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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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vor den Monstern – sind wie weggeblasen, weil meine Augen und mein Herz jetzt nur noch das Blut wahrnehmen, das über Juniors Brust läuft. Doch er schiebt meine Hände weg, zieht sein Hemd aus und benutzt es, um das Blut wegzuwischen. Die Wunden sind zum Glück nicht tief. Ich nehme etwas von dem Desinfektionsmittel, das Kit mir für die Patienten gegeben hat, und sprühe Juniors Wunden damit ein.
    »Woher wusstest du, dass ich draußen Hilfe brauche?«, fragt Junior, der immer noch ganz atemlos ist.
    »Ich habe dieses Flugsaurier-Vieh schreien hören und es klang viel näher als vorher.« Ich verstumme kurz. »Was war das eigentlich?«
    Junior schüttelt den Kopf und betrachtet sein zerfetztes Hemd. »Eins von Orions Monstern, vermute ich. Hast du irgendwas im Wald gesehen?«
    Jetzt bin ich es, die den Kopf schüttelt. »Was war da?«
    »Ich … ich weiß es nicht.« Erst jetzt sieht Junior mir wieder in die Augen. »Glaubst du, dass eines von diesen Viechern das Shuttle gerammt hat, als wir im Landeanflug waren? Groß genug war es immerhin.«
    »Ich weiß es nicht«, sage ich und benutze unbewusst Juniors Worte. Mir wird erst jetzt klar, wie viel ich nicht weiß. Zum Beispiel, was das eben für ein
Vieh
war. Es hat mit seinem spitzen Kopf, den Riesenflügeln und den Krallen tatsächlich ausgesehen wie ein Flugsaurier, aber es hatte eindeutig auch etwas
Außerirdisches
an sich.
    Außerirdisch. Das ist alles an diesem Planeten. Ich muss ein Schaudern unterdrücken und meine Hände umschließen die immer noch warme Pistole unwillkürlich fester.
    Ich hätte in der Lage sein müssen, diese Kreatur zu treffen; hätte sie töten sollen. Aber ich hatte zu viel Angst, versehentlich Junior zu erschießen.
    Und zu viel Angst vor dem Monster.
    Junior nimmt mir die Waffe ab. »Ich bringe sie zurück ins Waffenlager«, sagt er. »Und ich denke, dass wir uns ansehen sollten, was dort sonst noch alles lagert.«
    Auf dem Rückweg zum Kryo-Bereich versuche ich, das Bild der Bestie aus dem Kopf zu bekommen, aber ich sehe immer wieder vor mir, wie sie direkt vor Juniors Gesicht das Maul aufreißt …
    Kit kommt sofort auf mich zu. Ein paar der Umstehenden sehen mich ängstlich an – sie wissen, dass Junior draußen war, und haben das Ungeheuer schreien hören, nachdem er das Shuttle verlassen hatte. Sie glauben, dass es ihn erwischt hat. »Es geht ihm gut«, versichere ich ihnen. »Es ist alles in Ordnung.«
    Sie nehmen mir die Lüge erleichtert ab, zumindest vorläufig.
    »Fast fertig«, sagt Kit. Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht und auf ihrer Stirn bleibt ein blutiger Streifen zurück. »Zwei Knochenbrüche, die noch gerichtet werden müssen, und dann werden die Schwestern und ich nach den Frauen sehen, nur für alle Fälle …«
    Mein Magen zieht sich zusammen. Das hätte ich fast vergessen – die schwangeren Frauen.
    »Kann ich sonst noch etwas tun?«, frage ich.
    Kit lächelt mich kurz an. »Du warst uns schon eine große Hilfe.«
    Ich beobachte, wie sie zur letzten Gruppe von Leuten geht, die medizinische Hilfe brauchen. Meine Hände sind blutverschmiert und meine Arme fühlen sich schwer an. Ich würde mich am liebsten ins Bett verkriechen und diesen Tag vergessen. Vielleicht war dies alles ein Riesenfehler.
    »Amy?«, sagt plötzlich eine Stimme, die ich gut kenne, eine Stimme, die ich liebe, eine Stimme, von der ich dachte, dass ich sie nie wieder hören würde.
    Ich drehe mich um. Da steht er und sieht ganz genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung habe: mein Vater.
    »Daddy!«, kreische ich und stürze mich auf ihn.
    Und seine Arme – seine Arme – fangen mich auf, drücken mich ganz fest, und alles ist wieder gut, alles ist
wundervoll
, denn endlich, endlich habe ich meinen Dad wieder.
    Ich weine und lache, japse und schluchze, heule und spreche – und das alles gleichzeitig.
    »Amy«, sagt er schmunzelnd. »Was ist denn los?«
    Ich trete einen Schritt zurück. Mein Vater trägt eine Art grünen OP -Kittel, der so ähnlich aussieht wie der, in den Doc mich wickeln wollte, als ich aufgetaut war. Fast alle Glassärge sind jetzt leer. Die Leute, die in ihnen lagen, sind aufgestanden und nehmen ihre Kittel von den kleinen Metallarmen über ihren Boxen, um sich damit zu bedecken. Und Mom –
    Ich renne zu ihr.
Mom.
Ich habe eine Million Mal davon geträumt, sie mit geöffneten Augen zu sehen, aber meine Träume waren nichts gegen diesen Moment.
    Mom lacht – ihre Stimme klingt ein wenig brüchig,

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