Gold
es würde noch ein paar Monate dauern (mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent). Hier auf dem Todesstern zu sein, würde so lange dauern, wie es eben dauerte. So musste man es betrachten.
Ihr Dad kniete sich hin und legte den Arm um sie. »Mein großes Mädchen hat doch keine Angst, oder?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Sie tat so, als wäre es eine dumme Frage, aber Vader war im Anmarsch, und in Wahrheit hatte sie mehr Angst als je zuvor in ihrem Leben – sogar mehr als im Januar, als Dr. Hewitt ihr gesagt hatte, die Leukämie sei wieder da. Es war wichtig, dass Dad sich keine Sorgen machte. Für ihn war es schwerer.
»Mund halten, Gefangene!«, befahl ein Klonkrieger. Dann mit sanfterer Stimme: »Wollt ihr was zu trinken oder so? Einen Saft oder einen Keks?«
»Kann ich eine Ribena haben?«, fragte Sophie.
»Zauberwort?«, wollte der Klonkrieger wissen.
»Könnte ich bitte eine Ribena haben?«
»Natürlich«, sagte der Klonkrieger und holte ein Päckchen aus einer blauen Kühltasche.
»So eine Tasche haben wir zu Hause auch.«
»Wow, da siehst du mal, wie klein das Universum ist«, sagte der zweite Klonkrieger.
Der erste Klonkrieger schoss herum, sah den zweiten an und dann wieder zu Sophie. »Gefangene!«, sagte er. »Unser Meister wird jeden Augenblick erwartet. Wenn er eintrifft, musst du strammstehen. Wenn man dich einlädt, mit ihm zu sprechen, redest du ihn als ›Lord Vader‹ an. Wie musst du ihn ansprechen?«
»Lord Vader«, erwiderte Sophie schüchtern.
»Wie bitte? Ich kann dich nicht hören«, sagte der Klonkrieger und legte eine Hand an die Stelle, wo sich sein Ohr befunden hätte.
»Lord Vader!«, sagte Sophie, so laut sie konnte. Sie war müde von der langen Autofahrt. Ihre Stimme hatte ein kleines Loch, durch das die Luft entwich.
»Das reicht«, erklärte der Klonkrieger und flüsterte mit dem anderen.
Plötzlich wurde es ganz still. Die Klonkrieger standen stramm. Sophies Beine zitterten. Aus unsichtbaren Lautsprechern erklang der Imperial March , der das Böse ankündigte. Ein unfreiwilliges Wimmern entschlüpfte ihrer Kehle. Eine Sicherheitstür öffnete sich. Trockeneis wolkte herein. Aus dem Dampf tauchte die mächtige Silhouette von Darth Vader auf und betrat die Brücke. Sein Atemgerät zischte und klickte.
Er starrte Sophie und ihren Vater an und nickte langsam.
»So, die gefangenen Rebellenkrieger.«
Sophie spürte, wie schockierend heißer Urin an ihren Beinen hinunterlief. Er plätscherte auf den Boden aus gebürstetem Stahl. Unüberhörbar.
Sie sah auf die Pfütze hinunter, dann kamen ihr die Tränen. Dad würde ausflippen.
»Alles klar. Alles klar mit mir«, flüsterte sie und sah zu ihm auf.
Einen Moment lang herrschte überraschtes Schweigen auf der Brücke. Vaders Atemgerät keuchte.
»Hm … alles in Ordnung mit dir?«
»Ich glaube, sie musste ein bisschen pinkeln«, flüsterte Dad.
»Was?«, fragte Vader.
»Oh, wo habe ich denn nur meine Manieren gelassen? Ich meine, sie musste ein bisschen pinkeln, Lord Vader .«
Vader hielt die Hände in die Höhe, die schwarz verhüllten Handflächen abwehrend nach außen gekehrt. »Hey, ich will hier nicht der Böse sein.«
Der nette Klonkrieger kam herüber, kniete sich neben Sophie und nahm sie in den Arm.
»Schon gut«, flüsterte er. »So was kann vorkommen.«
Sophie sah ihren Vater an, dessen Gesicht ganz faltig vor lauter Sorge war. Sie konnte es nicht ertragen, dass sie ihm das angetan hatte, und fing an zu weinen.
Darth Vader beugte sich vor und klopfte ihr auf die Schulter. »Was ist das für ein Schlauch da?«
»Das ist … ein … ein … Katheter«, schluchzte Sophie.
Dad nahm sie in die Arme. »Damit bekommt sie die Chemo.«
»Ha!«, sagte Vader. »Das nennst du einen Katheter? Du solltest mich mal sehen, wenn ich den Helm abnehme. Ich habe so viele Schläuche in mir, dass ich aussehe wie ein Teller Spaghetti.«
Sophie lachte und schluchzte gleichzeitig. Eine grüne Rotzblase wuchs aus ihrer Nase, dehnte sich aus in die Unendlichkeit und schrumpfte wieder zusammen.
»Du bist eine sehr tapfere junge Dame«, sagte Vader.
Vom Weinen hatte Sophie furchtbare Kopfschmerzen bekommen und ein Reißen im Bauch und einen Schmerz in der Seite, so dass sie sich am liebsten zusammengerollt hätte.
»Es geht mir gut.« Sie schaute zu Dad auf. »Ich fühle mich super.«
Er lächelte. Sie lächelte zurück. Das war gut.
Nachdem sie Sophie gesäubert hatten, hob Darth Vader sie auf seine
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