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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Ihr für diese wahnsinnige Unternehmung?«
    »Ich gebe Euch vier Anteile.«
    »Vier Anteile? Ihr seid ein knauseriger Mann, Captain Hunter. Mein Stolz ist verletzt, wenn Ihr denkt, ich bin nur vier Anteile wert –«
    »Fünf Anteile«, sagte Hunter mit der Miene eines Mannes, der schweren Herzens nachgibt.
    »Fünf? Sagen wir acht, und die Sache ist abgemacht.«
    »Sagen wir fünf, und die Sache ist abgemacht.«
    »Hunter. Es ist spät, und ich bin kein geduldiger Mensch. Sagen wir sieben?«
    »Sechs.«
    »Meine Güte, Ihr seid wirklich knauserig.«
    »Sechs«, wiederholte Hunter.
    »Sieben. Trinkt noch ein Glas Wein.«
    Hunter blickte ihn an und befand, dass diese Verhandlung nicht wichtig war. Sanson wäre leichter zu lenken, wenn er das Gefühl hatte, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Er wäre schwierig und übellaunig, wenn er glaubte, ungerecht behandelt worden zu sein.
    »Also gut, sieben«, sagte Hunter.
    »Mein Freund, Ihr seid mit großer Vernunft gesegnet.« Sanson streckte seine Hand aus. »So, jetzt erzählt mir, wie Ihr angreifen wollt.«
    Sanson lauschte dem Plan, ohne ein Wort zu sagen, und als Hunter fertig war, schlug er sich klatschend auf den Oberschenkel. »Es stimmt, was man so sagt«, stellte er fest, »über die trägen Spanier, die eleganten Franzosen – und die listigen Engländer.«
    »Ich glaube, es wird gelingen«, sagte Hunter.
    »Ich habe nicht den geringsten Zweifel«, sagte Sanson.
    Als Hunter den kleinen Raum verließ, brach über den Straßen von Port Royal der Morgen an.

KAPITEL 8
    Natürlich ließ sich das Vorhaben unmöglich geheim halten. Es waren einfach zu viele Seeleute versessen darauf, auf einem Freibeuterschiff anzuheuern, und zu viele Händler und Bauern nötig, um Hunters Schaluppe Cassandra auszurüsten. Schon am frühen Morgen war Hunters bevorstehender Beutezug in aller Munde.
    Es hieß, Hunter plane einen Angriff auf Campeche. Es hieß, er wolle Maracaibo plündern. Es wurde sogar gemunkelt, er wage einen Angriff auf Panama wie Drake gut siebzig Jahre zuvor. Doch für eine so lange Seereise waren enorme Mengen Vorräte erforderlich, und da Hunter erstaunlich wenig Proviant lud, vermuteten die meisten Klatschmäuler, Havanna sei Ziel des Raubzugs. Havanna war nie zuvor von Freibeutern angegriffen worden. Schon allein der Gedanke war in den Augen der meisten Leute reiner Wahnsinn.
    Weitere verwirrende Informationen kamen ans Licht. Black Eye, der Jude, kaufte Kindern und Stromern im Hafen Ratten ab. Was der Jude mit Ratten wollte, überstieg die Vorstellungskraft eines jeden Seemanns. Außerdem hatte Black Eye angeblich die Gedärme eines Schweins erworben – die für Wahrsagerei benutzt werden könnten, aber doch nicht von einem Juden.
    Unterdessen wurde der Goldladen des Juden geschlossen und mit Brettern vernagelt.
    Der Jude war irgendwo in den Hügeln der Insel unterwegs. Er war vor dem Morgengrauen aufgebrochen, mit Schwefel, Salpeter und Holzkohle im Gepäck.
    Die Ladung Vorräte für die Cassandra war gleichermaßen rätselhaft. Pökelfleisch wurde nur begrenzt bestellt, aber dafür eine erhebliche Menge Wasser – so auch etliche kleine Fässer, die der Fassbinder, Mr Longley, extra anfertigen sollte. Im Hanfladen von Mr Whitstall war eine Bestellung für über tausend Fuß dickes Seil eingegangen – zu dick für die Takelage einer Schaluppe. Der Segelmacher, Mr Nedley, war beauftragt worden, etliche große Segeltuchbeutel zu nähen, die mit Seilschlingenverschlüssen versehen waren. Und Carver, der Schmied, fertigte ganz spezielle Enterhaken – sie ließen sich klein und flach zusammenklappen, weil die Zacken Scharniere hatten.
    Überdies gab es ein Omen: Am Morgen fingen Fischer einen riesigen Hammerhai und zogen ihn unweit von Chocolata Hole, wo die Wasserschildkröten ihre Nester hatten, auf den Kai. Der Hai maß über zwölf Fuß und war mit seiner breiten Schnauze und den weit auseinanderstehenden Augen ein Ausbund an Hässlichkeit. Fischer und Passanten feuerten ihre Pistolen auf das Tier ab, ohne erkennbare Wirkung. Der Hai zappelte und wand sich bis zum Mittag auf den Planken.
    Dann wurde dem Hai der Bauch aufgeschlitzt, und die schleimig gewundenen Eingeweide quollen heraus. Etwas Metallisches blitzte auf, und als man die Innereien zerteilte, entpuppte sich das Metall als die vollständige Rüstung eines spanischen Soldaten – Brustpanzer, Sturmhaube, Knieschützer. Daraus wurde geschlossen, dass der Hammerhai den bedauernswerten Soldaten

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