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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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hohe Reparationsleistungen erbringen. Das gesamte politische System Deutschlands war zu Preußens Gunsten auf den Kopf gestellt worden.
    Am Morgen des vierten Tages legte der Herzog gleich nach dem Aufstehen die Galauniform eines Blankenburger Generalissimus an und schmückte sich mit allen Ehrenzeichen, die er in sämtlichen Farben des Regenbogens besaß: den Orden vom Goldenen Vlies, den des Cheval-Blanc, den Welfen-Orden, den Orden Heinrichs des Löwen und Saint-Etiennes von Österreich, den bayrischen Hubertusorden, den persischen Löwen- und Sonnenorden – dann befahl er, sein Paradecoupé anzuspannen, ein Meisterwerk von Binder 44 . Er nahm Herrn Smithson mit, der die Hofuniform anlegte, und so fuhren beide in die Tuilerien, wo Herzog Karl um eine Audienz bei Seiner Majestät ersuchte. Nach kurzer Wartezeit wurden sie vorgelassen.
    Es war nicht das erste Mal, dass das Oberhaupt des Welfenhauses mit dem Kaiser zusammentraf. Bei seinem Besuch in Paris im Jahre 1862 war er in den Tuilerien großartig empfangen worden und seither hatten die beiden Herrscher freundschaftlichste Beziehungen unterhalten. Eskortiert vom diensttuenden Kammerherrn stieg der Herzog eine Treppe hinauf, durchquerte ein reichlich schäbiges Vorzimmer und gewahrte sodann in der Tür eines Raumes Napoleon, der ihm einige Schritte entgegenging.
    «Ach! Sire!», rief der Herzog aus. «Unter welch schrecklichen Umständen …»
    Doch der Kaiser nahm seinen Arm, legte einen Finger an die Lippen und hieß ihn in sein Kabinett treten, die Tür schloss sich wieder und so verlief ihre Zusammenkunft ohne Zeugen. Allerdings schien der Herzog, als er in sein Stadthaus zurückkehrte, ruhiger und in sein Schicksal ergeben und hätte zweifelsohne nach einigen Tagen seinen Kummer überwunden, doch warf ihn ein neues Desaster nieder. Der arme Fürst bemerkte, dass sein Haar büschelweise ausfiel, und auch Arcangeli konnte ihm diese furchtbare Wahrheit nicht länger verbergen. Die folgenden Tage verliefen in gedrückter Stimmung. Die Vorhänge blieben zugezogen; nur schwach erleuchteten zwei Kerzen das weitläufige Zimmer, in dem tiefes Schweigen herrschte; und der Herzog, in seinen gewaltigen spitzenbesetzten Morgenröcken so bleich wie ein Gespenst, ließ die Zeit in seinem Nachtstuhl vergehen, malte sich eine düstere Zukunft aus und verbrachte Stunden damit, auf den Haufen ausgefallener Haare zu starren.
    Die einzige Anstrengung, die er sich auferlegte, war, ein kurzes Billett an die Belcredi zu schreiben, die sich gerade mit ihrer Kammerfrau im Gebäude eingerichtet hatte. Ansonsten blieb ihr Einzug fast unbemerkt, so sehr waren Karl von Estes Kinder daran gewöhnt, inmitten der Geliebten ihres Vaters zu leben. Am selben Tag traf Herr von Cramm ein, niedergeschlagen, schwitzend vor Angst und in Vorausahnung der Wutausbrüche, die sein Herr auf ihn niederprasseln lassen würde. Die Furcht, über sein Verhalten ausgefragt zu werden und unverstanden zu bleiben, verstärkte den Schrecken des kleinen Barons. Darum atmete er auf, als er erfuhr, dass Seine Hoheit ihm keine Audienz gewähren wollte.
    So heftig war der Schmerz des Herzogs, dass er nicht einmal Graf von Oels empfing, der ein paar Tage später mit einem Konvoi von Gepäckwagen ankam, die er auf der Durchreise in Frankfurt abgeholt hatte, ebenso wie die dreiunddreißig Pferde des Herzogs. Sechs davon waren Geschenke des Schahs von Persien und alle anderen stammten von einer Blankenburger Rasse mit silberfarbenem Fell, rosigen Nüstern und Hufen. Einer Legende zufolge ging ihr Stammbaum auf das Streitross zurück, das Karl der Große Widukind geschenkt haben soll und das die Welfen in ihr Wappen aufnahmen. Von Oels überwachte die Einrichtung der Ställe persönlich und so flackerten nun wieder seine brennenden, bösen Augen und seine düstere Physiognomie durch die Flure. Er war voll des bittersten Spotts darüber, wie eilig die Höflinge des Herzogs abtrünnig geworden waren, über die Österreicher, über Prinz Wilhelm und sogar über den Herzog selbst.
    Und tatsächlich, nie zuvor hatte es einen Mann so voller Launen und Marotten gegeben. Eines Morgens jedoch erhob sich der Herzog jählings, und ohne irgendetwas klarzustellen oder zu sagen, ging er einfach wieder seinen gewohnten Geschäften nach; er schüttelte seinen Kummer ab oder dachte nicht mehr daran. Er inspizierte das Gebäude von den Dienstzimmern bis zum Dachboden, gab den Befehl, achtzig vor einiger Zeit aus Southampton eingetroffene

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