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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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das Gefühl, daß die Wendung „Wenn sein Zitat vorausgeht“ eine leicht fesselnde Qualität an sich hat?
    Achilles: Leicht, ja — äußerst leicht.
    Schildkröte: Können Sie sich etwas vorstellen, dem sein eigenes Zitat vorausgeht?
    Achilles: Nun, ich könnte mir ein Bild des Vorsitzenden Mao denken, wie er einen Bankettsaal betritt, in dem bereits eine riesige Fahne mit einigen seiner eigenen Sprüche darauf hängt. Das also wäre der Vorsitzende Mao, dem seine eigenen Zitate vorausgegangen sind.
    Schildkröte: Ein äußerst phantasievolles Beispiel. Aber nehmen wir an, wir beschränkendas Wort „vorausgehen“ auf die Vorstellung von Vorausgehen in einem gedruckten Text, und nicht auf den zeremoniellen Eintritt in eine Banketthalle.
    Achilles: Gut. Aber was genau verstehen Sie hier unter „Zitat“?
    Schildkröte: Wenn man über ein Wort oder einen Satz spricht, pflegt man es oder ihn in Anführungszeichen zu zitieren. Zum Beispiel kann ich sagen:
    Das Wort „Philosoph“ hat fünf Buchstaben.
    Hier zitiere ich „Philosoph“ in Anführungszeichen, um zu zeigen, daß ich von dem Wort „Philosoph“ spreche und nicht von einem Philosophen aus Fleisch und Blut. Man nennt das den Unterschied zwischen G EBRAUCH und E RWÄHNUNG .
    Achilles: Hm?
    Schildkröte: Lassen Sie mich erklären. Nehmen wir an, ich sagte zu Ihnen:
    Philosophen scheffeln das Geld nur so.
    Hier GEBRAUCHE ich das Wort, um in der Vorstellung ein Bild von einem Weisen mit zwinkernden Augen und prallem Geldbeutel heraufzubeschwören. Wenn ich aber dieses oder ein anderes Wort in Anführungszeichen setze, nehme ich seinen Sinn und seine Assoziationen heraus, und übrig bleiben nur ein paar Striche auf dem Papier, oder einige Töne. Das nennt man E RWÄHNUNG . Außer seinen typographischen Aspekten ist an diesem Wort nichts wichtig — jegliche Bedeutung, die es haben könnte, wird ignoriert.
    Achilles: Das erinnert mich an eine Geige, die als Fliegenklatsche gebraucht wird. Oder sollte ich sagen „erwähnt“? Nichts an der Geige zählt außer ihrer Stabilität — jegliche Bedeutung oder Funktion, die sie haben könnte, wird ignoriert. Übrigens fällt mir gerade ein: die Fliege, vermute ich, wird auf die gleiche Art behandelt.
    Schildkröte: Das sind verständliche, wenn auch etwas unorthodoxe Erweiterungen der Unterscheidung zwischen Gebrauch und Erwähnung. Jetzt aber will ich Sie bitten, sich etwas auszudenken, dem sein eigenes Zitat vorausgeht.
    Achilles: In Ordnung. Wäre das richtig:
    „K NORKE “ K NORKE
    Schildkröte: Gut. Versuchen Sie was anderes.
    Achilles: In Ordnung.
    „,P LOP ‘ IST NICHT DER T ITEL EINES B UCHS , SOVIEL ICH WEISS “
,P LOP ‘ IST NICHT DER T ITEL EINES B UCHS , SOVIEL ICH WEISS .
    Schildkröte: Das kann jetzt in ein recht interessantes Beispiel umgewandelt werden, indem man einfach das ,Plop` fallen läßt.
    Achilles: Tatsächlich? Lassen Sie mich sehen, was Sie meinen. Es wird daraus:
    „I ST NICHT DER T ITEL EINES B UCHS , SOVIEL ICH WEISS “
I ST NICHT DER T ITEL EINES B UCHS , SOVIEL ICH WEISS .
    Schildkröte: Sehen Sie, Sie haben einen Satz gebildet.
    Achilles: Tatsächlich! Es ist ein Satz über den Ausdruck „ist nicht der Titel eines Buchs, soviel ich weiß“ und obendrein ein ganz närrischer.
    Schildkröte: Warum närrisch?
    Achilles: Weil er so nichtssagend ist. Hier ein weiteres Beispiel:
    „S IND HALT J UNGS “ SIND HALT J UNGS
    Nun, was soll denn das bedeuten? Ehrlich, was für ein närrisches Spiel!
    Schildkröte: Nicht in meinen Augen. Ich sehe das als ganz ernst an. Tatsächlich ist die Operation, einem Ausdruck sein eigenes Zitat vorausgehen zu lassen, von so großer Wichtigkeit, daß ich ihr einen Nahmen geben möchte.
    Achilles: Einen Namen? Mit welchem Namen wollen Sie diese närrische Operation denn beehren?
    Schildkröte: Ich glaube, ich nenne „das Quinieren eines Satzes“ das Quinieren eines Satzes.
    Achilles: Quinieren? Was ist denn das für ein Wort?
    Schildkröte: Ein Wort mit neun Buchstaben, wenn ich mich nicht täusche.
    Achilles: Worauf ich hinauswollte: Warum nahmen Sie gerade diese neun Buchstaben in gerade dieser Reihenfolge?
    Schildkröte: Oh, jetzt verstehe ich, was Sie meinten, als Sie fragten: „Was für ein Wort ist das?“ Die Antwort lautet, daß ein Philosoph namens „Willard van Orman Quine“ diese Operation erfand, also benenne ich Sie ihm zu Ehren. Ich kann jedoch in meiner Erklärung nicht weiter gehen; warum sich sein Name aus gerade diesen

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