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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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entschied sie, dass ihre neu entdeckte, wenn auch unbeabsichtigte Bestimmtheit vielleicht gerade richtig war.
    »Was für eine Gefahr, Empousa?«, polterte er.
    Nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie anfing, nervös auf der Unterlippe zu kauen. »Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass die Rosen krank sind, und das bedeutet, dass die Rosenmauer um die Gärten herum wahrscheinlich auch in Mitleidenschaft gezogen ist. Meine Intuition sagt mir, dass diese Schwäche gefährlich ist.« Sie hielt die Luft an, während sie auf seine barsche Erwiderung wartete. Doch er neigte leicht den Kopf.
    »Ihr habt gut daran getan, mich zu rufen, Empousa. Ich hätte Eure Autorität nicht in Frage stellen dürfen. Wenn die Grenze zwischen den Welten geschwächt ist, muss ich das Reich vor Eindringlingen schützen.«
    »Also soll ich mich zuerst um die Rosenmauer kümmern?«
    »Ja, das wäre sicher eine kluge Entscheidung, Empousa.«
    Mikki nickte. »Hekate hat mir geraten, meinem Bauchgefühl zu folgen. Gut, dass ich auf sie gehört habe«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
    »Eurem Bauchgefühl?«
    »Ja, sie meint, dann würde ich schon das Richtige tun.«
    Er schnaubte. »Die Göttin hat von Bauchgefühlen gesprochen?«
    War es möglich, dass seine Augen belustigt glitzerten?
    »Na ja, sie hat es ein bisschen anders ausgedrückt.« Mikki konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er sah sie an, und Mikki hatte das Gefühl, als könnte sein Blick mit seiner unglaublichen Intensität die Distanz zwischen ihnen überbrücken und sie berühren. Und sie fühlte noch etwas anderes – etwas, was sie aus ihren Träumen wiedererkannte: eine tiefe Erregung. Der Wächter war gefährlich und furchteinflößend, aber gleichzeitig war er ein machtvolles, überwältigend maskulines Wesen. Genau wie in ihren Träumen fühlte sie die ungeheure Faszination, die von ihm ausging und sie magisch anzog. Sie hielt seinem dunklen Blick stand und erklärte: »Hekate hat gesagt, ich soll meinen Instinkten folgen, und genau das habe ich vor.«
    Als würde auch er unwiderstehlich angezogen, kam der Wächter auf sie zu, bis er so nahe vor ihr stand, dass er sie leicht hätte berühren können. »Und was sagt dir dein Instinkt jetzt, Mikado?«
    Mikki stockte der Atem. Sie konnte die Hitze seines Körpers spüren. Dank der Treppe waren sie fast auf Augenhöhe, und Mikki staunte erneut über die Gegensätze, die sein Gesicht bestimmten: schön und faszinierend, bestialisch und gefährlich.
    Er ist nicht nur teils Mann, teils Biest. Er ist mehr als das. Er ist teils Gott …
    Langsam hob er die Hand, nahm eine dicke Haarsträhne, die sich aus Mikkis Zopf gelöst hatte, zwischen Zeigefinger und Daumen und ließ sie durch seine Finger gleiten. Das tiefe Grollen seiner Stimme hatte etwas seltsam Intimes.
    »Kannst du nicht sprechen, Mikado? Wo ist die tapfere Priesterin, die mich hierherbefohlen hat? Ist meine Nähe so furchteinflößend, dass sie die Flucht ergriffen hat?«
    »Ich habe Angst, aber ich gehe nirgendwohin«, erwiderte Mikki fest und nahm mit Genugtuung die Verwunderung in seinen Augen zur Kenntnis. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihm ehrlich antworten würde. Seine Geste absichtlich nachahmend, streckte sie die Hand aus und berührte behutsam seine glänzende schwarze Mähne.
    Der Wächter zuckte zurück, als hätte sie ihm einen elektrischen Schlag verpasst. Seine Stimme klang rau und heiser. »Nehmt Euch in Acht, Empousa. Vielleicht werdet Ihr feststellen, dass das Biest, das Ihr erweckt habt, längst nicht so zahm ist wie Eure geliebten Rosen.« Mit einem leisen Knurren drehte er sich um und ging davon, abrupt und ohne jede Erklärung …
    »Warte!«, rief sie ihm nach.
    Der Biestmann hielt sofort inne, wandte ruckartig den Kopf und starrte sie über seine Schulter hinweg an.
    Als sie seinem Blick diesmal begegnete, konnte sie sich fast mit seinen Augen sehen – eine schwache, unentschlossene Frau, die ihn wie ein kleines Mädchen zurückgerufen hatte, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich von ihm wollte.
    Das Bild machte sie wütend.
    Sie war Hekates Hohepriesterin, Empousa des Reichs der Rose. Sie hatte ihn beschworen. Allein ihr Instinkt hatte sie auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht. Es spielte keine Rolle, dass sie nicht genau wusste, worin diese Gefahr bestand. Sie tat das, wofür Hekate sie auserwählt hatte. Und, verdammt nochmal, er hatte sie zuerst berührt! Wofür hielt er sich, dass er

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