Göttin der Rosen
Asterius’ schwarze Augen blitzten, und er brüllte laut vor Zorn, während er einen Schlag nach dem anderen gegen die üblen Kreaturen führte. Die Anmut seiner Bewegungen war wunderschön und ebenso tödlich.
Er holte aus, stieß zu, und Selbstsucht wälzte sich am Boden; aus seinen aufgeschlitzten Tentakeln spritzte dunkles Blut in einem roten Bogen auf die Rosen. Asterius senkte den Kopf, stieß mit einer blitzschnellen Bewegung seine Hörner in den am Boden liegenden Traumdieb, griff im gleichen Augenblick nach hinten und rammte Neid, der sich an seinen Rücken klammerte, die Klauen ins Kreuz. Die Körper beider Kreaturen zuckten, und dann lösten auch sie sich in blutrote Qualmwolken auf.
»Noch einmal, Aeras!«, befahl Mikki.
Erneut rief Aeras den Wind herbei, der auch Neid und Selbstsucht tief in den uralten Wald verbannte.
»Was mischst du dich ein, Schlampe!«, kreischte Hass Aeras an.
Wie eine Viper schoss er auf die Dienerin des Luft-Elements zu, aber Mikki war schneller und stieß Aeras zur Seite, so dass der Traumdieb stattdessen mit der Empousa zusammenstieß. Ein stechender Schmerz fuhr durch Mikkis Arm und Schulter, als sie unter ihm zu Boden stürzte.
Doch dann schrie Hass erneut auf, und sein Körper krümmte sich, als Asterius’ Klauen ihm den Rücken zerfetzten. Mit einem grauenerregenden Knurren riss der Traumdieb Mikki mit sich in die Höhe, drehte sich blitzartig um und zog die Empousa wie einen Schutzschild vor sich.
Sofort hielt Asterius in seinem Angriff inne.
Hass stieß ein böses Lachen aus. »Warum zögerst du, Wächter? Nur eine schwache sterbliche Frau schützt mich vor deinem Zorn. Bist du nicht gewillt, deine Empousa zu opfern, nicht einmal, um das Reich vom Hass zu befreien? Vermutlich sollte mich das nicht überraschen. Ich meine, mich zu erinnern, dass du eine Schwäche für Hekates Hohepriesterinnen hast.« Hass presste sich mit dem Unterleib an Mikki. »Ich kann dir keinen Vorwurf machen. Sie ist reif und süß.«
Bei Asterius’ Knurren sträubten sich ihr die Nackenhaare, seine Stimme klang wie die eines tödlichen Raubtiers. »Ich werde dich bis in alle Ewigkeit leiden lassen, dafür, dass du sie angefasst hast.«
»Ich glaube nicht, Wächter. Ich glaube eher, du wirst das Tor für mich öffnen, und ich werde wohlbehalten hindurchgehen.« Der Traumdieb begann, sich auf die Rosenmauer zuzubewegen, Mikki hinter sich herschleifend. »Wenn du mir zu nahe kommst, spiele ich Schicksal und schneide ihr jetzt schon die Kehle durch.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, presste er seine Kralle an Mikkis Hals.
»Die Sache ist noch nicht erledigt«, knurrte Asterius und bewegte sich langsam mit dem Traumdieb und seiner Geisel auf das Tor zu. »Und wenn es eine Ewigkeit dauert – du wirst teuer dafür bezahlen, dass du sie angefasst hast.«
»Hass ist niemals erledigt, Wächter. Das solltest du doch inzwischen begriffen haben.« Er hielt inne, den Rücken zum Tor gewandt. »Jetzt öffne das Tor für mich, dann werde ich dir deine Empousa zurückgeben, obwohl ich es vergnüglich fände, mich ein Weilchen von ihr unterhalten zu lassen.« Hass sah Asterius mit gefletschten Zähnen an, beugte sich über Mikki und fuhr erneut mit der Zunge über den salzig-süßen Nacken der Hohepriesterin.
Das brachte das Fass zum Überlaufen. Mikki hatte genug. Mehr als genug.
»Nein, verdammt nochmal, nein!«, schrie sie auf und stieß den Daumen in das hervorquellende Insektenauge, das sich in ihrer Reichweite befand.
Das Schmerzgebrüll des Traumdiebs war ohrenbetäubend, er stieß Mikki von sich, doch im letzten Moment spürte sie seine Krallen, die durch ihre Haut drangen, gefolgt von einem Schwall feuchter Hitze. Sie griff sich an den Hals, stürzte zu Boden und beobachtete durch einen Schleier des Schmerzes, wie Asterius die sich windende Kreatur packte und den widerlichen Körper nach hinten bog, bis das Rückgrat mit einem scheußlichen Knacken brach. Asterius hob ihn hoch und schleuderte ihn über die Rosenmauer.
Dann kniete er neben Mikki, rief ihren Namen, berührte ihr Gesicht, strich ihr über die Haare.
Sie versuchte, ihn anzulächeln. Schon in Ordnung. War nicht deine Schuld. Ich hab sie reingelassen. Mikki war überzeugt, sie hätte die Worte laut ausgesprochen, aber anscheinend schaffte sie es nicht. Auf einmal waren alle vier Dienerinnen da. Sie weinten – sogar Floga, dabei hatte Mikki immer gedacht, die Dienerin des Feuers könnte sie nicht leiden. Zu gern
Weitere Kostenlose Bücher