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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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dachte, er könnte sie einfach so stehen lassen? Sie war kein kleines Mädchen, das sich nur in die Gewänder der Macht hüllte. Sie war eine erwachsene Frau – selbständig und intelligent. Sie ließ sich nicht von herablassenden Männern für dumm verkaufen, ganz egal, ob sie Hörner hatten oder nicht. Mikki bedachte den Wächter mit einem stechenden Blick.
    »Ich muss dich ein paar Dinge fragen, bevor du wegrennst«, sagte sie ruhig.
    »Ich renne nicht …«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn sofort, ohne auf die Warnung in seiner Stimme zu achten. »Ich spreche mit Hekates Autorität. Dieses Mal wirst du mir zuhören und antworten.«
    Seine teils tierischen, teils menschlichen Gesichtszüge irritierten sie nach wie vor, aber sie war sicher, Anerkennung in seinen dunklen Augen wahrzunehmen.
    »Was wollt Ihr wissen, Empousa?«, fragte er, drehte sich um und kam zu ihr zurück.
    Sie spürte sein Näherkommen, als würde es die Luft um sie herum verändern. Ihr Herz schlug schneller, und sie musste darauf achten, ihre Stimme sachlich klingen zu lassen.
    »Ich muss wissen, ob die Mauer irgendeine Schwachstelle hat. Gibt es einen Bereich, wo man leichter eindringen kann, eine Tür oder ein Tor?«
    Er überlegte einen Moment und nickte dann. »Ja, es gibt ein Tor in der Rosenmauer, und es ist gut möglich, dass sich der Schutzwall dort am leichtesten überwinden lässt.«
    »Wissen meine Dienerinnen von dem Tor?«
    Er nickte erneut. »Ja, Empousa.«
    »Dann sollen sie mich dorthin führen, sobald sie den Dünger für die Rosen besorgt haben.«
    Seine dichten Augenbrauen hoben sich. »Ihr wollt, dass die Dienerinnen sich um die Rosen kümmern?«
    Mikki sah ihn entrüstet an. »Wie soll ich mich denn ganz allein um derartig viele Rosen kümmern? Sie müssen alle gedüngt, zurückgeschnitten und von welken Blüten befreit werden – und das ist nur der Anfang. Ich würde tot umfallen, wenn ich versuchen wollte, das alles allein zu erledigen, und so oder so würde ich es nicht schaffen. Das wäre weder schlau noch produktiv.«
    Sein Gesicht war wieder zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt. Frustriert stieß sie die Luft aus.
    »Willst du mir sagen, dass die anderen Empousas das alles allein erledigt haben?«
    »Soweit ich weiß, haben die anderen Empousas ihre Dienerinnen nur an die Rosen gelassen, um Sträuße zu schneiden und ihr Zimmer zu dekorieren.«
    »Und wer war für die Schädlingsbekämpfung und die allgemeine Pflege zuständig, die Rosen immer brauchen?«
    »Diese Rosen brauchten bisher nie Pflege, die Anwesenheit ihrer Empousa hat für ihr Gedeihen ausgereicht.«
    »Sie waren noch nie krank?«
    »Nein, niemals.«
    »Und bevor du, äh, zur Statue geworden bist, warst du da schon lange hier?«
    »Ich bin hier, seit Hekate die Herrschaft über dieses Reich übernommen hat.« Mikki nahm an, dass das verdammt lange her war. Anscheinend waren die Rosen über Äonen kerngesund gewesen und hatten nichts weiter gebraucht, als dass Hekates Hohepriesterin bei ihnen war. Bis jetzt, wo Mikki zur Empousa ernannt worden war. Na super … Die Neuigkeiten wurden immer besser.
    »Na, dann haben sich die Zeiten wohl geändert, oder ich bin eine andere Art Empousa, denn ganz offensichtlich brauchen die Rosen jetzt Pflege. Ich kann mich nicht allein darum kümmern, also müssen die Frauen mir helfen.«
    Er sah sie lange schweigend an, und Mikki wurde schon ungeduldig, als er endlich sagte: »Ja, ich glaube, du bist anders als deine Vorgängerinnen.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Keines von beidem«, erwiderte er schroff.
    »Ich denke, es ist gut«, erwiderte sie bestimmt und versuchte, sich von seiner zynischen Art nicht einschüchtern zu lassen. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass Zynismus oft Emotionen versteckte, die zu schmerzhaft waren, um sie der Welt zu zeigen. Ihr eigener Zynismus hatte die Tatsache verborgen, dass sie sich in ihrer alten Welt nie wirklich zugehörig gefühlt hatte. Sie fragte sich, ob sein abweisendes Verhalten etwas damit zu tun hatte, weshalb Hekate ihn versteinert und aus ihrem Reich zu verbannt hatte? Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihn schon eine ganze Weile wortlos anstarrte, und sie fuhr schnell fort: »Aber wahrscheinlich ist man in meiner alten Welt eher dazu geneigt, ›anders‹ als ›gut‹ anzusehen.«
    »Ach ja?« Seine tiefe Stimme triefte vor Sarkasmus. »Warum denke ich dann nicht genauso?«
    »Ich schätze, dass ich ›anders‹ auch nicht mit ›gut‹ gleichsetzen

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