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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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auch eine Paste aus Olivenöl, Asche und zerstoßenen Regenwürmern, um das Ergrauen der Haare zu verhindern. Doch weil die Mischung so erbärmlich stank, verwendete er sie weniger häufig, als er eigentlich sollte.
    Gouverneur Almont spülte sich die Haare mit dem Rosenwasser aus, trocknete sie und musterte sein Antlitz im Spiegel.
    Einer der Vorzüge seines Ranges als höchster Beamter der Kolonie Jamaika war der Besitz des besten Spiegels auf der Insel. Er war fast einen Quadratfuß groß und von vorzüglicher Qualität, ohne Wellen oder Sprünge. Ein Händler im Ort hatte ihn sich im Jahr zuvor aus London kommen lassen, und Almont hatte das Prachtexemplar unter irgendeinem Vorwand konfisziert. Derlei war keineswegs unter seiner Würde und ja, er war sogar der Ansicht, dass er sich mit solchen Willkürhandlungen in der Gemeinde zusätzlichen Respekt verschaffte. Wie sein Vorgänger, Sir William Lytton, ihn in London gewarnt hatte, war Jamaika »keine Region, die von einer übermäßig rigiden Moral niedergedrückt wird«. Sir James hatte sich in den Jahren danach häufig dieser Worte erinnert. Die Untertreibung war wunderbar treffend. Sir James selbst mangelte es an dieser Art der Wortgewandtheit; er war zu schroff und besaß ein ausgesprochen cholerisches Temperament, ein Umstand, den er auf seine Gicht zurückführte.
    Als er sich im Spiegel betrachtete, fiel ihm auf, dass es höchste Zeit war, sich vom Barbier und Bader Enders den Bart stutzen zu lassen. Sir James war kein gut aussehender Mann, und er trug einen Vollbart, um von seinem »wieselschnäuzigen« Gesicht abzulenken.
    Er knurrte sein Spiegelbild an und widmete sich dann seinen Zähnen, indem er einen angefeuchteten Finger in die Paste aus zerriebenem Kaninchenkopf, Granatapfelkernen und Pfirsichblüten tunkte. Er rieb sich mit dem Finger flink über die Zähne und summte dabei leise vor sich hin.
    Richards trat ans Fenster und blickte hinaus auf das einlaufende Schiff. »Das Handelsschiff soll die Godspeed sein, Sir.«
    »Ach ja?« Sir James spülte den Mund mit etwas Rosenwasser, spie aus und trocknete sich die Zähne mit einem Zahntuch. Es war ein elegantes Zahntuch aus Holland, rote Seide mit einer Spitzenborte. Er besaß vier davon, eine weitere Annehmlichkeit seines Ranges in der Kolonie. Eines war jedoch bereits ruiniert, weil ein achtloses Dienstmädchen es nach der einheimischen Methode beim Waschen mit Steinen bearbeitet und dadurch den zarten Stoff zerstört hatte. Mit der Dienerschaft hatte man es hier nicht leicht. Auch das hatte Sir William erwähnt.
    Richards war da eine Ausnahme. Richards war ein Juwel von einem Diener, Schotte, aber dennoch anständig, loyal und einigermaßen vertrauenswürdig. Überdies konnte man sich darauf verlassen, dass er regelmäßig den neusten Klatsch und Tratsch aus der Stadt berichtete, Dinge, die dem Gouverneur ansonsten nie zu Ohren kommen würden.
    »Die Godspeed, sagt Ihr?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Richards, während er Sir James’ Garderobe für den Tag auf dem Bett zurechtlegte.
    »Ist mein neuer Sekretär an Bord?« Laut den Meldungen vom Monat zuvor sollte die Godspeed seinen neuen Sekretär herbringen, einen gewissen Robert Hacklett. Sir James hatte noch nie etwas von dem Mann gehört und konnte seine Ankunft kaum erwarten. Er war seit acht Monaten ohne Sekretär, seit Lewis an der Ruhr gestorben war.
    Sir James schminkte sich. Zunächst rieb er Gesicht und Hals mit Bleiweiß ein – hergestellt aus Blei und Essig –, um eine elegante Blässe zu erzeugen. Dann trug er auf Wangen und Lippen einen roten Farbstoff aus Seetang und Ocker auf.
    »Wünscht Ihr, die Hinrichtung zu verschieben?«, fragte Richards, als er dem Gouverneur sein Heilöl brachte.
    »Nein, ich denke nicht«, sagte Almont und verzog das Gesicht, während er einen Löffel voll nahm. Das Öl, die Mixtur eines Londoner Krämers, stammte von einem Hund mit rotem Fell und galt als wirkungsvolles Gichtmittel. Sir James nahm es gewissenhaft jeden Morgen ein.
    Dann kleidete er sich an. Richards hatte richtigerweise des Gouverneurs beste Garderobe für förmliche Anlässe herausgelegt. Als Erstes zog Sir James ein Untergewand aus zarter, feiner Seide an, dann eine blassblaue Kniehose. Als Nächstes kam sein grünes Samtwams an die Reihe, steif gefüttert und unerträglich warm, aber unabdingbar an einem Tag mit offiziellen Pflichten. Sein bester Federhut bildete den krönenden Abschluss.
    Das alles hatte fast eine Stunde in Anspruch

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