Goettin meines Herzens
hin oder her.“
„Wie können Sie es wagen?“, flüsterte sie zornig. Ihr Herz raste, ob der Mischung aus Wärme und Wut, die seine Berührung und diese harschen Worte in ihr auslösten.
„Ich wage, was ich wagen muss, um mich und die meinen zu schützen“, sagte er mit rauer Stimme. „Deine Schwestern stehen nun unter meiner Obhut, und du wirst dich um ihretwillen benehmen.“
Sie bedachte ihn mit einem hochmütigen Blick, während finstere Wünsche für sein zukünftiges Wohlergehen ihre Gedanken erfüllten. Aus irgendeinem dummen Grund erstand vor ihrem inneren Auge aber immer wieder das Bild, wie er sich, die Augen voller Sehnsucht, vor Verlangen nach ihr verzehrte. Dabei mochte sie ihn nicht einmal, Himmel noch eins!
„Sie wissen nichts von mir, Sir, und daran wird sich nie etwas ändern.“
„Unterschätzen Sie mich nicht, Mrs. Braxton. Wenn Sie mich zwingen, Ihren Lebenswandel dem öffentlichen Urteil preiszugeben, werden Sie es schon bald bereuen.“
Die ständig lauernde Unruhe hielt sie so stark in ihrem Griff, dass ihr beinahe übel davon wurde. Dennoch begegnete sie tapfer seinem steinernen Blick, wenn auch nur, damit er sie nicht wie etwas Unappetitliches anstarrte, das seinen Stiefel beschmutzte.
„Ist es Ihre Gewohnheit, sich auf Urteile aus zweiter Hand zu verlassen, Mylord?“
„Nein, ich verlasse mich auf meine Erfahrung“, erwiderte er mit starrem Blick, den sie nicht zu deuten wusste.
Obwohl er sie mit solcher Verachtung strafte, streichelten seine Finger sanft über ihr Handgelenk. Ein verbotener Schauer der Erregung jagte ihr über den Rücken, eine Wirkung, die er gewiss nicht zu erzielen suchte. Die Erinnerung an diesen Kuss stand nicht nur lebhaft in ihrem Gedächtnis, nein, ihr ganzer Körper erzählte davon, schwelgte in rauschhaften Gefühlen.
„Wenn du dich zu benehmen weißt, ist dir eine Woche Aufenthalt erlaubt, meine Liebe“, fuhr er fort. „In solch kurzer Zeit wirst du wohl kaum dein übliches Unheil anrichten können.“
„Da mein Großvater in seinem Testament mein Hiersein verfügte, bevor sein Wille vollstreckt und sein Nachlass unter den Erben aufgeteilt wird, werden Sie mir wohl Unterkunft gewähren müssen. Ob es Ihnen passt oder nicht, Sie haben keine Wahl. Außerdem bin ich gewiss nicht ‚Ihre Liebe‘.“
„Ich habe immer eine Wahl, Madam.“
„Dann wählen Sie, mich nun gehen zu lassen, damit Ihnen das Dinner zur gewohnten Zeit serviert werden kann.“
Mit unschmeichelhafter Eile ließ er sie los. Sie bemerkte etwas von der Verletzlichkeit und der ungezügelten Leidenschaft in seinem Gesicht, die er ihr bereits in seinem Kuss gezeigt hatte.
„Gehen Sie schon“, meinte er gequält, ehe er sich knapp verbeugte und sich sogleich unhöflich in eines der Rechnungsbücher auf dem Schreibtisch vertiefte, als ob er sie aus seinen Gedanken bereits verbannt hätte.
Sich selbst versichernd, wie froh sie sein konnte, der Gesellschaft eines solch ungehobelten, mit Vorurteilen erfüllten Mannes zu entkommen, verließ Miranda den Raum ohne ein weiteres Wort. Vor der edlen Mahagonitür aber blieb sie stehen, blinzelte einige Male entschlossen und sagte sich, dass die Tränen, die in ihren Augen brannten, allein ihrer Müdigkeit und Wut zuzuschreiben waren. Nein, sie würde sich diesen kurzen Besuch in ihrem Zuhause nicht von ihm verderben lassen. Selbst Christopher Alstone, Earl of Carnwood, hatte keine Macht über ihre Gedanken.
3. KAPITEL
Christopher wartete einige Augenblicke, bis er sich sicher sein konnte, dass sie tatsächlich gegangen war. Dann warf er das Rechnungsbuch, auf das er gestarrt hatte, als wäre es in Hieroglyphen verfasst, auf den Tisch, und schenkte sich einen Brandy ein. Die letzte halbe Stunde bewies, dass er in Gegenwart von Miranda Alstone jeglichen Verstand verlor.
Seit fünf langen Jahren verfolgte sie ihn in seinen rastlosen Träumen, selbst wenn es ihm gelang sie aus seinen wachen Gedanken zu vertreiben. In der Tat plagten ihn mit lästiger Regelmäßigkeit Fantasien von einer Frau, der er nur einmal begegnet war, sie aber seitdem nicht wieder vergessen konnte, sosehr er es auch versuchte.
Ihrem Gedächtnis hingegen schien ihre frühere schicksalhafte Begegnung vor all diesen Jahren völlig entfallen zu sein. Dieses Wissen entfachte eine lodernde Wut in ihm, weckte den Wunsch, etwas zu werfen, um seinem Zorn Luft zu machen, damit dieser nicht in einem unbedachten Augenblick überkochte und jene verbrannte, die es nicht
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