Goettin der Legenden
ich habe nicht erwartet, dass Ihr dieses Vorhaben so rasch in die Tat umsetzt«, erwiderte Isabel, klatschte in die Hände und rief: »Verzeiht die Störung, Frauen, aber ich würde gern eine Abstimmung durchführen.«
»Eine Abstimmung, Madam?«, fragte Mary hinter Isabels Rücken, denn sie hatte immer noch Angst, Gwen direkt gegenüberzutreten. Der Gedanke, dass die Königin ihre Dienstboten nur als Mittel betrachtete, um sich ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, machte ihr schwer zu schaffen. Von den meisten Frauen in diesem Raum kannte Guinevere ja nicht einmal die Namen. Das war traurig und beschämend. Sie hatte als Königin versagt. Und das nicht nur in dieser einen Hinsicht.
»Wie viele von euch wollen morgen früh an unserem Spiel teilnehmen?«, erkundigte sich Isabel. »Bitte hebt nur die Hand, wenn ihr es ernst meint und euch wirklich dafür interessiert. Es gibt keine Strafe für diejenigen, die nicht mitmachen wollen, richtig, Königin Guinevere? Keiner verlangt das von euch.«
»Ja, alle sollen frei entscheiden, Isabel.«
»Da hört ihr es selbst, aus dem Mund der Königin. Ihr könnt wählen, ob ihr mitmachen wollt oder nicht, ohne negative Konsequenzen. Wer nicht mitmachen möchte, hat eine Stunde zur freien Verfügung. Aber ihr solltet etwas tun, das euch wirklich Spaß macht. Himmel, ihr könnt euch natürlich auch für eure Männer ausziehen.«
Einige lachten.
»Was für ein Spiel machen wir denn?«, fragte eine Frau, ohne von ihrer Näharbeit aufzublicken.
Gwen sah Isabel an. »Komtess Isabel wird euch diese Frage sicher beantworten können.«
Isabel überlegte und antwortete schließlich: »Das hängt vom Wetter ab.«
In diesem Augenblick ertönte draußen ein lauter Donnerschlag, und es begann heftig zu regnen.
»Wenn wir im Schloss bleiben müssen, ist das auch kein Problem. Hat eine von euch schon einmal von dem Spiel ›Der Plumpsack geht um‹ gehört?«
»Was ist denn ein Plumpsack?«
Gemeinsam gingen Isabel und Gwen die Treppe hinunter. »Der Plumpsack geht um?«, wiederholte Gwen amüsiert.
»Mit Frauen, die noch nie zusammen gespielt haben, muss man am besten klein anfangen.«
Ein paar Schritte weiter wandte Gwen sich ihr wieder zu. »Ich entschuldige mich von Herzen für meine verdrießliche Stimmung vorhin.«
Isabel nickte. »Was war denn los, Gwen? Ich kenne Euch noch nicht lange, aber lange genug, um zu wissen, dass Euer Verhalten sehr untypisch für Euch war.«
»Ihr beide, Ihr und …«
»Mary. Sie heißt Mary. Und sie wird demnächst James, Arthurs Ersten Knappen, heiraten.«
Gwen errötete. »Ja, ja, natürlich. Mary. Ihr beide habt Euch über den Hofknicks lustig gemacht.«
Isabel legte den Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen. »Ach bitte, kommt endlich darüber weg. Das war doch nur Spaß. Es sollte kein Affront gegen Euch sein. Wir haben bloß einen kleinen Wettkampf veranstaltet.«
»Für mich hat es sich angefühlt, als sollte mein Status in Frage gestellt werden.«
»Jetzt reicht es aber, Gwen. Seit wann kümmert Euch denn so etwas? Bis heute habe ich Euch als eine aufgeschlossene Frau erlebt, die allen freundlich begegnet. Und heute zeigt Ihr plötzlich die Krallen – ohne ersichtlichen Grund.«
Gwen schlug die Augen nieder, dann schienen plötzlich ihre Knie nachzugeben, und sie setzte sich schnell auf eine Treppenstufe. Isabel ließ sich neben ihr nieder. »Was ist los, Gwen?«
»Ich bin eifersüchtig, Isabel.«
»Auf was denn? Falls Ihr auf heute Morgen anspielt – zwischen mir und Arthur ist nichts passiert.«
Das stimmte nicht ganz, es war nur fast nichts passiert. Sehr zu ihrer Enttäuschung.
»Heute Morgen?«
Am liebsten hätte Isabel sie geschüttelt. Was war nur los mit dieser Frau? »Ich meine, wir haben uns einfach gut unterhalten. Wie immer.«
Das stimmte. Sie hatten viel miteinander geredet. Sie hatten sich auch geküsst, waren fast nackt gewesen und hätten um ein Haar Sex gehabt, aber dies musste ja nicht unbedingt erwähnt werden.
»Das, was zwischen Euch und Arthur vor sich geht, ist nicht der Grund, warum ich so durcheinander bin.«
Oh, hervorragend. War das als grünes Licht zu verstehen?
»Was ist es dann?«
»Ich habe den Spaß zwischen Euch und …«
»Mary. Sie heißt Mary!«
»Ja, Mary. Ich habe gesehen, wie viel Spaß Ihr und Mary hattet, und da habe ich die Klauen des Neids gespürt.«
»Warum?«
»Weil ich nie so einen freundschaftlichen Austausch zwischen meinen Leuten und
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