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Gold

Gold

Titel: Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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blitzblank, leicht traurig –, der immer passte, ob nun ein Soufflé oder ein ganzes Imperium in sich zusammenfiel.

Kommandomodul des Todessterns
    Die Gefechtsstation hing im kalten, schwarzen Vakuum des Weltraums. Sophie Argall spürte die gewaltige metallene Masse unter ihren Füßen. Die Station war gigantisch. Sie besaß ihre eigene Gravitation, wenngleich die anscheinend nicht so stark war wie die Gravitation der Erde. Sophie spürte einen besonderen Schwung in ihren Schritten. Auf der Brücke des Todessterns fühlte sie sich, als hätte Dr. Hewitt ihr gerade gesagt, dass ihre Leukämie geheilt sei.
    Sophie checkte die Daten. Sie war acht Jahre alt. Der Todesstern war jünger. Wie viel jünger, wusste sie nicht. Der Todesstern wurde von 10 000 Turbo-Laser-Batterien und 768 Traktorstrahl-Projektoren verteidigt. Eine Crew von 265 675 Leuten bemannte ihn, hielt ihn sauber und kochte und wusch für 52 276 Schützen, 607 360 Krieger, 25 984 Klonkrieger, 42 782 Stabsmitglieder und 167 216 Piloten und Techniker. Trotz dieser Ausstattung waren die beiden zuvor gebauten Todessterne zerstört worden. Statistisch gesehen waren die Chancen eines Todessterns, den Kampfeinsatz zu überleben, gleich Null. Sophies Chance, die akute lymphoblastische Leukämie zu überleben, lag hingegen bei über neunzig Prozent. Ganz schön vermessen vom Todesstern, eine Anziehungskraft auf sie ausüben zu wollen.
    Sophie kannte die Statistik auswendig. Sie hatte den Todesstern tausendmal mit Filzstiften und Buntstiften gezeichnet, doch nichts hatte sie darauf vorbereitet, hier auf der Brücke zu stehen und durch die Bullaugen auf die Sterne zu blicken. Sie horchte auf das leise elektronische Summen der Steuerkreise und das sanfte, kühle Zischen der Klimaanlage.
    Sophie, ihre Eltern und Zoe waren mit dem Auto der Argalls – einem silbergrauen Renault Scénic – zum Filmstudio gefahren. Die Fahrt hatte drei Stunden und sechsunddreißig Minuten gedauert, das hatte Sophie mit ihrem iPod gestoppt. Sie hatte unterwegs den Original-Soundtrack von John Williams mit dem London Symphony Orchestra gehört und die anderen Autos auf der Schnellstraße ins Visier genommen. Die Nissans und Fords waren befreundete Rebellen. Die Mercedesse und BMWs feindliche TIE-Fighter.
    Mit einem Transporter waren sie vom Parkplatz zum Todesstern gefahren. Das hatte neunundvierzig Sekunden gedauert. Der Transporter sah aus wie ein normaler Aufzug, aber das war er nicht. Kaum waren sie aus dem Transporter gestiegen, wurden Dad und sie gefangen genommen, während Mum und Zoe irgendwo auf dem Todesstern in Freiheit blieben.
    Sophie konnte noch immer nicht ganz fassen, dass sie tatsächlich hier war. Sie musste an sich herunterschauen und überprüfen, ob es auch alle Atome in ihren Armen und Beinen heil durch den Transporterstrahl geschafft hatten.
    Zwei Klonkrieger patrouillierten in makelloser weißer Rüstung auf der Brücke. Sie überprüften sämtliche Einstellungen und jeden Schalter der Steuerkonsole. Unterhielten sich mit knappen metallischen Stimmen. Ihre Helme hatten ein geschlossenes Visier, so dass man die Gesichter nicht sehen konnte. Man merkte aber, dass sie nervös waren. Es lief das Gerücht um, Darth Vader werde in seinem persönlichen Raumschiff erwartet. Sophies Mund war trocken, ihr Herz hämmerte. Sie hielt die Hand ihres Vaters fest umklammert.
    Sie wusste, dass das alles nicht echt war, aber das bedeutete ja nicht, dass es nicht passierte. Wenn es ihr gut genug ging, dass sie in die Schule gehen konnte, was selten der Fall war, kam ihr die Schule auch nicht echt vor. Die anderen Mädchen hatten sich weiterentwickelt. Sie standen auf YouTube und fanden es komisch, dass sie noch ihre Kinderspielsachen mochte. Sie versuchte, sich auch für Popvideos zu interessieren, aber in Wahrheit wollte sie nichts anderes als ein Jedi-Ritter sein.
    Auch die Leukämie kam ihr nicht echt vor. Man bekam Schläuche angesteckt und wurde mit Chemikalien vollgepumpt, von denen einem die Ohren klingelten. Und die Haut wurde so durchsichtig, dass man in sich hineinschauen konnte. Es war schon möglich, dass sie nicht träumte – aber es war sehr unwahrscheinlich.
    Irgendwann dachte sie nicht mehr darüber nach, was echt war und was nicht. Wenn sie hin und wieder zur Schule ging, dann dauerte so ein Schultag sechseinhalb Stunden. Das ging schnell vorbei. Das Leben würde so lange dauern, bis man alt war (mit einer Wahrscheinlichkeit von neunzig Prozent), oder

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