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Goetterdaemmerung - Roman

Goetterdaemmerung - Roman

Titel: Goetterdaemmerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: El mir Bourges
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Paris weg gewesen war, wollte er bei diesem Besuch nichts von der Stadt sehen, sondern sagte, er würde erst wieder einen Fuß vor die Tür setzen, um seine Postkutsche zu besteigen. Briefe, Zeitungen, Pakete, sogar die Depeschen des Grafen von Oels, das alles ließ der Herzog zu einem großen Stapel anwachsen, bis ihn eines Tages die Laune ankam, sich des Berges anzunehmen.
    Und da ereilte ihn die ganze Wahrheit mit voller Wucht. Der Einmarsch der Preußen in Blankenburg, gleich am Tag nach seiner Flucht, war dort das Signal für einen umfassenden Ausbruch gewesen. Seine Capricen, seine Tyrannei, seine Weigerung, vom Landtag beschlossene Gesetze zu unterzeichnen, die schlecht besoldeten Truppen, der dahinsiechende Handel, das durch übermäßige Forderungen ausgetrocknete Finanzwesen, das ganze zurückgelassene und leidende Herzogtum erhob sich gegen ihn und klagte ihn an. Die einen hatte er verbannt, die anderen eingesperrt oder ihrer Güter beraubt, weil ihm ihre Nase nicht gefiel. Und das so sinnlos, manchmal so ungestüm, dass sein Landtag einst erwogen hatte, eine geheime Kommission De lunatico inquirendo 38 einzusetzen.
    Die schlechten Nachrichten rissen nicht ab. Die Preußen hatten entdeckt, wo die aus Wendessen herausgebrachten Möbel versteckt waren, und nur Wertloses war der Plünderung entgangen. Als der erschütterte Graf von Oels im Namen des regierenden Herzogs protestierte, hatte ihm der Offizier nur geantwortet: «Euer Herr regiert nicht mehr!»
    Tatsächlich war Prinz Wilhelm, der mit der hannoverischen Armee gefangen gesetzt wurde, ins Hauptquartier gerufen worden, um sich mit den Siegern über die Neuordnung des Herzogtums zu einigen.
    Die Wut des Herzogs war unbeschreiblich. Er schäumte, stampfte mit den Füßen, schlug auf die Möbel ein, brüllte, er plane, Wilhelm eine Forderung zu senden, die in ganz Europa nachklingen werde – seine Tobsucht versetzte das ruhige Haus in Schrecken. Er bestellte bei dem berühmten Armeelieferanten Larribeau fünfundzwanzigtausend Kokarden mit dem Pferd, 39 ließ Proklamationen und Dekrete in einer Million Exemplaren drucken und hielt sich bereit, Paris jederzeit zu verlassen. Die von ihm ausgehende Unruhe führte dazu, dass alle ungeduldig Ausschau hielten, immer in Erwartung und Furcht vor einem neuen Beschluss: Dann verklang der Lärm, nur noch triste Stille überall; man begegnete sich von Weitem, wagte außer ein paar geflüsterten Worten nicht miteinander zu sprechen. Karl von Este war krank vor Ungeduld und wollte gerade irgendeine Verrücktheit begehen, als sich die Neuigkeit der Schlacht von Sadowa 40 zuerst gerüchteweise, dann immer weiter verbreitete und schließlich wie eine Bombe einschlug – mit allen Details.
    Es war ein schrecklicher Schlag für Herzog Karl. Er schloss sich ein, schlief nachts mit rund um sein Bett aufgestellten Kerzen, an seiner Seite Arcangeli, der wortlos bei ihm wachte. Doch schon am folgenden Tag hatte er wieder Hoffnung geschöpft und meinte, Wunder zuwege zu bringen, indem er Baron Cramm als Bevollmächtigten nach Berlin zum Kabinett schickte. Der inhaltsleere Auftrag passte gut zu dessen lächerlichem Auftritt: Er war nämlich angewiesen worden, sich zu unterwerfen, dem Sieger die Stiefel zu küssen und feierlich seine Ergebenheit für die Zukunft zu beteuern. Worauf der Herzog besonders zählte, war ein handschriftlicher Brief an Fürst Bismarck von ihm, Karl I. von Este-Blankenburg, Gebieter des welfischen Fürstenhauses.
    Zunächst hatte er erwogen, anstelle jenes Hampelmannes einen seiner älteren Söhne zu schicken. Doch fürchtete er, dass diese sich von ihm lösen würden, wenn er sie aus ihrer Nichtigkeit befreite, und vielleicht auch, dass sie keine hinreichende Anstrengung unternähmen, um angesichts des drohenden Schiffbruchs ihr kleines Boot zu retten. Außerdem mochte er Hans Ulrich nicht besonders und Franz, der von Rockzipfeln umgeben groß geworden war, verabscheute jegliche Mühe und überhaupt alles Geschäftliche. Seine Mutter war ebenso schwach wie er, hatte ihn immer um sich gehabt und ihn fest im katholischen Glauben erzogen – er war das einzige Kind von Karl von Este, das nicht Protestant war. Allerdings ließ sich die gute Augusta durch ihre religiöse Praxis, die sich vor allem auf das «Agnus Dei» und den päpstlichen Segen beschränkte, nicht von Galanterien und Vergnügungen abhalten. Imposant und unordentlich, so wie es ihrem Aussehen, ihrer schiefen Frisur und ihren an einer Seite

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