Goettin der Legenden
die beiden Frauen kommen sah, richtete sie sich sofort auf und blickte ängstlich von Gwen zu Isabel. »Bitte entschuldigt, Madam, ich habe nur Euer Bad vorbereitet. Ich werde zurückkommen, wenn Ihr bereit seid.«
»Wir brauchen Tee, Mary«, sagte Isabel.
»Es tut mir sehr leid, Mary«, sagte Gwen. »Bitte entschuldige, dass ich dir vorhin den Spaß mit der Komtess verdorben habe. Und wir möchten keinen Tee, sondern lieber Wein.«
Isabel war zwar der Ansicht, dass Wein so ungefähr das Letzte war, was Gwen brauchte, aber mit einer Frau in der PMS -Phase zu diskutieren, war aussichtslos. Also nickte sie Mary zu und formte mit den Lippen: »Entschuldigung!«
»Rot oder weiß?«, erkundigte sich Mary.
»Beides«, antwortete Isabel. »Und bitte auch etwas Käse und Aufschnitt und reichlich Brot zum Aufsaugen.«
Mary knickste, Isabel knickste, dann rannte Mary aus dem Zimmer, ehe sie den nächsten Wettbewerb ausrufen und einen Lachanfall bekommen konnten.
»Ich fühle mich nicht in der Lage, aufs Bett zu klettern, Isabel.«
»Wie wäre es, wenn wir uns einfach auf den Boden legen, Gwen? Dann können wir plaudern wie zwei junge Mädchen.«
Ohne Widerrede ließ Gwen sich auf den Boden sinken. »Was ist los mit mir, Isabel?«
»Vertraut mir, morgen früh werdet Ihr Euch wieder besser fühlen.« Moment mal, es ging um PMS . Ohne die Hilfe einer Apotheke dauerte es vielleicht schon ein paar Tage. »Oder jedenfalls sehr bald.«
Mary war so damit beschäftigt, ihr vollbeladenes Tablett gerade zu halten, dass sie um ein Haar mit König Arthur zusammengestoßen wäre. So schnell sie konnte, blieb sie stehen, was das Tablett allerdings in eine noch heiklere Balance brachte.
Während sie eine ausführliche Entschuldigung plapperte, versuchte sie auch noch zu knicksen.
Kurz entschlossen nahm ihr der König freundlich lächelnd das Tablett aus den Händen. »Schon gut, Mary, entschuldige bitte, dass ich dich so erschreckt habe.«
Es dauerte eine Weile, bis sich das Mädchen wieder einigermaßen gefasst hatte.
»Die Königin ist nicht mehr bei den Näherinnen, König Arthur, falls Ihr dorthin unterwegs seid.«
»Das war ich nicht – sollte ich mich dorthin begeben?«
Anscheinend hatte Lily – das Mädchen, das Isabel aus der Nähstube nach ihm geschickt hatte – ihn also nicht gefunden. »Nein, jetzt nicht mehr, Sir, ich meine, Majestät – ich bitte inständig um Verzeihung für meine Tollpatschigkeit.«
Arthur lachte leise. »Es lag nicht an dir, Mary, ich bin der Ungeschickte von uns beiden.« Dann sah er auf das Tablett hinunter, auf die beiden Kelche, die beiden Weinsorten, die Auswahl an Aufschnitt, Käse und Brot. »Bist du auf dem Weg zum Zimmer von Komtess Isabel?«
»Ja, das bin ich, Sir.«
»Dann hat sie wohl einen Gast?«, fragte er.
»Ja, Sir.«
Mary kannte den König nicht besonders gut, aber sie erkannte deutlich, dass ihn ihre Antwort verletzte. Er sah genauso niedergeschlagen aus wie James, als sie seinen ersten Antrag abgelehnt hatte.
Kurz wog sie ihre Loyalitäten gegeneinander ab und kam zu dem Schluss, dass sie Lady Isabel nicht hintergehen würde, wenn sie dem König die Wahrheit sagte. »Sie hat die Königin zu Gast, Mylord.«
Er blickte auf, und nun glänzten seine Augen wieder. »Gwen ist bei ihr?«
»Ja, Mylord.« Mary war so froh, dass sie am liebsten losgehüpft wäre. Zweimal schon hatte sie heute ein Mitglied der Königsfamilie glücklich gemacht. Was für ein wundervoller Tag. Sie konnte es kaum abwarten, James davon zu erzählen.
»Dann lass mich das Tablett zur Tür tragen, Mary.«
»Aber, Sir!«
»Psst. Wir sind ganz leise. Und ich werde mich zurückziehen, bevor du hineingehst. Die beiden Damen werden nie erfahren, dass ich in der Nähe war.«
»Aber ich kann nicht zulassen, dass Ihr dieses Tablett tragt, mein König. Das ist meine Aufgabe.«
»Ich erkläre es zum Staatsgeheimnis«, verkündete Arthur mit seinem charmanten Lächeln. »James würde es mir niemals verzeihen, wenn ich seine Lady nicht als die Lady behandle, die sie ist.«
»Ich bin keine Lady, ich bin nur ein Dienstmädchen.«
»Alle, die in Camelot arbeiten, sind Männer und Frauen, nicht mehr und nicht weniger«, erwiderte der König, während sie sich wieder auf den Weg machten.
»Ihr und Komtess Isabel würdet Euch bestimmt gut verstehen. Vor gerade einer Stunde hat sie in der Nähstube fast das Gleiche gesagt – dass alle im Schloss Respekt verdienen.«
»Ach ja?«
»Sie ist
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