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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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verschlingen.
    »Mir passiert schon nichts.« So ganz überzeugt bin ich jedoch nicht. Als ich das Kreischen von draußen gehört habe, war mein erster Instinkt, hinauszugehen und nachzusehen, damit die Angst wieder aus den Gesichtern meiner Leute verschwindet. Aber jetzt ist mein Mund trocken, und mein Magen krampft sich zusammen, als wäre meine Furcht eine giftige Säure. Ich glaube, es liegt am Waffenarsenal. Von so vielen Waffen umgeben zu sein, hat mich daran erinnert, dass es einen Grund geben muss, wieso wir sie überhaupt mit uns führen.
    Meine Hand fährt zu der Dra-Kom, die hinter meinem linken Ohr implantiert ist, und ich drücke den Knopf. Doch statt des üblichen
biep, biep-biep
höre ich nur das mechanische Klicken des gedrückten und wieder herausspringenden Knopfs. Mit einem Stirnrunzeln drücke ich noch einmal darauf, diesmal so energisch, dass es wehtut.
    Mist. Das Dra-Kom-Netzwerk ist auf dem Hauptschiff. Meine Finger fahren über den Rand des Knopfs, ein perfekter Umriss, der schon Teil meines Körpers ist, seit ich denken kann. Und jetzt ist das verdammte Ding nutzlos. Es ist unter meine Haut gepflanzt worden, seine Drähte winden sich an meinen Venen entlang, und es wird nie wieder funktionieren.
    Amy greift nach meiner Hand und zieht sie von meinem Hals weg. »Du brauchst ihnen nichts zu sagen«, versichert sie mir. »Sie wissen alle, was du für sie tun wirst.«
    Ich habe mich noch nie so abgeschnitten gefühlt … von allem. Es ist eine Sache, dass die
Godspeed
außer Reichweite ist, aber jetzt ist auch die Verbindung zu meinen Leuten abgerissen.
     
    Ich warte, bis Amy wieder im Kryo-Bereich ist, bevor ich auf die Brücke zurückkehre. Ich weiß, dass ich meine Angst nicht vor ihr verbergen kann, sobald ich die Tür öffne, und ich will nicht, dass sie mich zögern sieht. Ich kenne den militärischen Autorisierungscode zwar nicht, aber Shelby hat mir gezeigt, wie man im Notfall das System von Hand bedienen kann. Viel kann ich nicht tun. Nur das Shuttle hermetisch abriegeln, Alarm auslösen oder die Sprinkleranlage aktivieren, falls es brennt. Und ich kann Türen öffnen.
    Ich stehe nur da, gegen das Kontrollpult gelehnt, und starre durch das dicke Glas des wabenförmigen Fensters. Es ist beschlagen, aber ich kann trotzdem die Welt sehen, die jetzt uns gehört. Ich berühre das massive Glas und staune, wie warm es ist.
    Von Bildern der Sol-Erde weiß ich, dass man diese hohen Büsche Bäume nennt und dass das Holz, aus dem sie bestehen, dasselbe ist, aus dem der Tisch gemacht wurde, an dem ich immer die Studien betrieben habe, die der Älteste mir aufgetragen hat. Ich weiß, dass der Boden, der von unserer Landung schwarz verbrannt ist, nicht aus derselben tonähnlichen, maschinell verarbeiteten Erde besteht wie die auf unserem Versorgerdeck.
    Aber das ist es nicht, was ich gerade betrachte.
    Ich schaue hinaus, über den verbrannten Boden und die zerstörten Bäume, deren Zweige sich krümmen wie verknotetes Garn, hinweg bis zum Horizont und in den Himmel.
    Aber so weit ich auch schaue, sehe ich keine Wand. Keine einzige verdammte Wand.
    Etwas Dunkles blitzt am blauen Himmel auf, etwas Unnatürliches, und ich umklammere die Pistole, die Amy mir gegeben hat, unwillkürlich fester.
    Ich gebe dem Computer den Befehl:
Tür öffnen.
    Es funktioniert. Ein lautes Knacken hallt durch die Brücke. Hastig greife ich nach dem Kontrollpult, um mich festzuhalten, aber mein Schwindelgefühl kommt nicht daher, dass sich das Shuttle bewegt. Es liegt am Fenster, das sich öffnet. Genau in der Art und Weise, wie sich die Decke des Regentendecks in der Mitte teilte, schwenkt jetzt die wabenförmige Glaskuppel an einem Ende nach oben.
    Die einzelnen Glasscheiben sind durch ein Metallgerüst miteinander verbunden, aber ich erkenne erst jetzt, dass das Metall in Wirklichkeit Teil einer raffinierten Mechanik ist. Die sechseckigen Glasscheiben arrangieren sich neu, bis aus ihnen schließlich eine Rampe geworden ist, die vom Schiff herunterführt. Sie ist ziemlich steil, aber das Glas ist lang genug, um bis zu der gelblichen Erde jenseits des verbrannten Flecks zu reichen.
    Ich gehe am Kontrolltisch vorbei und fahre mit einer Hand über die freiliegende Außenkante des Shuttles. Das Metall, das sich vorher zwischen den Scheiben befand, dient jetzt als Geländer, das mir ermöglichen wird, mühelos die steile Glasrampe hinunterzugehen und den ersten Fuß in die neue Welt zu setzen.
    Eine warme Brise bringt den

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