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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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ihr sagte, sie solle schreiend davonlaufen, wäre sie nicht mehr so dumm, den nächstbesten Trottel zu engagieren. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
    Lina seufzte. Sie wusste, was sie sich dabei gedacht hatte. Sie hatte Hilfe gebraucht. Die Verwaltung des Geldes, das ihr Geschäft abwarf, hatte nie zu ihren starken Seiten gehört. Früher hatte das ihr Vater übernommen, doch vor drei Jahren war er mit Linas Mutter zur Großmutter nach Florida in eine Seniorenanlage gezogen. Linas Vater war völlig überzeugt gewesen, dass sie allein mit ihren Finanzen zurechtkommen würde, deshalb hatte sie im vergangenen Jahr nicht vor ihm zugeben wollen, letztlich eingeknickt zu sein und einen Buchhalter angestellt zu haben. Anstatt ihren Vater also um Rat zu fragen, wen sie nehmen solle, hatte sie auf eigene Faust gehandelt und sich vor lauter Stress übereilt für Frank Rayburn entschieden, diesen charakterlosen Schmierfinken.
    »Das hast du verdient, weil du dich von deinem Stolz hast leiten lassen«, murmelte Lina vor sich hin und bog nach Osten in die 15 th Street ab – die Straße, die nach wenigen Häuserblocks in ein Viertel namens Cherry Street mündete und Lina zu ihrer umwerfenden, wunderschönen und jetzt bankrotten Bäckerei bringen würde.
    Ihr Magen zog sich zusammen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die Schulden zu begleichen und trotzdem ihre beiden Langzeitangestellten sowie ihren Namen und den Standort zu behalten. Lina umklammerte das Lenkrad und wickelte sich mit der anderen Hand eine kurze Haarsträhne um den Finger. Sie würde ihren Namen nicht verkaufen. Das konnte sie nicht.
    Pani della Dea
oder »Die Brote der Göttin« – der Name klang wie Zauberei. Er war untrennbar mit den herrlichsten Erinnerungen an Linas Kindheit verbunden.
Pandolci della dea
hießen die Leckereien, die sie mit ihrer geliebten Großmutter an langen Winternachmittagen gebacken hatte, während sie alte Schwarzweiß-Filme schauten und duftenden, mit Honig gesüßten Tee tranken.
    »Carolina Francesca, du backst wie eine kleine Göttin!«
    Bis heute konnte Lina die Stimme ihrer Großmutter hören, wenn sie ihre Enkelin ermutigte, mit den traditionellen Rezepten aus der alten Heimat zu experimentieren, ihrem geliebten Italien.
    »
Sì, bambina,
halte dich zuerst an das Rezept, wie es geschrieben steht, dann fange an, ein wenig
hinzuzufügen – hier ein bisschen, da ein bisschen. So machst du dir die Rezepte zu eigen.«
    Lina hatte sie sich tatsächlich angeeignet, und zwar mit einer Hingabe und einem Eifer, von dem selbst ihre Großmutter beeindruckt war, einer außergewöhnlich guten Köchin. Linas Oma hatte vor ihren Freundinnen so sehr von den Backkünsten der Enkelin geschwärmt, dass Lina nach und nach gebeten wurde, den Bekannten anlässlich eines Geburtstags oder Jubiläums etwas Besonderes zu backen. Als Lina ihren Abschluss an der Highschool machte, besaß sie bereits einen festen Kundenstamm, hauptsächlich pensionierte Witwen und Witwer, die den Geschmack selbstgebackenen Brotes zu schätzen wussten.
    Als die Großmutter ihr angeboten hatte, einen Aufenthalt in Florenz zu finanzieren, um sich dort an der berühmten internationalen Kochschule Apicius ausbilden zu lassen, begann Lina, an ihrem Traum zu feilen – der Traum, eine eigene Bäckerei zu besitzen. Als sie klein war, hatte die Oma ihr immer eingeflüstert, Italien und das Backen lägen ihr im Blut. Nachdem sie Apicius erfolgreich abgeschlossen hatte, folgte Lina dem Geflüster ihrer Kindheit zurück nach Tulsa. In sich trug sie ein kleines Stück von Italien, von italienischer Finesse und Romantik und von der erstaunlichen Vielfalt seiner Brote und Backwaren. Auch bei Linas Traum unterstützte die Großmutter sie. Gemeinsam entdeckten sie ein heruntergekommenes altes Haus mitten im Zentrum des Künstlerviertels von Tulsa, auch bekannt als Cherry Street. Sie hatten es gekauft und im Laufe der Zeit ein funkelndes kleines Florenz daraus gemacht.
    Lina schüttelte den Kopf und stellte das Radio aus. Sie konnte
Pani della Dea
nicht untergehen lassen. Das würde nicht nur ihr das Herz brechen; auch ihre Großmutter träfe es bis ins Mark. Und was wäre mit ihren Kunden? Die Bäckerei war Treffpunkt einer angenehm vielschichtigen Stammkundschaft, die hauptsächlich aus örtlichen Exzentrikern, Berühmtheiten und Pensionären bestand. Es war mehr als nur eine Bäckerei. Es war ein einzigartiger gesellschaftlicher Dreh- und Angelpunkt.
    Und was würden

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