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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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wenige Schritte vom vordersten der herbeistampfenden Golems entfernt.
    Hei, das wird ein prächtiges Leben, sagte sich Julian, wenn der Großmächtige Meister und ich Seit’ an Seit’ über alle Reiche und Städte im ganzen Erdenrund herrschen.
    Du idiotischer Rabe, schrie Marian im Stillen, kapier doch endlich: Marthelm hat uns beide nur benutzt. Er hat sogar deinen Großmächtigen Meister an der Nase rumge führt! Er wollte die Golems niemals unschädlich machen – von Anfang an wollte er sie in seine Gewalt bringen, um sich zum Herrscher über die ganze Erde aufzuschwingen. Und weil diese Ungeheuer nur ihrem Schöpfer gehorchen, hat er sich selbst in den Körper von Meister Justus katapultiert und ihn seinem Willen unterworfen. Das Einzige, was ihm noch fehlt, sind die Golems. Verstehst du jetzt endlich, du blödsinniger Famulus: Sobald du ihm die Golems gebracht hast, wird Marthelm ihnen befehlen, dich zu Staub zu zerstampfen!
    Aber er hat geschworen, Macht und Reichtum mit mir zu teilen, wandte Julian ein. Warum sollte der Meister … ja, warum sollte er … Julian unterbrach sich mitten im Satz. Zum ersten Mal schien er nachdenklich zu werden.
    Marian gab sich alle Mühe, seine Zweifel weiter zu nähren. Selbst wenn du recht hättest, schrie er ihm zu, wenn Justus wirklich die Absicht hatte, dich an seiner Herrschaft teilhaben zu lassen – das hilft dir jetzt auch nichts mehr! Denn dein Meister Justus hat die Gewalt über sich selbst verloren. Marthelms Geist hat von ihm Besitz ergriffen, so wie du die Kontrolle über mich übernommen hast, du blödsinniger Famulus! Und Marthelm denkt gar nicht daran, irgendetwas mit irgendwem zu teilen – schon gar nicht mit einem dämlichen Raben wie dir!
    Von Zweifeln wie gelähmt stand Julian nun vor den Golems. Was beginne ich bloß, dachte er, damit doch noch alles so kömmt, wie ich’s mir tausendfach erträumt habe? Damit ich endlich als reicher Freier vor den Herrn von Lohenkamm treten kann und er mir auf Knien dafür dankt, dass ich mich seiner Tochter vermähle? Ach, hol de Jungfer Hildegunde! Doch wenn dieser andere hier nun recht hätte und der Meister mich zermalmt, sobald der Rabe seine Schuldigkeit getan hat? Nein, das wird er nicht tun. Und was bleibt mir auch für eine Wahl? Also frischauf, ich muss es wagen.
    Während der Famulus so hin und her grübelte, knackte es hinter ihnen im Unterholz. Anscheinend kam dort ir gendein Wesen herangeschlichen, aber Julian war zu sehr in Gedanken versunken, um es zu bemerken. Und Marian hütete sich, ihn auch nur durch das leiseste Ge dankenzucken zu warnen.
    »Hapomesthem!«, begann der Famulus aufs Neue zu schreien, doch weiter kam er nicht. Eine schattenhafte Gestalt sprang ihn von hinten an, mit solcher Wucht, dass er von den Füßen gerissen wurde. Das Talmibro fiel zu Boden. Im nächsten Moment hatte Billa es aus dem Staub geklaubt. Im übernächsten zerrte sie es auseinander, hielt den glotzenden Golems das Talmibro entgegen.
    »Morbilatus!«, schrie sie, »Morbilatus … Morbilatus!«
    Da begann das vorderste der Ungeheuer vor ihren Au gen zu zerbröseln. Es zerfiel sekundenschnell, wurde zu einer Wolke aus leuchtend rotem Staub. Für die Dauer eines Wimpernschlags bewahrte die Wolke noch die Umrisse eines menschengestaltigen Riesen – dann erfass te sie der Sog des Talmibros. Der Golem wurde in das dunkle Glas hineingerissen – mit solcher Macht, dass Billa das Gleichgewicht verlor.
    Der Anprall des Golems schleuderte sie mehrere Me ter nach hinten. Mit einem Schrei fiel sie auf den Rücken. Das Talmibro hielt sie noch immer geöffnet in den Händen, die Innenseite den Golems zugewandt. Aber das magische Ding hatte sich ein ganzes Stück zusammengezogen und Qualm waberte daraus hervor.
    Die restlichen Monster marschierten weiter auf Billa zu . »Morbilatus«, rief sie mit erstickter Stimme. »Morbilatus!« Dabei versuchte sie , das Talmibro wieder weiter auseinanderzuzerren, aber ihre Hände zitterten zu sehr. Mit aufgerissenen Augen starrte sie zu den baumgroßen Ungeheuern, die im Monstergänsemarsch auf sie zustampften.
    Zieh es weiter auseinander!, wollte Marian ihr zurufen, doch er konnte seine eigenen Lippen nicht mehr so bewegen, wie er selbst es wollte. Mach schnell, schrie er ohne jeden Ton, sonst zerstampfen dich die Golems zu Staub!
    »Morbilatus!«, rief Billa noch einmal. Im nächsten Moment warf sie das Talmibro nach rechts, den Hexenhügel hinunter. Im übernächsten schmiss sie sich selbst

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