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Goettin meines Herzens

Goettin meines Herzens

Titel: Goettin meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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oder sich selbst war, legte sich das Mädchen über die Schulter und begann zu laufen. Da man sie sicherlich verfolgen würde, blieb ihm kaum eine andere Wahl, als zu seinem Schiff zurückzukehren. Schon waren polternde Schritte hinter ihnen zu hören.
    „Lauf zur ‚Ellen May‘“, rief er der Tavernenmagd zu.
    Der schurkische Gatte blieb ihnen nicht lange auf den Fersen, der Maat stellte sich indes als zäher Halunke heraus. Nur ein Wunder konnte ihn davor bewahren, zu Brei geschlagen zu werden, wusste Kit. Seine Verblüffung war deshalb groß, als plötzlich eine dunkle Altstimme rief: „Ahoi ‚Ellen May‘, helft uns, oh bitte, helft uns.“
    „Gut gemacht, Venus“, keuchte er.
    Doch auch aus den anderen Tavernen strömten inzwischen die Menschen, um sich aus purem Vergnügen der Jagd anzuschließen. Er ahnte, dass er das sichere Schiff nicht mehr erreichen konnte. Wahrscheinlich würde man ihn zuvor in Stücke reißen, seine Hafenvenus dem Mob zum Opfer fallen.
    Unverhofft aber erklang rhythmisches Getrommel, die Schritte marschierender Männer hallten auf dem Kopfsteinpflaster und der warnende Ruf „Zwangsrekrutierung! Die Stinker woll’n uns für den Militärdienst schanghaien!“, erscholl.
    So schnell wie es sich gefüllt hatte leerte sich das Dock nun. Bald stand Kit schnaufend und erschöpft alleine da, nicht mehr in der Lage, sich oder die Schönheit in seinen Armen in Sicherheit zu bringen. Jahre auf See standen ihm drohend bevor, und nur der Himmel wusste, welches Schicksal seine Venus in den brutalen Händen der Rekruteure ereilen würde. Nicht etwa der Gedanke an harte Arbeit und Demütigung ließ Wut in ihm aufsteigen, sondern die Aussicht, alles zu verlieren, wofür er so schwer gekämpft hatte. Aus dem Nichts hatte er sich hochgearbeitet, dennoch würden seine blaublütigen Verwandten nun recht behalten. Christopher „Kit“ Alstone würde es ebenso wenig zu etwas bringen wie sein Vater und Großvater vor ihm.
    „Verfluchte, hochnäsige Alstones“, stieß er hervor, während er auf die Knie sank. Seine schöne Last rührte sich an seiner Schulter, und ihr entfuhr ein Seufzer der Verzweiflung. „Das ganze Pack soll in der Hölle verrotten!“
    „Sind schon da“, glaubte er sie murmeln zu hören.
    Irgendwie hatte Venus die Kraft gefunden, sich aufzurichten. Taumelnd stand sie da, als sich plötzlich die Tavernenmagd aus den Schatten löste und sie bei der Hand nahm. Einen Augenblick zogen und zerrten sie einander stumm hin und her, während sich die halb entblößte Schönheit an seine Schulter klammerte. Schließlich aber ließ sie los und verschwand so schnell, als hätte es sie nie gegeben.
    Diese Erinnerung quälte ihn erneut, als er aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurückfand. Denn sie konnte damals ja nicht wissen, dass sein Kapitän mitsamt der neuen Mannschaft all den Lärm veranstaltet hatte, um die Menge zu täuschen und zur Flucht zu bewegen. Immer noch schmerzte es ihn, wenn er daran dachte, wie er seine Venus vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt und sie ihn daraufhin unbekümmert seinem Schicksal überlassen hatte, ohne sich auch nur noch einmal nach ihm umzudrehen. Sehr lange hatte er gebraucht, um über diese verflixte Frau hinwegzukommen. Nun stand ihm diese schwere Aufgabe erneut bevor.
    Als er Miranda Alstone, die sich nun Mrs. Braxton nannte, auf dem Familienstammsitz willkommen heißen wollte, hatte er sich unvermittelt wieder an den schmutzigen Pier versetzt gesehen, am Rande der Verzweiflung auf den Knien liegend. Denn statt des durchgebrannten, in Ungnade gefallenen Wildfangs, den er erwartet hatte, stand er plötzlich seiner Göttin gegenüber. Es war ihm sogar gelungen, sich einzureden, dass er sich täuschen musste, bis er die vorgebliche Tavernenmagd erblickte, die keck neben ihr stand und ihn herausfordernd anschaute. Ihr Anblick hatte seine Hoffnung auf einen Irrtum endgültig zunichte gemacht.
    Fast hätte er sich vom offenen, freundlichen Lächeln auf Mrs. Miranda Braxtons vollen Lippen erneut bezaubern lassen. Doch seine Erinnerungen überwältigten ihn in jenem Moment, und die ungebändigte Wut brauste in ihm so wild auf wie ein Wirbelsturm. Dann aber überlagerte das Bild der gefassten, liebreizenden Witwe das von seiner ungezähmten jungen Venus mit den seengleichen Augen, dem sinnlichen Mund, und heißes Verlangen setzte seinen Körper, einem Fieber gleich, gnadenlos in Brand. Wie er die Minuten der Begrüßung überstand, ohne die verflixte

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