine junge Dame aus diesem elitären Mädchenpensionat
Gaius & Phlosis
zwei äußerst hilfreiche Bootsmänner
Unterschicht (Brunnenpromenade)
Lenia
eine errötende Braut
Smaractus
ihr schüchterner Bräutigam
Cassius
ein Bäcker, dessen Ofen zu heiß werden könnte
Ennianus
ein Korbflechter, dem vielleicht Ärger ins Haus steht
Castus
ein Neuankömmling, der mit Trödel handelt
eine alte Stadtstreicherin
Nux
ein herrenloser Hund, der ein weiches Herz sucht
Falco
das Opfer (nicht so hartherzig, wie er denkt)
ein Baby
ausgesetzt, ebenfalls auf der Suche nach einem netten Heim und freundlichen Menschen
Gesetzeshüter (alle unter Verdacht)
Marcus Rubella
Tribun der peinlich genauen Vierten Kohorte der Vigiles
L. Petronius Longus
Chef der Ermittlungskommission des XIII. Bezirks
Arria Silvia
seine oft wütende Frau (ein Kohortenwitz)
ihre Katze
Martinus
ein Stellvertreter (nicht für lange, wie er hofft)
Fusculus
ein Bandenexperte
Linus
zum Dienst auf der Aphrodite abkommandiert
Rufina
ihretwegen hat sich Linus abkommandieren lassen
Sergius
ein glücklicher Strafoffizier
Porcius
ein junger Rekrut (unglücklich)
Scythax
ein optimistischer Arzt (öffentlicher Sektor)
Tibullinus
ein Zenturio der dubiosen Sechsten Kohorte
Arica
sein Kumpel (der Prügel verdient hat)
Jurisdiktion der Kohorten der Vigiles in Rom:
Koh I Bezirke VII & VIII (Via Lata, Forum Romanum)
Koh II Bezirke III & V (Isis & Serapis, Esquilin)
Koh III Bezirke IV & VI (Tempel des Friedens, Alta Semita)
Koh IV Bezirke XII & XIII (Piscina Publica, Aventin)
Koh V Bezirke I & II (Porta Capena, Caelimontium)
Koh VI Bezirke X & XI (Palatin, Circus Maximus)
Koh VII Bezirke IX & XIV (Circus Flaminius, Transtiberina)
I
»Ich kann immer noch nicht glauben, daß ich dem Dreckskerl ein für allemal das Handwerk gelegt habe!« murmelte Petronius.
»Noch ist er nicht auf dem Schiff«, hielt Fusculus dagegen. Eindeutig der Optimist der Wachmannschaft.
Wir warteten zu fünft am Kai. Es war Mitte Oktober, eine Stunde vor Sonnenaufgang. Fröstelnd wickelten wir uns zum Schutz gegen die kühle Brise fester in unsere Umhänge. Auf der anderen Seite Italiens bereitete sich die Sonne auf ihren Tageslauf vor, aber hier in Portus, dem neuen Hafen Roms, war es noch stockdunkel. Wir sahen das riesige Leuchtfeuer auf dem Leuchtturm flackern und kleine Gestalten, die es bewachten; hin und wieder beleuchteten die hellen Flammen die Neptunstatue an der Hafeneinfahrt. Der Torso des Seegottes wirkte seltsam in dieser Umgebung. Nur der Geruch alter, salzgehärteter Taue und vermodernder Fischschuppen verriet uns, daß wir am Rande des großen Hafenbeckens standen.
Wir waren fünf redliche, ehrbare Bürger, die die ganze Nacht auf einen sechsten gewartet hatten. Er war niemals redlich gewesen, hatte aber, wie die meisten Verbrecher, keine Schwierigkeiten gehabt, sich als ehrbar auszugeben. Die römische Gesellschaft hatte sich schon immer von Unverfrorenheit hinters Licht führen lassen. Aber jetzt waren, dank Petronius Longus, der Mann und seine Verbrechen bloßgestellt worden.
Wir warteten schon zu lange. Auch wenn niemand es aussprach, beschlich uns allmählich der Verdacht, daß der große Boss nicht auftauchen würde.
Der zwielichtige Kerl hieß Balbinus.
So lange ich denken konnte, wurde dieser Name erwähnt. Er war bereits berüchtigt, als Petronius und ich vor sechs Jahren aus der Armee entlassen wurden. Damals war mein alter Zeltkamerad Petro, als pflichtbewußter Mann, der ein gutes Gehalt zu schätzen wußte, in den öffentlichen Dienst eingetreten; ich hatte mich selbständig gemacht. Er jagte Kohldieben auf den
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