Goettin der Legenden
hierzubehalten, Komtess.«
»Fragt Euch einmal selbst, ganz ehrlich – warum unternehmt Ihr nichts gegen den Verrat Eurer Gemahlin?«
»Das Glück ist vergänglich, meint Ihr nicht auch? Bin ich ein Richter darüber, was Glück ist und was nicht? Die Krone verleiht mir nicht das Recht zu bestimmen, wer das Glück finden und wem es verwehrt bleiben soll.« Er legte den Kopf schief. »Die Wahrheit ist, ich kann und will das nicht bestimmen. So seltsam es vielleicht manchem erscheinen mag, ich möchte, dass Gwen glücklich ist.«
»Ihr seid ein guter Mensch, Arthur.«
»Mit sehr vielen Makeln, wie es scheint.«
»Nennt mir einen.«
»Mangelnde Urteilskraft, vielleicht?«
»Meint Ihr, es zeugt von mangelnder Urteilskraft, dass Ihr mich küssen wollt?«
»Nein, Madam, ich denke, mit diesem Urteil könnte ich kaum richtiger liegen.«
»Nichts für ungut, aber meint Ihr, das könnt Ihr einschätzen?«
Seine Augen funkelten, und er zuckte mit den Schultern. »Warum ich so fühle, kann ich nicht begründen. Womöglich rühme ich mich zu Unrecht. Wie soll ich das jemals herausfinden?«
»Sir, ich bin in manchen Künsten sehr geübt. Vielleicht kann ich Euch helfen festzustellen, ob dies ein schrecklicher Makel an Euch ist?«
Isabel wartete auf den Stoß vor die Brust, aber nichts dergleichen geschah.
Stattdessen antwortete Arthur: »Madam, ich würde Eure ehrliche Meinung ganz gewiss akzeptieren.«
Eine lange Zeit sahen sie einander an, bis er schließlich den Kopf zu ihr senkte. Zuerst trafen sich ihre Lippen nur zögernd, aber rasch loderte das Feuer auf. Ehe Isabel wusste, wie ihr geschah, war seine Hand in ihren Haaren, während die andere sich auf ihren Rücken legte und sie näher zu sich heranzog. Dann unterbrach Arthur den Kuss plötzlich, starrte in ihre Augen und flüsterte: »Ich muss es besser machen.«
Einen Moment bekam Isabel beinahe Angst, denn sie wusste nicht, wie sie es aushalten sollte, wenn dieser Kuss noch besser würde. Und als er seinen Mund wieder auf ihren drückte, musste er sie festhalten, da ihre Beine nachzugeben drohten. Er schmeckte nach Sex, sein Kuss war pure Lust.
Als er von ihrem Mund abließ, war ihr ganzer Körper in Aufruhr.
Sanft umfasste er ihr Gesicht mit den Händen, und nun verlor sie tatsächlich das Gleichgewicht. Hätte er sie nicht rechtzeitig um die Taille gepackt und wieder hochgezogen, wäre sie gestürzt. »War es so schlimm?«, fragte er besorgt.
»Sir«, antwortete sie wie in Trance, »dort, wo ich herkomme, beurteilen wir unsere Studenten auf einer Skala von A bis F, wobei A für außerordentlich gut steht und F für fehlerhaft. B, C und D liegen in dem Bereich dazwischen.«
»Und wo würdet Ihr mich einordnen, Isabel?«, fragte er, ohne seine grünen Augen von ihr abzuwenden.
»Ihr wärt zweifellos der Jahrgangsbeste.«
»Was ist das denn nun schon wieder?«, wollte er wissen. »Hier und da habe ich den Eindruck, dass unsere Sprachen nicht zusammenpassen.«
»Entschuldigt, Sir. Ich wollte sagen, Ihr bekommt ein A mit Sternchen.«
»Und das ist gut?«
»Besser geht es nicht.«
»Und wenn doch? Ich würde sehr gern besser sein.«
»Ich helfe Euch gern beim Üben.«
»Ihr seid sehr schön, Isabel. Eure Haare sind so weich wie Eure Haut, und Ihr duftet so gut.«
»Ihr redet viel zu viel, Arthur, wo es mir wahrlich lieber wäre, Ihr wäret einfach still und würdet mich noch einmal küssen.«
Doch statt ihre Lippen mit seinen zu bedecken, hob er ruckartig den Kopf und legte etwas unsanft die Hand auf ihren Mund. »Psst, Mylady, etwas ist hier nicht in Ordnung.«
Nicht schon wieder das Kaninchen! Oder vielleicht war es besser, wenn es ein Kaninchen wäre.
Bevor sie wusste, was los war, hatte Arthur sich schützend vor sie gestellt und wandte sich dem schattigen Gebüsch am Gartenweg zu.
»Zeigt Euch!«, forderte er. »Freund oder Feind?«
»Ich bin es nur, mein König, ich bin es – James!«, antwortete eine tiefe Stimme.
Sofort erinnerte Isabel sich an den stämmigen Mann, der ihr als Arthurs Erster Knappe vorgestellt worden war. Sie wusste nicht, ob sie weglaufen und sich verstecken oder lieber so tun sollte, als wäre sie ein Zaunpfahl. Doch Arthur ließ ihr gar keine Wahl, er hielt sie so fest, dass sie sich auch nicht hätte vom Fleck rühren können, wenn sie gewollt hätte.
»Komm näher, James, und erkläre mir, warum du um diese Zeit unterwegs bist. Und warum du mich aufsuchst.«
James trat aus dem Schatten, erstaunlicherweise so
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