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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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sie alle starrten den Famulus mit gespannter Aufmerksamkeit an.
    Julians Geist ist in mich gefahren, dachte Marian. Aber wie ist das nur möglich? Warum muss ich alles ma chen, was er will – während ich drüben, in seiner Welt, in seinem Körper, höchstens auf ihn einschreien konnte?
    Tumber Bursche, antwortete in seinem Kopf der Rabe, wirst du niemals begreifen? Hast du nicht genauso wie ich die Schriften der Erleuchteten studiert? Alle Magie entspringt dem Gesetz der Entsprechung. Das Pendel schwingt von der Nacht in den Tag und wieder zurück. Trägt meinen Geist zu dir, so wie es den deinen in meine Welt getragen hat. Nur hat der Großmächtige Meister dem Pendel diesmal mehr Schwung verliehen – damit ich dir aufhocken kann wie der Reiter dem gefügigen Pferd.
    Immer weiter trieb Julian sein Geisterpferd auf die Golems zu. Ließ Marian aufs Neue die Formel ausrufen: »Hapomesthem! Turiomysta! Non chiley!« Daraufhin reihten sich die Ungeheuer hintereinander brav zu einer Schlange auf. Setzten sich neuerlich in Bewegung und stampften im Riesengänsemarsch auf Marian zu.
    Was hast du vor, du durchgedrehter Famulus? Was auch immer es sein mag – hör auf damit!
    Doch Julian schüttelte nur kurz Marians Kopf, dann zog er mit Marians Händen abermals das Talmibro auseinander. Der magische Spiegel wurde durchsichtig und im Glas zwischen den Zeilen erschien eine wohlbekannte hagere Gestalt.
    Marian schrak furchtbar zusammen. Durch das dunkle Glas hindurch sah Meister Justus streng zu ihnen her über. Irgendeine Veränderung war mit ihm vor sich gegangen. Aber was an ihm war so grässlich anders geworden?
    Auch Meister Justus hielt ein weit geöffnetes Talmibro in den Händen. Es war mindestens hundertmal größer als die magische Muschel, die Marian von Marthelm bekommen hatte, und es sah unendlich viel mächtiger aus. Wie der Panzer einer Riesenschildkröte, mit funkelnden Einsprengseln übersät. Aber nicht der Anblick dieses Riesen-Talmibros erschreckte Marian so sehr, dass er für einen Moment allen Mut verlor.
    Es sind seine Augen, dachte er. Es sind die Augen von Meister Justus, die sich so erschreckend verändert haben. Niemals vorher hat er in dieser Weise seine Augen nach innen verdreht.
    »Ganz recht, Urgroßneffe.« Der Großmächtige Meister nickte ihm im Talmibro mit höhnischem Grinsen zu. »Ich war schon gespannt, wann du endlich meinen Plan begreifen würdest. Dabei war die Sache doch eigentlich von Anfang an klar : Justus hat die Golems erschaffen – also kann nur er ihnen befehlen, diesen Planeten zu un terwerfen. Und folglich musste ich meinerseits bloß die Kontrolle über Justus erringen: Schon sind die Go lems mein – und damit auch alle Macht und Herrlichkeit.«
    Marian fühlte sich, als ob er die ganze Zeit in einem dunklen Zimmer herumgetappt wäre – und plötzlich ging das Licht an. Du hast mich von Anfang an betrogen!, wollte er ausrufen. Doch alles, was er zustande brachte, war ein krampfhaftes Auf- und Zuschnappen seines Mundes. Damit wirst du nicht durchkommen, Marthelm!, schrie er in stummer Wut. Ich lasse nicht zu, dass der Famulus die Ungeheuer zu dir rüberbringt!
    Die Demütigung brannte in ihm wie Feuer, ärger als jeder körperliche Schmerz. Wie blöd ich doch war, dach te er. Wie konnte ich im Ernst glauben, dass der großmächtige Marthelm mich, seinen kleinen Urgroßneffen, dazu erwählt hat, eine Aufgabe zu erfüllen, die für ihn selbst angeblich zu groß war?
    Doch während Marian innerlich tobte und mit sich selbst haderte, lenkte ihn Julian unbeirrt weiter auf die Golems zu. Die stampften zur gleichen Zeit dem Famu lus entgegen, der alle paar Schritte aufs Neue seinen Zwingspruch schrie: »Hapomesthem! Turiomysta! Non chiley!«
    »Wie willst du meinen Raben daran hindern?«, fragte der Meister im Talmibro und sah Marian mit Marthelms nach innen schielenden Augen an. »Du hast ja nicht mal deine eigenen Hände oder deinen eigenen Mund unter Kontrolle. Nein, du kannst mir nicht in die Quere kom men. Gleich wird sich mein Rabe an die Spitze meiner Golems stellen – und im nächsten Moment kehren sie allesamt zu mir zurück.« Wieder setzte er sein boshaftes Grinsen auf. »Es war mir ein Vergnügen, mit dir zusammenzuarbei ten, Marian Hegendahl. In der Tat besitzt du ein gewisses Talent zur Magie.«
    Hilflos musste Marian dulden, dass Julian seine Hände sinken, das Talmibro zuschnappen ließ. Marthelm verschwand aus seinem Blickfeld. Der Famulus war jetzt nur noch

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