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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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fest.
    Fasziniert von dem Bild, das ihre Phantasie heraufbeschworen hatte, nahm sie den Rest des Zimmers in Augenschein. Zwischen den Wandteppichen standen wunderschön geschnitzte Kleiderschränke, und ganz in der Nähe des Himmelbetts entdeckte sie einen großen Schminktisch. Er schien nur darauf zu warten, dass eine Märchenprinzessin oder eine Göttin sich davorsetzte, um sich zurechtzumachen. Als das flackernde Licht eines der Kronleuchter sie blendete, blickte Mikki auf. Die Wände waren so hoch, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um an die gewölbte Decke sehen zu können, die mit Fresken von blut- und goldfarbenen Mikado-Rosen bemalt war.
    »Wo, zur Hölle, bin ich?«, flüsterte Mikki ungläubig. Wie konnte ihr Kopf so eine erstaunliche »Realität« heraufbeschwören? Vielleicht habe ich sie gar nicht heraufbeschworen … vielleicht ist all das hier real, und mein altes langweiliges, ereignisloses Leben war der Traum. Der Gedanke waberte durch ihren betäubten Geist, noch schwerer greifbar als Rauch.
    Trotz allem fühlte sie sich ein bisschen wie ein Eindringling, als sie aufstand und ihre nackten Zehen in dem unendlich weichen Teppich vergrub.
    Meine nackten Zehen?
    Sie sah an sich hinab. Zu ihrem Erstaunen trug sie ein langes weißes Gewand mit einem tiefen V-Ausschnitt, der einiges an Dekolleté sehen ließ. Die langen Ärmel waren mit Spitzen besetzt, die auch ihre Taille umschlossen, und das gesamte Gewand war mit winzigen scharlachroten Rosen bestickt. Mikki strich mit den Fingern über das Material – so etwas hatte sie noch nie gespürt. Es fühlte sich nicht an wie Seide, aber gleichzeitig war es viel zu weich und glatt für Baumwolle. Handelte es sich womöglich um teures Leinen? Auf jeden Fall war das Material sehr schmeichelhaft. Wie ein durchscheinender Wasserfall floss es an ihrem Körper hinab und zeigte gerade so viel Haut, um verführerisch, aber nicht schlampig zu wirken. Mikki streckte ein Bein vor sich aus und genoss das Gefühl, wie der weiche Stoff über ihre nackte Haut strich.
    »Nackt?« Sie erstarrte. Dann hielt sie das Oberteil ihres Kleids von sich weg und spähte an ihrem Körper hinab. »Sehr nackt«, hauchte sie und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
    Wann war das passiert? Oder besser gesagt, wer hatte das getan? Wahrscheinlich die beiden Dienerinnen, sagte sie sich. Bitte, o bitte, flehte sie innerlich und verdrängte den Gedanken an den Biestmann, der sie so beharrlich verfolgt hatte. Auch wenn sie ihre Dienerinnen nicht kannte, waren sie wenigstens Frauen. Geistesabwesend strich Mikki mit einer Hand über ihren Ärmel. Das Gefühl des weichen Stoffes unter ihren Fingerspitzen beruhigte ihre angespannten Nerven. Sie hob ihre Hand, um sich den Ärmel genauer anzusehen, und bemerkte dabei, dass die Schnitte auf ihrem Handrücken zwar verschorft waren, aber immer noch weh taten, wenn man sie berührte.
    Sie erinnerte sich genau, wie sie sich geschnitten hatte, als die kleine Parfümflasche in ihrer Handtasche zerbrochen war. Als Mikki erneut vorsichtig über den dünnen Schorf strich, zuckte sie vor Schmerz zusammen. Die Schnitte waren eindeutig echt. Sie holte tief Luft, und tatsächlich stieg ihr der unverwechselbare Duft ihres Parfüms in die Nase. Eine Halluzination könnte doch bestimmt nicht so viele ihrer Sinne täuschen? Oder doch?
    Mit einem leisen Seufzen ging Mikki zur Fensterfront hinüber. Als sie näher kam, sah sie, dass die Scheiben in der Mitte Marmorgriffe hatten und die Fenster sich auf einen großen Balkon öffneten. Sie presste ihr Gesicht dicht an das Glas und versuchte die Umgebung auszumachen, konnte im schwindenden Licht aber nicht weiter sehen als bis zur Balustrade des Balkons. Dahinter konnte sie nur undeutliche, dunkle Silhouetten erkennen. Und dann beschlug das Glas durch ihren Atem.
    »Sei nicht so ein Angsthase«, wies sie ihr Spiegelbild zurecht. Ohne auf das nervöse Flattern ihres Herzens zu achten, drückte sie die Klinke herunter und trat in die kühle Abendluft hinaus.
    Der Balkon aus cremefarbenem Marmor schien sich vor ihr bis in weite Ferne zu erstrecken und wand sich zu beiden Seiten in einem großen, eleganten Bogen um das …
    … Schloss!
    Mikki blieb der Mund offen stehen, als sie sich zu dem imposanten Bauwerk hinter ihr umdrehte.
    »Ach du lieber Himmel!« Das Gebäude war aus demselben cremefarbenen Marmor wie der Balkon und wirkte auf den zweiten Blick eher wie ein riesiger Palast als ein traditionelles Schloss.

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