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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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wir rein oder nicht?«
    Hinter uns drängelten die Leute, also entschieden wir uns und kauften die Karten. Ich hätte es schon gut gefunden, allein in seinem Garten auf einer Bank zu sitzen, eine seiner berühmten sechszehigen Katzen zu kraulen und davon zu träumen, eine berühmte Schriftstellerin zu sein. So aber trotteten wir hinter vielen Rücken her, die uns den Blick auf das meiste versperrten, was die Führerin erklärte und was dem alten Mann mal lieb gewesen sein mochte.
    Ich gab Gina und Liz ein Zeichen. »Hey«, flüsterte ich. »Hier geht’s raus! Los, kommt!«
    Hems Haus hat im ersten Stock eine Balustrade, auf der man wie auf einer überdachten Veranda herumlaufen kann. Wir schlichen unbemerkt von der Meute hinaus. Für den Moment waren wir tatsächlich allein. Wir lehnten uns auf das Geländer und schauten hinunter in den Garten, in dem sich wundersamerweise gerade niemand aufhielt. Ich schloss die Augen und stellte mir den alten Weißbart vor, geprägt durch Canyons aus Falten, die ich auf vielen Bildern gesehen hatte und die wie Wegweiser auf seine Augen hinzudeuten schienen, um deren klare, helle Farbe zu betonen. Ich stellte ihn in Gedanken neben mich ans Geländer und diskutierte eine Weile mit ihm über mein Lieblingsbuch. Doch schon ging hinter uns die Tür auf, und ein Schwall Touristen drängte hinaus, um einen Blick von außen in das Schlafzimmer des alten Tastaturvirtuosen zu werfen.
    »Tja«, meinte Gina, »wenn er von oben zusieht, wird er ein neues Buch anfangen müssen.«
    »Ja, eine Satire!«, befand Liz lachend.
    Wir gingen hinunter in den Garten und ließen das kleine tropische Paradies auf uns wirken. Hemingway hatte sich damals den ersten Swimmingpool von Key West bauen lassen, den man heute noch bewundern kann. Die Führerin erzählte laut, dass der für seinen Jähzorn bekannte Schriftsteller einmal im Streit wutentbrannt eine Münze nach seiner Frau geworfen haben soll. Die Münze soll hier am Rand des Pools über Jahre liegen geblieben sein. Wir glaubten das nicht recht, aber das Bild eines Cent werfenden Hemingways geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.
    Nachdem die Führung beendet war und sich die Touristen zerstreut hatten, schlenderten wir noch ein wenig durch den Garten und ließen das zweifellos schöne Anwesen auf uns wirken. Die Katzen, die überall um das Haus herum anzutreffen sind und direkte Nachkommen von Hemingways Lieblingskatzen sein sollen, haben tatsächlich sechs Krallen an den Tatzen. Um diese Besonderheit auch für die Zukunft als Touristenattraktion beizubehalten, muss die Museumsleitung aufpassen, dass die Tiere sich nicht mit fremden Katzen paaren. Schon merkwürdig, diese Katzen. Vielleicht hat sich Hemingway ja gewünscht, sechs Finger an jeder Hand zu haben, damit er noch schneller schreiben kann …
    Als wir mit der Besichtigung fertig waren, war die Schlange der vor der Kasse wartenden Touristen noch länger geworden. Ich konnte mir den Gedanken nicht verkneifen, dass das Museum heute vielleicht mehr Geld mit Eintritt verdiente, als der alte Hem zu seinen Lebzeiten mit den Büchern.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Liz.
    »Lasst uns einfach durch die Stadt wandern«, meinte Gina. »Am besten immer nach Süden bis zum Ende.«
    Das taten wir dann auch. Und das solltet ihr auch tun. Einfach ziellos durch eine Stadt zu wandern, hat seinen ganz eigenen Reiz. Nicht nur, dass man nicht ausschließlich die touristischen Ziele abklappert und kaum Einheimische trifft, man sieht auch ein wenig hinter die Kulissen. Auf dem Weg zum südlichen Ende von Key West Island konnten wir verwahrloste Häuser sehen, verlassene Grundstücke und ungepflegte Gärten. All dies hätte man mit wenig Aufwand wieder zurückverwandeln können, aber entweder fehlte das Geld oder die Menschen, die hier wohnen wollten. Oder die, die hier wohnen wollten, hatten kein Geld.
    Irgendwann trafen wir wieder auf andere Touristen, und das war auch kein Wunder, denn wir waren auf den Southernmost Point of the Continental USA gestoßen. Der südlichste Zipfel des nordamerikanischen Festlandes war durch eine große unförmige Betonboje markiert, mit der sich jeder fotografieren lassen wollte. Teilweise nahm das merkwürdige Formen an, da kaum einer in Ruhe seine Fotos machen konnte, ohne gleich wieder vom Nächsten beiseitegedrängt zu werden. Wir verzichteten auf das Foto und liefen noch ein Stückchen ostwärts, wo wir auf einen kleinen Strand stießen, der zwar nicht gerade zum Baden

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