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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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mit Haut und Haar verschlungen hatte. Die einen sahen darin das Omen eines drohenden spanischen Angriffs auf Port Royal, andere den Beweis dafür, dass Hunter selbst die Spanier angreifen wollte.
    Sir James Almont hatte keine Zeit für Omen. An dem Vormittag befragte er einen französischen Gauner namens L’Olonnais, der am Morgen mit einem spanischen Zweimaster als Prise in den Hafen eingelaufen war. L’Olonnais hatte keinen Kaperbrief, und außerdem herrschte offiziell Frieden zwischen England und Spanien. Noch schlimmer war die Tatsache, dass der Zweimaster, als er im Hafen ankam, nichts barg, was von besonderem Wert gewesen wäre. Ein paar Felle und Tabak, das war alles, was in seinem Frachtraum gefunden wurde.
    L’Olonnais war zwar ein bekannter Korsar, aber er war ein dummer, brutaler Mann. Viel Intelligenz brauchte man als Freibeuter freilich nicht. Man musste lediglich in den richtigen Breiten abwarten, bis zufällig ein geeignetes Schiff vorbeikam, und es dann angreifen. Jetzt stand L’Olonnais mit seiner Mütze in den Händen im Büro des Gouverneurs und erzählte seine unwahrscheinliche Geschichte mit kindlicher Unschuld. Er sei zufällig auf den Zweimaster gestoßen, sagte er, und habe ihn verlassen vorgefunden. Es sei niemand an Bord gewesen, und das Schiff sei steuerlos herumgetrieben.
    »Wahrhaftig, es muss von einer Seuche oder einem anderen Unheil befallen worden sein«, sagte L’Olonnais. »Aber es war ein stattliches Schiff, und ich hielt es für meine Pflicht der Krone gegenüber, es hierher in den Hafen zu bringen, Sire.«
    »Es war überhaupt niemand an Bord?«
    »Nicht eine Menschenseele.«
    »Auch keine Toten?«
    »Nein, Sire.«
    »Und Ihr habt keinen Hinweis darauf entdeckt, welches Unglück dem Schiff widerfahren ist?«
    »Nicht einen, Sire.«
    »Und die Ladung –«
    »So wie Eure Inspektoren sie vorgefunden haben, Sire. Wir würden nichts anfassen, Sire. Das wisst Ihr.«
    Sir James fragte sich, wie viele unschuldige Menschen L’Olonnais ermordet hatte, um die Decks des Handelsschiffes zu leeren. Und er fragte sich, wo der Pirat an Land gegangen war, um die kostbaren Anteile der Ladung zu verstecken. Im Karibischen Meer lagen unzählige Inseln und kleine brackige Eilande, die sich bestens dafür eigneten.
    Sir James trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. Der Mann log offensichtlich, aber er brauchte Beweise. Selbst im rauen Port Royal galt das englische Gesetz.
    »Nun gut«, sagte er schließlich. »Ich weise Euch ausdrücklich darauf hin, dass die Krone überaus unzufrieden mit der Beute ist. Der König nimmt daher ein Fünftel –«
    »Ein Fünftel!« Normalerweise nahm der König ein Zehntel oder sogar nur ein Fünfzehntel.
    »In der Tat«, sagte Sir James gelassen. »Seine Majestät erhält ein Fünftel, und ich weise Euch zudem ausdrücklich darauf hin, dass Ihr unverzüglich vor Gericht gestellt und als Pirat und Mörder gehängt werdet, falls mir irgendein Beweis für niederträchtiges Verhalten Eurerseits zu Ohren kommt.«
    »Sire, ich schwöre Euch, ich –«
    »Genug«, sagte Sir James und hob eine Hand. »Ihr dürft vorläufig gehen, aber denkt an meine Worte.«
    L’Olonnais verbeugte sich mit übertriebenem Eifer und ging rückwärts aus dem Zimmer. Almont läutete nach seinem Berater.
    »John«, sagte er, »spürt mir einige von L’Olonnais’ Seeleuten auf und sorgt dafür, dass ihre Zungen gut mit Wein geölt werden. Ich will wissen, wie er an das Schiff gekommen ist, und ich will stichhaltige Beweise gegen ihn.«
    »Sehr wohl, Euer Exzellenz.«
    »Und John: Legt den Zehnt für den König beiseite und ein Zehntel für den Gouverneur.«
    »Ja, Euer Exzellenz.«
    »Das wäre alles.«
    John verbeugte sich. »Euer Exzellenz, Captain Hunter ist da wegen seiner Papiere.«
    »Dann führt ihn herein.«
    Einen Moment später betrat Hunter den Raum. Almont stand auf und schüttelte ihm die Hand.
    »Ihr seid offenbar guter Laune, Captain.«
    »Das bin ich, Sir James.«
    »Die Vorbereitungen laufen gut?«
    »Vortrefflich, Sir James.«
    »Zu welchen Kosten?«
    »Fünfhundert Dublonen, Sir James.«
    Almont hatte mit dieser Summe gerechnet. Er holte einen Beutel Münzen aus seinem Schreibtisch hervor. »Das wird genügen.«
    Hunter nahm das Geld mit einer Verbeugung entgegen.
    »Nun denn«, sagte Sir James. »Ich habe ein Schreiben aufsetzen lassen, das Euch das Fällen von Blutholz gestattet, wo immer Ihr es als angemessen erachtet.« Er reichte Hunter den Brief.
    Im

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