Goettin der Legenden
mir erlebt habe.«
»Aber sie sind Euch gegenüber sehr loyal.«
»Das ist nicht das Gleiche. Von Schlossbediensteten erwartet man nichts anderes.«
»Ich glaube, wahre Loyalität muss man sich verdienen, man kann sie nicht einfach erwarten oder gar verlangen.«
»Was habe ich denn falsch gemacht?«
»Nichts anderes, als was Königsfamilien seit jeher tun. Prinzessin Di war eine absolute Ausnah…« Die Kette schlug zu. Isabel seufzte. »Ihr betrachtet Eure Bediensteten als Werkzeuge, nicht als Menschen. Würdet Ihr Euch ihre Namen merken und Euch nach ihrem Leben und ihren Lieben erkundigen, dann könntet Ihr Euch auch mit ihnen anfreunden.«
»Ihr seid erst seit zwei Tagen hier, und schon ist Euch das gelungen.«
Isabel nahm Gwens Hand. »Die Männer und Frauen, die Euch dienen, sind loyal, Gwen. Und glaubt mir, Ihr seid als Königin ganz in Ordnung. Es gibt üble Tyrannen auf der Welt.«
Ein Schlag der Kette
.
»Aber Ihr seid keine Tyrannin. Soweit ich gehört habe, haben alle, die im Schloss arbeiten, sehr viel Respekt vor Euch. Wenn es nicht so wäre, hätte sich die Sache zwischen Euch und Lance sicher schon längst herumgesprochen.«
Gwen fuhr herum und starrte sie an. »Was sagt Ihr da?«
»Ach bitte, Gwen, Euer Verhältnis entgeht vielleicht den Hunden und den Hühnern. Und nicht mal bei den Hunden bin ich mir sicher.«
»Was Ihr da sagt, verwirrt mich sehr. Ich … ich habe mein Gelübde Camelot gegenüber immer sehr ernst genommen.«
»Aber das Gelübde, das Ihr Arthur gegeben habt, wohl nicht so sehr. Das habt Ihr gebrochen, als Ihr auf Abwege geraten seid, und es ehrt ihn, dass er denjenigen, die Bescheid wissen – und glaubt mir, das sind alle –, verbietet, darüber zu sprechen.«
Gwen sprang auf. »Das ist nicht wahr.«
Isabel blickte zu ihr empor. »Was ist nicht wahr? Dass Ihr Euer Gelübde gebrochen habt oder dass alle darüber Bescheid wissen?«
Gwen starrte auf sie hinab. »Ihr überschreitet Eure Grenzen, Komtess, und missbraucht meine Gastfreundschaft. Ich fordere Euch und Euer Gefolge hiermit auf, Camelot augenblicklich zu verlassen.«
Isabel studierte ihre Nägel, die eine Maniküre bitter nötig gehabt hätten. Vage überlegte sie, ob Mary davon womöglich auch etwas verstand. Oder ob sie vielleicht eine Freundin mit einem entsprechenden Talent hatte. »Bekommt Ihr gerade Eure Periode, Gwen? Ihr benehmt Euch schon den ganzen Tag, als hättet Ihr PMS . Rauf-runter, rauf-runter. Ihr könnt Eure Emotionen überhaupt nicht im Zaum halten.«
»Verschwindet!«
»Holt Arthur her, damit er mir das bestätigt, dann werde ich Euch diesen Wunsch erfüllen.« Isabel stand auf. Sie war mindestens fünfzehn Zentimeter größer als die ätherische Königin, die sich in einer Nanosekunde in einen Drachen verwandelt hatte. Und die garantiert unter PMS litt. »Bis er mich ebenfalls wegschickt, werde ich Euer Königreich nicht verlassen. Mary hat mich gebeten, ihre Trauzeugin zu sein, und ich habe nicht vor, sie zu enttäuschen. Erst wenn klar ist, dass Ihr und Arthur beide etwas dagegen habt, werde ich Mary absagen und mich bei ihr entschuldigen.«
Im nächsten Moment klappte Gwen wieder zusammen und sank auf die Stufe. »Was ist denn nur los mit mir?«
Sofort spürte Isabel Mitleid für sie, setzte sich neben sie und nahm die kleine Königin in den Arm. »Na, sind es die Tage?«
»Was für Tage?«
»Ich weiß nicht, wie Ihr es nennt. In meiner Zeit …«
Ein Schlag der Kette
.
»… ich meine, in meinem Land nennen wir es unsere Periode. Den Teil des Monats, an dem wir … da unten … bluten.«
»Ja, es ist ungefähr diese Zeit.«
»Seht Ihr. Hormone sind fies.«
»Wer sind Hormone? Sollte ich sie persönlich kennen?«
»Nein, nein, das würdet Ihr nicht wollen.«
Gwen schluchzte an Isabels Schulter. »Woher wisst Ihr denn all diese Dinge?«
»Glaubt mir, ich weiß sie einfach, Gwen. Ich bin dafür bekannt, dass ich Männer mit Bratpfannen traktiere, wenn ich meine Tage habe.«
»Ehrlich?«, fragte Gwen kichernd.
»Ehrlich. Aber jetzt sollten wir zurück in mein Zimmer und uns von Mary einen Tee bringen lassen. Mit entspannenden Kräutern aus Eurem Garten.«
Gwen schaute zu ihr empor. »Ja, das wäre schön, aber wir könnten uns auch einfach Wein bestellen.«
»Gut, das funktioniert sicher auch.«
Isabel musste Gwen mehr oder weniger zu ihren Gemächern tragen. Als sie dort ankamen, war Mary schon da und streute gerade Kräuter in die Badewanne.
Als sie
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